Naturraum Harz

Der Harz ist das höchste Gebirge Norddeutschlands mit dem Brocken als höchster Berg. Dieser ist 1141,2 m hoch und wird aufgrund der geringen Bergigkeit Nordeutschlands als dominantester Berg Deutschlands gesehen. Insgesamt hat der Harz eine Fläche von 2226 km² Ausdehnung. Dabei ist er mit einer Ost-West-Ausdehnung von ca. 110 km und einer Nord-Südausdehnung von 30-40 km ein länglich geformtes Gebirge. Der größte Teil des Harzes liegt in Sachsen-Anhalt, so auch unser Übernachtungsort Wernigerode. Der westliche Teil liegt in Niedersachsen und nur ein kleiner südlicher Teil in Thüringen.

Der Harz kann naturräumlich in 4 bis 5 Haupteinheiten unterschieden werden:

  1. Der Hochharz

  2. Der Oberharz

  3. Der Unterharz

  4. Die östliche Harzabdachung

  5. Der Mittelharz

Der Hochharz stellt den Höhenschwerpunkt des Harzes dar und beinhaltet alle Gipfel über 800 m. Der Oberharz kann historisch und physisch-geographisch definiert werden. Historisch umfasst er das Gebiet der sieben Bergstädte, physisch-geographsich wird hiermit der Bereich im Nordharz umschrieben, der durch die Gewässer Söse, Innerste, Grane, Oker und Abzucht entwässert wird. Der Unterharz liegt östlich des Hochharzes und wird durch die Bode und Helme entwässert. Die östliche Harzabdachung wird durch die Wipper entwässert. Der Mittelharz ist eine neuere Unterscheidung, die den Hochharz und seine nördliche, östliche und südliche Abdachung zur Oker umfasst. Jedoch sind diese Haupteinheiten aufgrund der vielzählige Flusssysteme und der von diesen abhängigen Vegetation nicht klar von einander abgegrenzt. (Bundesamt für Naturschutz 2015)

Auch geologisch kann der Harz gegliedert werden. Hier wird in Ober-, Mittel- und Unterharz unterschieden. Dazu kommen die magmatischen Plutone (Meibeyer und Bozella 1990). Geologisch ist der Harz ein varizisch gefaltetes Grundgebirge mit Granitintrusionen. Die geologische Entwicklung des Harzes umfasst etwa 450 Mio. Jahre und kann im wesentlichen in drei Ereignissen beschrieben werden (Böse et al. 2018, S. 24):

  1. Die Ablagerung von Sedimenten in einer großen Mulde, der sogenannten Synklinale, vom Devon bis zum unteren Karbon.

  2. Die Auffaltung der älteren Sedimente im Zuge der variskischen Orogenese im Oberen Karbon vor etwa 300 Mio. Jahren, begleitet von einem Aufstieg magmatischer Schmelzen.

  3. Die Hebung der Harzscholle in der Kreide und im Tertiär und die Abtragung von Teilen des gefalteten Grundgebirges sowie sämtlicher jüngerer mesozoischer Sedimente.

​Insgesamt hat sich also eine etwa 90x30 km große Plutscholle gebildet, die nach Norden und Westen stark abfällt (ca. 400 m), im Südosten allmählich. Der Harz ist eine langzeitliche wellige Rumpffläche aus überwiegend paläozoischen Gesteinen. Die Durch Erosion und Wollsackverwitterung entstandenen Felsburgen, Klippen und Blockhalden sind im Oberharz landschaftsprägend. Am Südlichen Harzrand befindet sich ein ca. 10 km breiter Streifen aus Ablagerungen des Zechsteinmeers. Aufgrund des hohen Anhydrit- und Gipsgehaltes bilden sich hier Karstlandschaften aus. In den Verebnungen des Hochharzes haben sich zahlreiche Bäche und Flüsse tief in engen, steilwandigen Tälern eingegraben. Es sind viele Kerbtäler zu finden. Besonders während der letzten Eiszeit wurden von den Flüssen riesige Schottermassen abtransportiert. Diese füllten die Talsohlen aus und bildeten Terrassen, in die sich die Flüsse erneut eingeschnitten haben. (Böse et al. 2018, S. 26)

