Philosophische Fakultät

Emmy Noether-Gruppen

Das Emmy Noether-Programm (DFG) bietet herausragend qualifizierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in frühen Karrierephasen die Chance, eine eigene Forschungsgruppe aufzubauen und sich dadurch für eine Professur zu qualifizieren. 

Das japanische alpine Kolonialreich: Eine transnationale Umweltgeschichte der "alpinen" Landschaften Japans

Das Emmy-Noether-Projekt unter Jun.-Prof. Fynn Holm untersucht, wie europäisches „alpines“ Wissen im frühen 20. Jh. nicht durch Kolonialmächte Europas, sondern über das japanische Imperium Ostasiens Gebirgsregionen prägte. Im Fokus stehen die Entstehung des „Japanischen Alpenreichs“, ökologische und kulturelle Folgen der Transformation des zentralen Gebirges zu den „Japanischen Alpen“ sowie koloniale Nutzungen in Korea und Taiwan. Aus einer longue durée-Perspektive (Kleine Eiszeit bis Anthropozän) verknüpft das Projekt vergleichende Ideengeschichte mit Umweltgeschichte, analysiert Wechselwirkungen zwischen traditionellen japanischen Bergkulturen und adaptiertem Alpenwissen, und beleuchtet Klimawandel, Ressourcen­ausbeutung und lokale Reaktionen. Ziel ist eine transnationale Umweltgeschichte, die globale Gebirgsdiskurse neu interpretiert und Impulse für nachhaltige Politik liefert.

Leitung: Jun.-Prof. Dr. Fynn Holm

Laufzeit: 2024 - 2030

Sozial relevante pragmatische Inferenz

Das Projekt untersucht, wie die Interpretation von Äußerungen – etwa „Das Wahlergebnis war interessant“ – von den Hintergrundüberzeugungen der Sprecherin und Zuhörer abhängt. Solche Überzeugungen, einschließlich politischer Zugehörigkeit, beeinflussen, ob Aussagen positiv, negativ oder neutral verstanden werden. Indirekte Formulierungen können auf den Wunsch hindeuten, Konflikte zu vermeiden oder Unsicherheit zu signalisieren. Das Projekt analysiert, wie Sprecher mehrere Kommunikationsziele verfolgen, wie Erwartungen ihre Ausdrucksweise prägen und wie Zuhörer aus Äußerungen Rückschlüsse auf Überzeugungen ziehen. Diese Rückschlüsse sind sozial bedeutsam, besonders ohne direkte Nachfrage. Zudem wird die kognitive Wirkung der Akkommodation von Überzeugungen erforscht. Ein zentrales Ergebnis wird ein probabilistisches Computermodell sein, das die Integration solcher Überzeugungen in Sprachwahl und Interpretation erklärt.

Leitung: Dr. Asya Achimova

Laufzeit: 2023 - 2029

Religiöser Konflikt und Mobilität

Byzanz und der weitere Mittelmeerraum, 700-900

Die Forschungsgruppe untersucht erstmals umfassend, wie religiöse Konflikte im 8.–9. Jh., insbesondere unter dem Patriarchat von Konstantinopel, mit Mobilität von Menschen, Ideen und Texten im Mittelmeerraum verknüpft waren. Analysiert werden inter- und intrachristliche Auseinandersetzungen, Mission, Konflikte zwischen Christentum, Judentum und Islam sowie deren Folgen: Gesandtschaften, Migration, Übersetzungen, Ausgrenzungen und kultureller Austausch. Ziel ist eine neue Kulturgeschichte des Übergangs von der Antike zum Mittelalter, die Ereignisse wie Bilderstreit und Photianisches Schisma als Abschluss spätantiker Konflikte deutet. Neben einer Synthese entstehen eine Habilitation, zwei Promotionen und die erste kritische Edition des Konzils von 879–880. Das Projekt betont positive kulturhistorische Wirkungen und hinterfragt klassische Periodisierungen.

Leitung: Dr. Federico Montinaro

Laufzeit: 2020 - 2026