Der beidhändige Philosoph
Stationen im Leben von Wilhelm Schickard
1592
Am 22. April wird Wilhelm Schickard in Herrenberg nicht weit von Tübingen geboren.
Er besucht die Lateinschule in Herrenberg, das fürstliche Alumnat in Bebenhausen und kommt dann in das theologische Stift in Tübingen – der übliche Bildungsweg für einen Theologen.
1614
Diakon in Nürtingen
1617
Eine lange währende Freundschaft mit dem zwanzig Jahre älteren, in Linz lehrenden Johannes Kepler (1571–1630) beginnt. Dieser lobt Schickards sowohl wissenschaftliche als auch praktische Fähigkeiten und nennt ihn einen "Beidhändigen Philosophen".
1619
Professur für Hebräisch und andere biblische Sprachen an der Universität Tübingen
1623
Erfindung der "Rechen-Uhr"
Lange vor Pascal und Leibniz erfindet Schickard eine Rechenmaschine, die bereits Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division im 6-stelligen Bereich beherrscht. Ihre Besonderheit ist der automatische Zehnerübertrag. Es werden zwei Exemplare angefertigt, wovon das Exemplar für Kepler jedoch bei einem Werkstattbrand vernichtet wird.
1631
Professur für Astronomie, Mathematik und Geodäsie an der Universität Tübingen (Nachfolge von Michael Mästlin)
1635
Tod durch die Pest
In der Anfangszeit des Dreißigjährigen Kriegs konnte sich die Stadt Tübingen durch hohe Geldzahlungen vor Zerstörung bewahren. Doch nach der verlorenen Schlacht von Nördlingen im Jahr 1634 quartieren sich kaiserliche Truppen in Tübingen ein und bringen die Pest mit. Zuerst rafft die Seuche Schickards Frau und seine drei Töchter dahin. Schickard selbst erkrankt ebenfalls, kann sich aber zunächst erholen. Im Herbst 1635 erkrankt er aber erneut und stirbt am 23. Oktober, wenige Tage vor seinem neunjährigen Sohn Gottlieb.
Nach dem Pest-Tod von Wilhelm Schickard und seiner Familie geht das Wissen um die Rechenmaschine und Schickards Exemplar in den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs verloren.