Fellows und Forschende der Universität Tübingen können an einzelnen Events oder an Forschungskooperationen der Focus Groups teilnehmen. Wir nehmen gerne Ideen für neue Focus Groups entgegen und schreiben gelegentlich zur Teilnahme an Focus Groups aus. Wenn Sie bei einer Focus Group mitmachen möchten, kontaktieren Sie uns gerne. In unsererem Focus Groups Archiv und der Mediathek finden Sie durchgeführte Focus Groups, Projekte und Veranstaltungen.
Belonging
"Belonging" (Zugehörigkeit) ist ein zunehmend hinterfragtes Konzept im 21. Jahrhundert, in dem die menschliche Gesellschaft immer globaler wird. Gesellschaften werden vielfältiger, nationale Zugehörigkeiten werden durch moderne Arbeitsmigration sowie Flucht- und Armutsmigration in Frage gestellt, und traditionelle Bindungen scheinen sich generell aufzulösen. Zugleich entsteht ein neues Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Stehen die Phänomene Globalisierung und Zugehörigkeit im Widerspruch zueinander? Oder sind wir heute herausgefordert, Zugehörigkeit überhaupt neu zu denken?
Nachbarschaften werden in vielen Disziplinen – von der Stadtplanung bis hin zu Oral Histories und Archäologie – zunehmend als Orte globaler Begegnungen verstanden. Die Kohorte der Global Encounters Fellows im akademischen Jahr 2024/25 bringt Wissenschaftler*innen zusammen, die an Forschungsfragen verschiedener Disziplinen zum Thema "Nachbarschaften" arbeiten.
Die Focus Group Intercultural Studies geht von der globalen Vielfalt geistesgeschichtlicher Traditionen und menschlicher Welt- und Selbstverständnisse aus. Die Forschungsprojekte zielen einerseits auf eine Sensibilisierung für den Reichtum nicht-westlicher Ideen, andererseits auf ein grundsätzliches Verständnis von Interkulturalität und die kritische Reflexion der europäisch-westlichen Tradition. Im Zentrum stehen Fragen nach dem Bewusstsein für das Zusammenleben verschiedener Kulturen in der globalen Welt: Wie lässt sich das Miteinander verschiedener kultureller Welten denken, ohne sie unter eine allgemeine Form zu subsumieren? Wie lassen sich verdeckte Machtstrukturen und Identitätszuschreibungen aufdecken? Was kann kulturelle Zugehörigkeit heute überhaupt bedeuten und welchen Einfluss hat die Globalisierung auf die kulturelle Zugehörigkeit des Einzelnen? Müssen wir die europäisch-westliche Ideengeschichte neu bewerten? Wie verändert die interkulturelle Begegnung unser Verhältnis zur Natur? Und was bedeutet sie für die Wissenschaften?
Die berühmte kantische Frage „Was ist der Mensch?“ lässt sich heute nicht mehr stellen, ohne den Menschen in seiner Situiertheit und Zugehörigkeit zur Welt zu erfassen. Sie betrifft deshalb grundsätzlich das menschliche Dasein im Ganzen und bringt verschiedene Disziplinen miteinander ins Gespräch. Vor allem aber betrifft die Frage nach dem Menschen den Fragenden immer auch selbst, so dass auch die Antworten auf diese Frage ihrerseits historisch und kulturell situiert sind. Dadurch gewinnt die Frage nach dem Menschen jenseits der existentiellen und sozialen Dimensionen auch eine globale gesellschaftspolitische Relevanz. Wir greifen diese Themen („One World Anthropology“, „The Comparative Anthropology of Worlding“) in einzelnen Veranstaltungen auf und versuchen, Brücken zwischen verschiedenen Disziplinen zu schlagen.
Die Focus Group arbeitet an Fragestellungen an der Schnittstelle von Neurowissenschaft und Geisteswissenschaften. Sie untersucht, inwiefern neurowissenschaftliche Forschungen Relevanz für die Geistes- und Sozialwissenschaften haben und umgekehrt. Dass menschliches Verhalten und Handeln immer häufiger auf neuronale Prozesse zurückgeführt wird, stellt die Geistes- und Sozialwissenschaften, in deren Kompetenzbereich solche Fragen bislang fielen, vor Herausforderungen, bietet aber auch die Chance zu interdisziplinärer Forschungsarbeit. Durch das Überschreiten von Fächergrenzen öffnen sich hier unerwartete Perspektiven, um fachspezifische Fragen neu zu perspektivieren und gemeinsame Antworten zu finden. Die Focus Group zielt auf einen Austausch zwischen Neuro- und Kognitionswissenschaften, Psychiatrie und Geistes- und Sozialwissenschaften wie Philosophie und Literaturwissenschaft und steht damit in der Tradition der vom Werner Reichardt Centrum für Integrative Neurowissenschaften und dem College of Fellows co-organisierten „CIN Dialogues at the Interface of the Neurosciences and the Arts and Humanities“. Sie bietet einen Ort für den interdisziplinären Dialog und die fächerübergreifende Zusammenarbeit an der Universität Tübingen, an der international renommierte Neurowissenschaften auf starke Geistes- und Sozialwissenschaften treffen.
Der parallel mit dem globalen Vormasch autokratischer und autoritärer Strömungen und dem Aufstieg der selbsternannten ‘Neuen Rechten’ in Europa zu beobachtende Aufstieg rechtsextremer Parteien ist symptomatisch für soziale Spaltungsprozesse, die Demokratie und Menschenrechte, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das interkulturelle Zusammenleben bedrohen. Am College of Fellows als Institution, die den wissenschaftlichen Austausch über Grenzen hinweg fördert und den Grundsätzen der Menschenrechte, der Anerkennung und Förderung von Vielfalt und des respektvollen Umgangs miteinander verpflichtet ist, entsteht eine Focus Group, die sich dieser Thematik widmet. Die Focus Group wird in Zusammenarbeit mit dem Tübinger Institut für Rechtsextremismusforschung (IRex) und dem Connecticut / Baden-Württemberg Human Rights Research Consortium (HRRC) organisiert.