​Die Böden im Harz sind stark durch die eiszeitliche Verwitterung und die Umlagerung des gebildeten Materials geprägt. Es bildeten sich Schuttdecken und steinreiche Substrate. Über den Sandsteinen, Quarziten, Grauwacken, Tonschiefern und dem Granit bilden sich nährstoffärmere versauerte Böden. Diese sind somit im Harz vorherrschend und dementsprechend nicht sehr fruchtbar. Lössablagerungen findet man fast nur am Harzrand. Diese Flächen bieten sich für die Landwirtschaft an. (Dierschke und Knoll 2002, S. 294)

​Das Klima im Harz grenzt sich durch geringere Temperaturen und höhere Niederschläge von den Randlandschaften ab. Der Harz liegt in einer Übergangszone mit subozeanischen Elementen im nordwestlichen Harz und subkontinentalen Elementen im Osten (Dierschke und Knoll 2002, S. 300). Es kommt zur Ausbildung von West-Ost- sowie Höhengradienten. Auf der Luv-Seite fällt durch die regenreichen Westwinde große Mengen Niederschlag – bis zu 1600 mm im Jahr, auf dem Brocken sogar noch mehr. Auf der Lee-Seite sind es durchschnittlich noch 600 mm (Dierschke und Knoll 2002, S. 300). Auch die Temperaturen folgen einem West-Ost-Gradient und natürlich einem Höhengradient (Dierschke und Knoll 2002, S. 300). Vom Harzrand bis zum Oberharz verkürzt sich die Vegetationszeit von rund 185 auf 95 auf dem Brocken (Nationalpark Harz 2021a).

​Die Vegetation im Harz umfasst 6 Höhenstufen (Nationalpark Harz 2021c):

  1. Die Subalpine Zone oberhalb 1000 m bis zum Brockengipfel auf 1141 m. Die Baumgrenze liegt allerdings schon bei 1100 m. Grund dafür sind die extremen Witterungsverhältnisse. Damit ist der Harz das einzige deutsche Mittelgebirge mit einer natürlichen Waldgrenze.

  2. Hochmontane Stufe von 850 bis 1000 m

  3. Die Obermontane Stufe von 750 bis 850 m: Bis 700 m dominieren theoretisch Buchenwälder, ab 700 m Fichten-Buchen-Mischwälder

  4. Die Montane Stufe von 525 bis 750 m

  5. Die submontane Stufe von 300 bis 525 m

  6. Kolline Stufe von 250 bis 300 m

​In der Praxis sieht es jedoch anders aus: Durch die starke holzwirtschaftliche Nutzung seit dem 18. Jahrhundert gingen die natürlichen Bestände zurück und es wurde mit Fichten-Monokulturen aufgeforstet. Dies macht den Wald sehr anfällig für Schädlinge und Extremwetterereignisse. Durch die Dürreperioden der letzten Jahre konnte sich der Borkenkäfer sehr stark ausbreiten und der monokulturelle Fichtenwald stirbt (Nationalpark Harz 2021b).
Dies ist jedoch nicht so negativ, wie es auf den ersten Blick aussieht. Der Harzer Wald soll wieder renaturiert werden. Dieser Aufgabe hat sich vor allem der Nationalpark Harz als Entwicklungsnationalpark verschrieben. Über mehrere Zonierungen soll der natürliche Wald wiederhergestellt werden. Das Sterben der Fichtenwälder führt dazu, dass – meist unter geringem Zutun durch den Nationalpark in Form von Wiederansiedlung der eigentlich heimischen Buchen – der Buchen- und Buchenmischwald langsam zurückkehrt (Nationalpark Harz 2021b).

Neben den Nationalparkwäldern gibt es jedoch auch noch Wirtschaftswälder im Harz. Diese folgen jedoch überwiegend einer nachhaltigen und naturnahen Holzwirtschaft. Auch hier wird – im Rahmen des niedersächsischen LÖWE (kurz für langfristige ökologische Waldentwicklung) seit 1991 der Waldwandel vorangetrieben, das heißt auch hier der Umbau von den Monokulturen zu klimastabileren Mischwäldern. In den Wirtschafswäldern, werden, anders als im Nationalpark, mit Borkenkäfern befallene Bäume möglichst schnell gefällt und abtransportiert. Es werden Sicherheitsschneisen zwischen befallene und nicht befallene Waldteile geschlagen. (Niedersächsische Landesforsten o.J.)

