Was ist Ihre Zielgruppe?
Obwohl sich meine Follower überwiegend aus Personen, die in Gesundheitsberufen arbeiten zusammensetzt, habe ich keine bestimmte Zielgruppe.
Sehen Sie die sozialen Medien als Möglichkeit, verschiedene Teile der Gesellschaft zusammenzubringen?
Wie jedes andere menschliche Werkzeug auch kann es in beide Richtungen funktionieren. Es liegt an uns, wie wir es nutzen.
Sollte jede Forscherin und jeder Forscher sowie jede Wissenschaftlerin und jeder Wissenschaftler soziale Medien nutzen, oder glauben Sie dies könnte die Autorität und Glaubwürdigkeit einer Person eher gefährden?
Die Verbreitung von Wissen ist für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie für Forscherinnen und Forscher obligatorisch. Wir müssen Teil des Online-Ökosystems sein, wenn wir unsere Botschaften verbreiten wollen.
Woran forschen Sie momentan?
Ich bin an verschiedenen Projekten beteiligt, die sich mit sozialen Medien und kollektiver Intelligenz, maschinellem und Ansätzen von sogenanntem deep learning sowie mit Nanotechnologien befassen. Das sind alles spannende Bereiche, in denen neue Erkenntnisse Auswirkungen auf das Gesundheitswesen haben und die Ergebnisse relevant verbessern könnten.
Wie wird sich die Chirurgie in der Zukunft verändern?
Es wird mehr bildgestützte und weniger invasive Eingriffe geben. Die Nanochirurgie wird zur Realität werden. Roboter werden einfachere chirurgische Eingriffe übernehmen können.
Die Chirurgie liegt -im Wortsinn- noch immer weitgehend in menschlicher Hand. Was würden Sie einem Kollegen im Falle einer misslungenen Operation raten?
Vertrauen muss vom ersten Kontakt an aufgebaut werden. Wenn etwas schief geht, sind Ehrlichkeit, Transparenz und Mitgefühl der Schlüssel. Eine effektive Kommunikation ist das Wichtigste, um die Situation zu bewältigen.
Gibt es einen bestimmten Fall, der Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Es gab viele, aber der Tod eines Freundes, den ich operiert hatte, lehrte mich viel über das Leben und den Tod.
Gab es in Ihrer Karriere Stationen, die Sie besonders geprägt haben?
Das Medizinstudium war für mich langweilig und frustrierend. Ich mochte die Art wie uns Dinge beigebracht und wie wir ausbildet wurden nicht. Die Facharztausbildung war aufregend, weil ich die Möglichkeit hatte, verschiedene, neue Fähigkeiten zu entwickeln, um spezifische Probleme zu lösen, die für die Patienten wichtig waren. Dann habe ich meine Weiterbildung am Beth Israel Hospital und an der Harvard Medical School fortgesetzt. Das hat meine Wahrnehmung von Forschung und chirurgischer Praxis völlig verändert. Ich wurde selbstständig und knüpfte ein wunderbares Netzwerk von Freunden und Kollegen. Seitdem ist mein Berufsleben außerordentlich fruchtbar geworden.