Urgeschichte und Naturwissenschaftliche Archäologie

Kaus Kozah Cave

Allgemeines

Der Fundplatz Kaus Kozah wurde während des Surveys im Jahr 2000 entdeckt. Er befindet sich auf der Rückseite des Oligozänen Kliffs in der Nähe von Ma'aloula. Zahlreiche Oberflächenfunde sowohl im Eingangsbereich als auch auf dem vorgelagerten Abhang deuteten eine reichhaltige Fundstelle an. Die Ausgrabungen fanden während der Jahre 2004, 2005 und 2006 statt. Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten wurden die Aktivitäten auf den östlichen Eingang fokkosiert.

Stratigraphie

Beruhend auf Beobachtungen in der Grabungsfläche und den Profilwänden gelang es vier verschieden geologische Einheiten zu definieren. Da alle archäologische Funde enthielten, laufen die Bezeichnungen für archäologische Horizonte (AH) parallel mit geologischen Horizonten (GH). Die Horizonte sind fortlaufend nummeriert vom stratigraphisch jünsten zum ältesten.

GH 1 besteht aus lockerem, groben Kalkschutt mit nur wenig Sediment, an dessen Basis nimmt die Anzahl von Kalktrümmern zu Gunsten von lockerem, siltigem Sediment deutlich ab. Diese Schicht wurde als GH 2 definiert. Während GH 1 und GH 2 sich durch eine grau braune Färbung auszeichnen, nimmt der Anteil von braun in GH 3 deutlich zu. Auch GH 3 besteht aus relativ lockerem Silt. GH 4 unterscheidet sich deutlich von den bisher genannten Horizonten durch das fehlen von organischen Bestandteilen im Sediment. Diese Schicht ist rot braun und enthält neben Kalkschutt wesentlich mehr Ton. GH 4 konnte basierend auf verschiedenen Anteilen von Kalktrümmern und unterschiedlicher Färbungen in drei Untereinheiten aufgeteilt werden. Dabei handelt es sich allerdings nur um subtile Unterschiede, weshalb keine neuen Horizonte definiert wurden. Der größte Unterschied zwischen GH 4 und den jüngeren Schichten besteht in der Festigkeit des Sedimentes. Das Graben in dieser Schicht war nur durch Hacken möglich.

Archäologie

Die archäologischen Horizonte I und II sind durch epipaläolithische Funde dominiert. Wie in Baaz konnte eine große Anzahl retuschierter Artefakte gefunden werden. Neben Kratzern und lateral retuschierten Klingen, waren Lunates und rückengestumpfte Lamellen zahlreich. Die gefundenen Kerne zeigen eine typische spätepipaläolitische Abbaustrategie. Sie weisen eine, zwei oder mehrere Schlagflächen auf, sind sehr stark abbgebaut und unregelmäßig in ihrer Form. Die chronologische Einstufung als spätes Epipaläolithikum wird durch das Vorhandensein von Khiam Spitzen untermauert. Ebenfalls auf eine epipaläolithische Besiedlung Kaus Kozahs deuten die im westlichen Eingang befindlichen Mörser hin.

Die chronologische Einstufung von AH III ist nicht ohne weiteres möglich, da sowohl epipaläolithische als aus mittelpaläolithische Artefakte gefunden wurden. Da AH III allerdings nicht über die gesamte Grabungsfläche gut definiert werden konnte, ist eine solche Vermischung möglicherweise darin begründet. Die Aufklärung dieses Umstandes ist Gegenstand derzeitiger Bemühungen und soll über Zusammensetzungsversuche und mikromorphologische Analysen untersucht werden.

AH IV setzt sich nicht nur durch eine andere Sedimentation von den übrigen Horizonten ab sondern auch durch die enthaltenen Funde. Im oberen Bereich dieses Horizontes konnten Knochen und Zähne eines 3-4 Jahre alten Menschen gefunden werden. Eine erste Analyse des fast vollständigen Gebisses durch Shara Bailey, Universität New York, zeigte, dass es sich um einen modernen Menschen handelt. Die Frage war von Bedeutung geworden, nachdem im Umfeld der Knochen mittelpaläolithische Artefakte gefunden wurden. Die Mehrzahl der Artefakte aus AH IV können als Levallois Grundformen angesprochen werden. Daneben gab es aber auch laminare Grundformen die einen eher jungpaläolithischen Charakter haben. auch in diesem Bereich werden derzeit weitere Analysen durchgeführt.

Neben Steinartefakten und Tierknochen konnten vor allem in den Schichten I und II Schmuckschnecken gefunden werden.

Literatur

Conard, N.J., K. Bretzke, K.F. Hillgruber, A.W. Kandel, M. Masri 2006. The 2006 Excavation at Kaus Kozah Cave, Damascus Province, Syria. Report to the Syrian Department of Antiquities and Museums.

Conard, N. J., K. Bretzke, K. F. Hillgruber and M. Masri. 2006. The 2005 excavation at Kaus Kozah Cave. In Tübingen-Damascus Excavation and Survey Project 1999 – 2005. Edited by N. J. Conard. Kerns Verlag: Tübingen. pp. 195-205. [pdf]

Conard, N. J. and M. Masri. 2006. The 2004 excavation at Kaus Kozah Cave. In Tübingen-Damascus Excavation and Survey Project 1999 – 2005. Edited by N. J. Conard. Kerns Verlag: Tübingen. pp. 189-194. [pdf]