Die wirtschaftliche Nutzung des Harzes

Im westlichen Harz erstreckte sich die größte und älteste Bergbauregion für Silber, Kupfer, Blei und Zink in Europa. Die Verwendung des Goslarer Kupfer beginnt mit der Bronzezeit, also wurde vor über 3000 Jahren in Rammelsberg mit dem Bergbau begonnen (UNESCO Welterbe im Harz 2020). Das deutet darauf hin, dass der Harz recht gut zugänglich war. Rammelsberg ist das einzige Bergwerk der Welt, das über 1000 Jahre ununterbrochen in Betrieb war. In der Zeit vom 16. bis 19. Jahrhundert kamen 40-50% des in DE geförderten Silbers aus dem Oberharz (Tourist-Infomation Oberharz 2020). Die darauf zu entrichtenden Abgaben trugen erheblich zu den Steuereinnahmen in Hannover und Braunschweig-Wolfenbüttel bei und sicherten so die Macht und den Einfluss innerhalb des Reiches. Durch den hohen Gewinn kam es auch zu einem hohen Einsatz an Investitionen. Dadurch entstanden im Bergbau bedeutende Innovationen und Erfindungen (Tourist-Infomation Oberharz 2020).
Durch den Bergbau kam es, vermutlich ums 8. Jahrhundert herum zu der Gründung der sieben Oberharzer Bergstädte. Die Bergbaustädte boomten und stagnierten mit den Rohstoffen, auf denen ihre Existenz begründet war. Der Wohlstand von zum Beispiel Goslars und des Klosters Walkenried resultierten zum größten Teil aus dem Handel mit Erz. Durch seinen Reichtum wurde Goslar für fast 1000 Jahre ein bedeutender Handelsplatz (Deutsche UNESCO-Kommission 2021).
Durch den ersten Weltkrieg und die darauf folgende Wirtschaftskrise wurden viele Bergwerke stillgelegt. Das letzte Bergwerk schloss allerdings erst 2006. Heute hat im Harz, neben der Forstwirtschaft, vor allem der Tourismus eine wirtschaftliche Bedeutung. 2019 kamen knapp 4 Mio. Touristen in den Harz mit rund 1,1 Ankünfte. Davon waren je ca. 10% aus dem Ausland, die meisten aus den Niederlanden, Dänemark und der Schweiz. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt 3,3 Nächte. Die Top 3 Hauptreiseanlässe sind der Urlaub auf dem Land, Sport- und Aktivurlaub und Städtereisen. Wintersport ist zwar nicht so bedeutend wie in anderen Mittelgebirgen in Deutschland, ist aber dennoch gut ausgebaut. Es gibt beispielsweise zahlreiche Loipen. Im Sommer wird im Harz vor allem gewandert. Teilweise wird auch Wassersport bspw. auf der Oker betrieben. Auch Drachenfliegen und Renn- und Tourenradfahren ist eine Tourismusattraktion im Harz. (TourismusMarketing niedersachsen 2020)

 

Historische Bedeutung des Harzes

In den 1930er Jahren wurde der Harz zu einem wichtigen Standort der Rüstungsindustrie. Zahlreiche kriegswichtige Betriebe waren hier angesiedelt, die vermehrt Zwangsarbeiter einsetzten. Der Harz wurde zu einem Standort von mehreren hundert Zwangsarbeiter- und Konzentrationslagern. Das wohl bekannteste ist der Mittelbau-Dora bei Nordhausen.
Am 08.04.1945 wurde der Harz angeblich vom Oberkommando der Wehrmacht zur Festung zur Verteidigung Mitteldeutschlands gegen die West-Alliierten erklärt (Möller 2013). Das Armeekommando 11 mit ca. 60 000 Mann wurde hier aufgestellt  (Bornemann 1989). Jedoch stellte der harz kein Hindernis für die Alliierten dar und es fand eine schnelle Eroberung durch die US-Armee statt. Am 20.04 wurde das Brockenplateau durch die US-Armee besetzt (Bornemann 1989). Im Zuge der Potsdamer Konferenz und der Neuordnung Deutschlands wurden die beiden östlichen Drittel des Harzes und der Brocken im Juli 1945 von sowjetischen Truppen besetzt. Dementsprechend verlief ab 1949 die innerdeutsche Grenze durch den Harz. Heute wird die ehemalige Grenze als grünes Band entwickelt (Schierke am Brocken 2020).

