Durch den spätestens seit 1600 rasch wachsenden Arbeitskräftebedarf der west- und nordeuropäischen Kolonialmächte, vor allem der Niederlande und Großbritanniens, weitete sich der geographische Horizont der europäischen Arbeitssuchenden erheblich. Mein Projekt nimmt die jährlich mehreren tausend (überwiegend männlichen) Arbeitsmigranten aus dem Alten Reich in den Fokus, die im 17. und 18. Jahrhundert bei der Niederländischen Ostindienkompanie (VOC) als Soldaten, Seeleute oder Handwerker anheuerten. Es untersucht den sozialen Hintergrund der Migrierenden, deren vorangegangenen Mobilitätserfahrungen, ihre Beziehungen untereinander, den Informationstransfer über regionale bis globale Jobperspektiven sowie die Auswirkungen der Abwanderung in den Herkunftsregionen. Hierfür werden Auswertungen der Datenbank der Musterrollen der VOC und anderer Quellen des Niederländischen Nationaal Archief nach Herkunftsorten mit gezielten Archivrecherchen in ausgewählten Regionen im deutschsprachigen Raum kombiniert.
Das Ziel des Projekts ist es, die Wechselwirkungen und Verflechtungen zwischen lokalen, regionalen und globalen Migrationen zu erforschen. Hierfür beobachtet es Menschen auf ihrer Suche nach Arbeit, wie sie sich während ihrer Wanderungen je nach den sich ergebenden Optionen, dem Zugang zu neuen Netzwerken oder Informationen immer wieder neu orientierten. Für diese Menschen war der Ausgangspunkt ihre jeweilige Lokalität, von der aus sie sich meist zunächst in regionalen Migrationssystemen bewegten, bevor sie transregional und schließlich global mobil wurden. Damit soll das Projekt außerdem versuchen, die seit Jahren in den Debatten sowohl der Global- als auch der Migrationsgeschichte geforderte Verknüpfung von Makro-, Meso- und Mikroebenen der Analyse in die Praxis umzusetzen.