Diversity und Inklusion/Exklusion
Mit der kritisch-reflexiven Analyse der Konstruktion von Geschlecht, kultureller Differenz, sozialer Ungleichheit, Behinderung, aber auch Sprachkompetenz, Begabung und Leistung im und durch das Bildungssystem erschließt das Themenfeld Diversity und Inklusion/Exklusion bildungs-, kultur- und sozialwissenschaftliche Wissensbestände sowie Erkenntnisse der didaktischen Forschung zu Mehrsprachigkeit für die Tübinger Lehrer:innenbildung und entwickelt diese mit Blick auf die schulische und unterrichtliche Praxis im Rahmen eigener Forschungsansätze weiter. Neben der theoretischen und empirischen Analyse von ‚Inklusion‘ unter den gegebenen systemstrukturellen Bedingungen stehen insbesondere aktuelle Fragen des institutionalisierten Umgangs mit Flucht/Migration sowie sprachlicher Heterogenität im Schulsystem im Mittelpunkt.
Der Arbeitsbereich Diversity und Inklusion/Exklusion wurde im Zeitraum zwischen 2015 und 2023 von der gemeinsamen "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" von Bund und Ländern gefördert.
Der Arbeitsbereich umfasste drei thematische Teilbereiche: Inklusion und Diversity, Migration und Flucht, Sprachsensibler Unterricht.
Die Teilbereiche Inklusion und Diversity und Migration/Flucht wurden von Prof. Dr. Marcus Emmerich geleitet und widmen sich beide der theoretischen wie empirischen Analyse klassifikationsbasierter Prozesse der Differenz- und Ungleichheitskonstitution in Schule, Unterricht und Gesellschaft. Insbesondere werden hierbei Fragen der Inklusion/Exklusion auf organisatorischer und interaktioneller Ebene des Bildungssystems bearbeitet.
Der Bereich Sprachsensibler Unterricht, der von Prof. Dr. Doreen Bryant verantwortet wurde, trägt hierzu mit einer Vertiefung zum Umgang mit sprachlicher Heterogenität und Mehrsprachigkeit bei. Grundlegend dafür ist, sprachliche Heterogenität im Klassenzimmer als Normalfall anzuerkennen und Konzepte und Methoden der sprachlich-fachlichen Bildung im System Schule zu diskutieren und zu reflektieren.
Im Rahmen des neu konzipierten und im Wintersemester 2018/19 startenden Bildungswissenschaftlichen Studiums wird ein mit 9 LP besonders hoch kreditiertes Modul Inklusion, Diversität und Heterogenität angeboten, das drei Teilmodule (Einführung in die Themenstellung Inklusion, Diversity und Heterogenität; Inklusion, Diversity und Heterogenität im schulischen Kontext; Sprachliche Heterogenität) umfasst. Angehenden Lehrer:innen wird damit die Chance gegeben, Reflexionskompetenz im Umgang mit Differenz und Ungleichheit sowie praktische Kompetenzen im Umgang mit mehrsprachigen Schüler:innen als Kernelement der eigenen Professionalisierung aufbauen zu können.
Die Einrichtung des Arbeitsbereichs im Rahmen der Tübingen School of Education begründet sich nicht zuletzt auch durch die Nachfrage nach Expertise zu Inklusion, Diversität und Heterogenität in allen institutionalisierten Ausbildungsphasen, aber auch im schulischen Praxisfeld. Durch die Anbindung des Bereiches an die Professuren von Prof. Dr. Doreen Bryant und Prof. Dr. Marcus Emmerich ist es möglich das Themenfeld auch nach Auslaufen des Förderprogrammes in der Lehrkräftbildung fortzuführen.
Projekte / Maßnahmen (2015-2023)
- Einrichtung der Forschungswerkstatt „Rekonstruktive Schul- und Unterrichtsforschung“, die Raum für die Diskussion qualitativ-rekonstruktiver Forschungsvorhaben in der Schul-, Unterrichts-, Professions- und Schulsystemforschung bietet
- Zusatzqualifikation „Lehr:Forschung – differenzieren, reflektieren, diskriminierungssensibel unterrichten“ für Masterstudierende (mit Masterarbeits-Option)
- Konzeption und Durchführung von inklusionsspezifischen Fortbildungsangeboten für Lehrkräfte (Tübinger Fortbildung zu Heterogenität in Unterricht und Schule/TüFHUS, Weiterbildungsangebote DaZ und sprachbildender Unterricht)
- Konzeption und Etablierung von Workshop-Reihen rund um das Thema Inklusion (Workshop-Reihe Inklusion/Exklusion im schulischen Kontext, Workshop-Reihe New Topics Inklusion, Workshop-Reihe DaZ und sprachsensibler Fachunterricht)
- Impulse in die Fachdidaktiken zur Anregung diversitätssensibler Ansätze
- Inhaltliche Unterstützung des Projekts Lehrer*innenzimmer 2.0
- Einbringung der Querschnittsthematik Inklusion, Diversität und Heterogenität in fächerübergreifende Studium-Generale-Vorlesungsreihen:
- WiSe 2017/18: „Lehrer*innenbildung für eine Schule der Zukunft“
- SoSe 2017: „Ideologien der Ungleichheit: Analyse und Kritik“
- Konzeption und Erprobung eines fächerübergreifenden Ausbildungskonzepts für sprachsensiblen Unterricht im Lehramt: Zusatzqualifikation für Deutsch als Zweitsprache und sprachbildenden Unterricht
- Entwicklung fachspezifischer Materialien zum sprachsensiblen Fachunterricht für verschiedene Lehramtsfächer (Philosophie, Geographie, Chemie, Islamische Religionspädagogik): „Seminarinterventionen in den Fachdidaktiken“
- Initiierung regelmäßiger Netzwerktreffen „DaZ und sprachsensibler Fachunterricht als phasenübergreifende Querschnittsthemen in der Lehrkräftebildung“ für die Akteure aller an der Lehrer:innenbildung beteiligten Institutionen