Der Brocken

Der Brocken, volkstümlich teilweise auch als Blockberg bezeichnet ist mit 1141,2 Metern der höchste Berg im Harz und der dominanteste Berg in Deutschland (Sachsen-Anhalt 2021). Die Höhe des Brockens wurde bis 1989 auf 1142 m angegeben. Dies gab allerdings die Höhe eines Granitpfeilers an, der zu Vermessungszwecken auf dem Brocken stand. Um diese Höhe wieder herzustellen, befindet sich nun ein Granitbrocken mit Höhenmarke auf dem Brockenplateau, der aber tatsächlich noch etwa ein Meter höher ist.
Aufgrund der exponierten Lage ist der Brocken ein Ort der extremen Wetterbedingungen. Er ist mit ca. 1800 mm im Jahr der Niederschlagsreichste Punkt im nördlichen Mitteleuropa. Die Jahresdurchschnittstemperatur lag im Mittelwert von 1981 bis 2010 bei 3,5 ° C. Nur im Juli und August gibt es in der Regel keine Frosttage. Er ist zudem mit über 300 Tagen Nebel im Jahr der nebeligste Ort Deutschlands. (Deutscher Wetterdienst o.J.)
Die erste bekannte Brockenbesteigung fand 1460 statt, es ist aber davon auszugehen, dass schon vorher Besteigungen stattfanden. 1736 wurde das erste Brockenhaus erbaut. Das erste Gasthaus 1800. Diese brannte 1859 nieder. 1862 wurde ein neues Brockenhotel eingeweiht. Die erste Wetterwarte wurde 1895 erbaut und seit 1899 fährt (mit Unterbrechungen während der Deutschen Teilung) die Harzer Schmalspurbahn von Schierke auf den Brocken. 1936 wurde der Fernsehturm auf dem Brocken erbaut. 1945 wurden die Gebäude durch einen Bombenangriff durch die Amerikaner zerstört, die dann auch das Brockenplateau besetzten (MacDonald 1973). Nach der Potsdamer Konferenz wurde der Brocken Teil der sowjetischen Besatzungszone. 1948 bis 1959 waren Teilflächen des Brockens noch touristisch zugänglich und die 2 darauffolgenden Jahre noch mit einem Passierschein. Ab 1961 wurde er jedoch Sperrzone. 1989 wurde er unter dem Druck einer Stern-Wanderung mit 6000 Demonstranten wieder für Touristen geöffnet (NDR 2012). Nach der Wende wurde die Brockenkuppe restauriert und die Gebäude wieder hergerichtet.
Der Brocken hat auch eine kulturelle Bedeutung, da er Schauplatz vieler Sagen, insbesondere über Hexen und Geister ist (siehe u.a. Jacobs 2016 [1879]). So wird er häufig als Schauplatz der Walpurgisnacht gehandelt. Zu der Entstehung dieser Sagen trugen auch die zahlreichen Nebeltage und die dann zu sehenden Brockengespenster bei. Auch wurde der Brocken und Harz von vielen Dichtern verwendet. So verarbeite Goethe in seinem Gedicht „Harzreise im Winter“ seine Erlebnisse der Brockenbesteigung (Goethe 1940 [1777]). In Faust I ist der Brocken der Handlungsort der Szene Walpurgisnacht (Goethe 2000 [1808]). Ein Zitat daraus ist im Treppenaufgang des Brockengebäudes zu sehen. Seit 2006 findet in Anlehnung daran die Rockoper Faust I auf dem Brocken statt. Seit 2010 auch Faust II. Auch Heinrich Heine beschrieb in dem Text „Die Harzreise“ seine Wanderung auf den Brocken (Heine 2003 [1826]).

 

Literaturverzeichnis: