Performative Sozialforschung arbeitet häufig mit künstlerischen Mitteln, um wissenschaftliche Ergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich und deren Relevanz auch über intellektuelles Verstehen hinaus erfahrbar zu machen. Am Arbeitsbereich Qualitative Methoden wird die Lehre zur Geschichte der Methoden empirischer Sozialforschung mit dem Entwickeln performativer Projekte verbunden: 2019/20 wurde ein Webcomic erstellt, 2024/25 wird ein Theaterstück erarbeitet (s.u.) und im Februar 2025 mehrmals aufgeführt werden. Wenn nach der Bedeutung von Jane Addams und den Siedlerinnen von Hull House oder nach W.E.B. DuBois gefragt wird, so geht es in den Projekten jeweils um Frauen und Schwarze als vergessene Klassiker der empirischen Sozialforschung. Deren wegweisende Beiträge für die Methodenentwicklung werden in den Mittelpunkt gerückt, und es wird nach geschlechtlichen und rassifizierenden Ausschlüssen in der Sozialwissenschaft gefragt.
In dem Webcomic-Projekt, das im Dezember 2020 mit dem Lehrpreis der Universität Tübingen ausgezeichnet wurde, geht es darum, sozialwissenschaftlichen Seminarstoff einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und auf unterhaltsame Weise zu informieren. Inhaltlich wird die Geschichte von Pionierinnen der US-Sozialforschung erzählt. Der Webcomic wurde von einem interdisziplinären Team erarbeitet und erhielt den Lehrpreis der Universität Tübingen für das Jahr 2020. In dem Masterseminar "Chicagoer Pragmatismus in Theorie und Praxis: Ursprünge empirischer Sozialforschung in den USA" vom Wintersemester 2019/20 entwickelten Ursula Offenberger und ihre Studierenden gemeinsam das Konzept für einen Webcomic. Im Mittelpunkt steht dabei eine Form von Sozialforschung, in der Sozialwissenschaft, Politik und praktische Sozialarbeit noch nicht getrennt waren, sondern eine Einheit bildeten. Außerdem geht es um wegweisende Beiträge von Frauen zur Geschichte der Sozialwissenschaft – eine Perspektive, die sich in den gängigen Klassikerkanones häufig nicht widerspiegelt.
Der Webcomic wurde mit Unterstützung einer Illustratorin fertiggestellt und wird seit Dezember 2020 in Etappen veröffentlicht. Ziel des Projekts ist dabei einerseits Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmern zu ermöglichen, mit kreativen Schreibtechniken zu experimentieren. Andererseits soll das Produkt bei anderen Studierenden das Interesse für die Geschichte der Sozialwissenschaften wecken. Die Comicszenen werden mit Hyperlinks zu vielfältigen Quellen angereichert, zum Beispiel mit Originaltexten, Bildern und Videos.
Das gesamte Projekt lässt sich erkunden unter:
https://digital-humanities.uni-tuebingen.de/webcomics/pragmatism-reloaded/
sowie bei Instagram: https://www.instagram.com/pragmatism_reloaded/
Ein Beitrag in der Zeitschrift "FQS/ Forum Qualitative Sozialforschung" findet sich hier: https://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/article/view/3946