Wikinger, Schildmaiden, Berserker, Walküren, Runen und Trolle – denkt man an das mittelalterliche Skandinavien, sind das häufige Assoziationen, die nicht zuletzt auch in der Populärkultur als dominante Stereotypen vermittelt werden. Während sie alle durchaus ihre Wurzeln in der nordischen Literatur und Kultur haben, geben die verbreiteten Bilder maximal einen Bruchteil – und zudem häufig einen verzerrten – der Bedeutungsbreite und Kontexte wieder, die Begriffe wie Phänomene eigentlich besitzen.
Die Altnordistik (auch: Altskandinavistik) beschäftigt sich mit diesen und unzähligen anderen Ausprägungen der skandinavischen Vormoderne und nähert sich ihnen aus einer Vielzahl literatur- und kulturwissenschaftlicher Perspektiven an. Von Manuskript- und Literaturproduktion über Konzepte wie Belonging, Heroismus, Ethnizität, Gender und Othering, Paranormales und Erzählwelten bis hin zu literarischen Aspekten wie der Erzählstimme, ästhetischer Textgestaltung und poetischer Metaphorik reichen die Themenfelder – und sind damit noch lange nicht vollständig.
Durch die vielfältigen Kulturkontakte des mittelalterlichen Skandinaviens bestehen überdies hervorragende Anschlussmöglichkeiten an viele andere mediävistische Fachbereiche, wie etwa die Altanglistik, Mittelalterarchäologie, Altgermanistik oder historische Religionswissenschaft, die Gelegenheit für spannende und fruchtbare interdisziplinäre Arbeit bieten.
Die Tübinger Skandinavistik
An der Universität Tübingen wird Skandinavistik als Bachelor-Nebenfach-Studiengang mit Schwerpunkt Mediävistik angeboten.
Hinsichtlich ihrer personellen Ausstattung zählt die Skandinavistik an der Universität Tübingen zu den kleinen Fächern. Die überschaubaren Verhältnisse ermöglichen den Studierenden, rasch und unkompliziert mit den Lehrenden in persönlichen Kontakt zu treten und erlauben eine sehr intensive Betreuung. Darüber hinaus zeichnen sich die Lehrveranstaltungen schon früh durch Forschungsnähe aus, sowohl in konkreten Inhalten und Fragestellungen als auch Diskussionen, wodurch bereits in anfänglichen Studienphasen ein kritischer wissenschaftlicher Umgang mit Primär- und Sekundärquellen vermittelt wird.
Die Nordische Abteilung besitzt ein festes Norwegisch- und Schwedisch-Lektorat.
Schwedisch, Norwegisch und Dänisch werden als wöchentlich vierstündige Intensivsprachkurse unterrichtet, die grammatikalische, semantische, landeskundliche und sprachpraktische Komponenten vereinen; auch die Lektüre aktueller Zeitungen und neuskandinavischer Literatur besitzt in den fortgeschrittenen Sprachkursen einen hohen Stellenwert.
Sprachpraxis wie auch interkulturelle Kompetenz kann ferner auch im Auslandsaustausch erworben werden: Vielfältige Kooperationen mit skandinavischen Hochschulen erlauben einen bis zu zweisemestrigen ERASMUS-Aufenthalt an Universitäten in Schweden, Norwegen, Dänemark, Island sowie Finnland.
In der Forschung liegen die Schwerpunkte auf der mittelalterlichen Literatur Skandinaviens, die vor allem aus narratologischen und kulturwissenschaftlichen Perspektiven betrachtet wird.
Eine enge Zusammenarbeit besteht insbesondere mit der germanistischen Mediävistik, der Mittelalterarchäologie sowie der Anglistik und der Religionswissenschaft. Dieser Studiengang bietet die Möglichkeit, altanglistische Inhalte, vor allem aus der altenglischen Literatur, in das Studium einzubeziehen. In der deutschen Hochschullandschaft ist dieses Angebot einzigartig.
Fachgeschichte und Hintergrund
Im 19. Jahrhundert beschäftigte man sich im Rahmen der Germanistik auch mit den nordischen Sprachen und der nordischen Literatur. Da sich damals das Interesse jedoch vor allem auf den Ursprung und die Geschichte der deutschen Sprache richtete, befasste man sich fast ausschließlich mit den mittelalterlichen skandinavischen Quellen. Die Nordische Philologie war zu diesem Zeitpunkt ein Bestandteil der germanistischen Mediävistik, während heute das Schwergewicht des Faches in den meisten Instituten auf der Literatur und Kultur der modernen skandinavischen Staaten liegt. Dem trägt auch die heute meist übliche Bezeichnung des Faches als „Skandinavistik“ Rechnung. Im Laufe des 20. Jahrhunderts hat sich die Skandinavistik mit der zunehmenden wissenschaftlichen Spezialisierung als eigenständiges Fach etabliert.
Obwohl die Skandinavistik im Hinblick auf ihre Stellung an der Universität und der Zahl der Mitarbeitenden und Studierenden zu den „kleine Fächern" oder den „Orchideenfächern" zu rechnen ist, bildet sie inhaltlich jedoch ein großes Fach, das aus mehreren Teilgebieten besteht:
● Der Literaturwissenschaft, die sich in die Ältere Literaturwissenschaft (Mediävistik) und die Neuere Literaturwissenschaft untergliedert.
● Der Sprachwissenschaft, die sich sowohl diachron als auch synchron mit den skandinavischen Sprachen befasst.
● Der zunehmend an Bedeutung gewinnenden Kulturwissenschaft, die allgemeine Fragen der Geschichte, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur aufgreift.
Unter „Skandinavien“ werden hier Dänemark, die Färöer, Island, Norwegen und Schweden sowie die schwedischsprachigen Gebiete Finnlands verstanden. In dieser Definition macht sich sehr deutlich der philologische Hintergrund des Faches bemerkbar. Nur an den großen Skandinavistikinstituten in Deutschland kann die heutige in Skandinavien geltende Definition des „Nordens“ berücksichtigt und auch Finnland sowie in einigen Fällen das Baltikum mit eingeschlossen werden.
Skandinavistik
VÄLKOMMEN ― VELKOMMEN ― VELKOMIN!
Wikinger, Schildmaiden, Berserker, Walküren, Runen und Trolle - denkt man an das mittelalterliche Skandinavien, sind das häufige Assoziationen, die nicht zuletzt auch in der Populärkultur als dominante Stereotypen vermittelt werden. Während sie alle durchaus ihre Wurzeln in der nordischen Literatur und Kultur haben, geben sie die verbreiteten Bilder maximal einen Bruchteil (und zudem häufig verzerrt) der Bedeutungsbreite und Kontexte wieder, die Begriffe wie Phänomene eigentlich besitzen.
Die Altnordistik (auch: Altskandinavistik) beschäftigt sich mit unzähligen Ausprägungen der skandinavischen Vormoderne und nähert sich ihnen aus einer Vielzahl literatur- und kulturwissenschaftlichen Perspektiven an. Von der Manuskript- und Literaturproduktion über Konzepte wie Belonging, Heroismus, Ethnizität, Gender und Othering, Paranormales und Erzählwelten bis hin zu literarischen Aspekten wie der Erzählstimme, ästhetischer Textgestaltung und poetischer Metaphorik reichen die Themenfelder — und sind damit noch lange nicht vollständig.
Durch die vielfältigen Kulturkontakte des mittelalterlichen Skandinaviens bestehen überdies hervorragende Anschlussmöglichkeiten an viele andere mediävistische Fachbereiche, wie etwa die Altanglistik, Mittelalterarchäologie, Altgermanistik oder historische Religionswissenschaft, die Gelegenheit für spannende und fruchtbare interdisziplinäre Arbeit bieten.
Die Tübinger Skandinavistik
An der Universität Tübingen wird Skandinavistik als Bachelor-Nebenfach-Studiengang mit Schwerpunkt Mediävistik angeboten.
Hinsichtlich ihrer personellen Ausstattung zählt die Skandinavistik an der Universität Tübingen zu den kleinen Fächern. Die überschaubaren Verhältnisse ermöglichen den Studierenden, rasch und unkompliziert mit den Lehrenden in persönlichen Kontakt zu treten.
Schwedisch und Norwegisch sind an der Abteilung für Skandinavistik der Universität Tübingen diejenigen skandinavischen Sprachen, die dank des Schwedisch- und Norwegisch-Lektorats am intensivsten unterrichtet werden. Ebenso werden regelmäßig Sprachkurse in Dänisch angeboten.
In der Forschung liegen die Schwerpunkte auf der mittelalterlichen Literatur und Kultur Skandinaviens. Eine enge Zusammenarbeit besteht insbesondere mit der germanistischen Mediävistik und der Mittelalterarchäologie.
Fachgeschichte und Hintergrund
Im 19. Jahrhundert beschäftigte man sich im Rahmen der Germanistik auch mit den nordischen Sprachen und der nordischen Literatur. Da sich damals das Interesse jedoch vor allem auf den Ursprung und die Geschichte der deutschen Sprache richtete, befasste man sich fast ausschließlich mit den mittelalterlichen skandinavischen Quellen. Die Nordische Philologie war zu diesem Zeitpunkt ein Bestandteil der germanistischen Mediävistik, während heute das Schwergewicht des Faches in den meisten Instituten auf der Literatur und Kultur der modernen skandinavischen Staaten liegt. Dem trägt auch die heute meist übliche Bezeichnung des Faches als „Skandinavistik“ Rechnung. Im Laufe des 20. Jahrhunderts hat sich die Skandinavistik mit der zunehmenden wissenschaftlichen Spezialisierung als eigenständiges Fach etabliert.
Obwohl die Skandinavistik im Hinblick auf ihre Stellung an der Universität und der Zahl der Mitarbeitenden und Studierenden zu den „kleine Fächern" oder den „Orchideenfächern" zu rechnen ist, bildet sie inhaltlich jedoch ein großes Fach, das aus mehreren Teilgebieten besteht:
- Der Literaturwissenschaft, die sich in die Ältere Literaturwissenschaft (Mediävistik) und die Neuere Literaturwissenschaft untergliedert.
- Der Sprachwissenschaft, die sich sowohl diachron als auch synchron mit den skandinavischen Sprachen befasst.
- Der zunehmend an Bedeutung gewinnenden Kulturwissenschaft, die allgemeine Fragen der Geschichte, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur aufgreift.
Unter „Skandinavien“ werden hier Dänemark, die Färöer, Island, Norwegen und Schweden sowie die schwedischsprachigen Gebiete Finnlands verstanden. In dieser Definition macht sich sehr deutlich der philologische Hintergrund des Faches bemerkbar. Nur an den großen Skandinavistikinstituten in Deutschland kann die heutige in Skandinavien geltende Definition des „Nordens“ berücksichtigt und auch Finnland sowie in einigen Fällen das Baltikum mit eingeschlossen werden.