Neural Information Processing

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06.10.2014

Felix Wichmann was invited to give a talk at the "Auricher Wissenschaftstage" 2014

Title: "Die Mathematik der Wahrnehmung"

Felix Wichmann

News report:

Sehen und Wahrnehmung sind nicht dasselbe. Einen interessanten wissenschaftlich fundierten Einblick in die Zusammenhänge zwischen der augenscheinlichen Wahrnehmung und der Interpretation der visuellen Welt gab der Neurophysiker Professor Felix Wichmann am vergangenen Donnerstagabend in den Berufsbildenden Schulen im Rahmen der Auricher Wissenschaftstage. Sein Forschungsgebiet ist die neuronale Informationsverarbeitung, wobei das menschliche Sehen von einfachsten Reizen bis hin zum Erkennen von Objekten und komplexen Szenen untersucht wird. „Um Wahrnehmungsprozesse besser zu verstehen, kombinieren wir psychophysikalische Experimente mit mathematischer Modellierung“, erklärte der Wissenschaftler von der Universität Tübingen, der auch in Oxford studiert und geforscht hat. Auf diese Weise untersuchen er und sein Team wissenschaftlich die ersten Stadien der Sehverarbeitung und die Wahrnehmung natürlicher Bilder. Die Analogie vom Auge als Kamera sei nicht zutreffend, so Professor Wichmann, denn die visuelle Wahrnehmung liefere kein akkurates inneres Bild der physikalischen Welt. Die Wahrnehmung sei kein passiver Prozess, sondern ein aktives Interpretieren, also eine Hypothese über die visuell erfasste Welt, errechnet aus Daten, die unsere Augen dem Gehirn liefern. Die Wahrnehmung sei ein virtuelles Theater, wobei das Gehirn dem Auge die Signale sendet. „Das Sehen verstehen bedeutet, die Algorithmen, das heißt die Rechenschritte und Rechenanweisungen, gleichsam die Mathematik unseres Sehapparates zu verstehen: Wie aus den Daten – der Verteilung des Lichtes auf unserer Netzhaut – Farben, Objekte, Freunde und Landschaften errechnet werden“, führte er weiter aus.

Prof. Wichmann beließ es nicht nur beim öffentlichen Abendvortrag vor einem großen interessierten Publikum, sondern stellte sich am nächsten Tag in einer Diskussionsrunde den Sachfragen der Schülerinnen und Schüler der Biologiekurse des Beruflichen Gymnasiums der BBS 2 zu dem Vortragsthema. „Nicht nur durch seine wissenschaftliche Kompetenz, sondern auch durch seine humorvollen Ausführungen zu seiner eigenen Person und seiner Forschungsarbeit brachte er uns Oberstufenschülerinnen und –schülern die Welt der Wissenschaft näher“, erklärte Karen Hochmuth, Schülerin des 12. Jahrgangs. Sehr anschaulich und überzeugend habe er die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus dem Labor mit dem Lebensalltag verbunden. So verbannte er manche „Wahrheit“ über die Ursache von Sehschwächen ins Reich der Mythen und erklärte, dass sich Lesen bei schwachem Licht oder zu langes Sitzen vor dem Computerbildschirm nicht schädlich auf das Auge auswirke, sondern die schwache Sehkraft auf den mangelnden Aufenthalt im Sonnenlicht zurückzuführen sei.

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