Philosophische Fakultät

International geförderte Projekte

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an deutschen Einrichtungen bei der Zusammenarbeit mit Partnerinnen und Partner weltweit. Neben themenoffenen Anträgen bietet die DFG spezifische Programme mit Ländern wie dem Vereinigten Königreich (AHRC), Frankreich (ANR) und Österreich (FWF), um exzellente, interdisziplinäre Forschung und internationalen Austausch zu fördern.


Deutschland - UK

Seit 2018 veröffentlichen der Arts and Humanities Research Council (AHRC), eine Einrichtung von UK Research and Innovation (UKRI), und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gemeinsame Ausschreibungen zur Förderung exzellenter bilateraler Forschungsprojekte im Bereich der Geisteswissenschaften zwischen Großbritannien und Deutschland.

Das Programm unterstützt integrierte Forschungsprojekte, die von britischen und deutschen PartnerInnen gemeinsam getragen werden.

Geförderte Projekte

Same But Different: Systems for Smoothing Noun Entropy in Communication in German and English

Dieses Projekt hinterfragt traditionelle Ansichten, wonach Sprache kompositorisch und auf Bedeutungsübertragung basiert, und schlägt stattdessen vor, dass menschliche Kommunikation darauf abzielt, Unsicherheiten hinsichtlich der beabsichtigten Bedeutung zu reduzieren. Mit Fokus auf das grammatikalische Geschlecht – das oft als funktionslos angesehen wird – wenden die Forscher einen informationstheoretischen Rahmen an, um zu argumentieren, dass Geschlechtssysteme dabei helfen, Elemente mit geringem Informationsgehalt wie Substantive vorherzusagen und so die Kommunikation zu unterstützen. Anhand eines Vergleichs zwischen Deutsch und Englisch untersucht das Projekt, wie Geschlechtssysteme Informationen verwalten, wie leicht sie erlernbar sind und wie sie in Echtzeit in der Sprache verwendet werden. Mithilfe von Korpusanalysen und experimentellen Methoden soll aufgezeigt werden, wie Sprachen strukturiert sind, um die Kommunikation zu optimieren, und es sollen Erkenntnisse sowohl für die Sprachtheorie als auch für Debatten über den Nutzen geschlechtsspezifischer Sprachsysteme gewonnen werden.

PIs:
PD Dr. Michael Ramscar (Universität Tübingen)
Prof. Elizabeth Wonnacot (University of Oxford)

Laufzeit: 2025 - 2027

CommuniCause: Kommunikation kausaler Information

Dieses Projekt untersucht, wie kausales Wissen – das für alltägliche Entscheidungen und wichtige Entscheidungen unerlässlich ist – durch Sprache vermittelt wird. Während über kausales Denken viel bekannt ist, gibt es nur wenige Forschungsarbeiten, die sich damit befassen, wie kausale Informationen sprachlich vermittelt werden. Mithilfe experimenteller Pragmatik führt das Projekt einen neuen Rahmen namens „CommuniCause“ ein, um zu untersuchen, wie Menschen Kausalität in der Kommunikation ausdrücken und interpretieren. Dieser Ansatz verbindet philosophische Theorien und computergestützte Modelle der kausalen Kognition und betont die Rolle der Sprache bei der Vermittlung kausaler Konzepte. Durch die Erstellung überprüfbarer Vorhersagen und die Vereinheitlichung zuvor getrennter Forschungsbereiche bietet CommuniCause eine neue Perspektive auf die Schnittstelle zwischen Sprache, Denken und kausalem Verständnis.

PIs:
Prof. Dr. Michael Franke (Universität Tübingen)
Dr. Dan Lassiter (University of Edinburgh)

Laufzeit: 2025 - 2027

Land and Loyalty: The Politics of Land in the Later Roman World (4th–6th c.)

Dieses Projekt interpretiert die Rolle des Landes in der spätrömischen Welt (300–600 n. Chr.) neu und konzentriert sich dabei darauf, wie Landvergaben die politische Autorität, die sozialen Strukturen und die lokalen Gesellschaften geprägt haben. Obwohl Land seit langem als Quelle von Reichtum und Macht anerkannt ist, ist seine Funktion in der Beziehung zwischen Herrschern, Eliten und Gemeinschaften noch wenig erforscht. Das Projekt untersucht Landzuweisungen als politische Instrumente, die von Kaisern und Königen eingesetzt wurden, um ihre Autorität zu behaupten, Loyalität zu belohnen und Hierarchien neu zu strukturieren. Anhand von rechtlichen, literarischen und archäologischen Quellen wird eine öffentliche Datenbank erstellt und neue Analysen durchgeführt, die aufzeigen, wie die Landverteilung die Regierungsführung, Legitimität und gesellschaftliche Transformation im gesamten Mittelmeerraum beeinflusst hat.

PIs:
Prof. Carlos Machado (University of St. Andrews)
Prof. Dr. Sebastian Schmidt-Hofner (Universität Tübingen)

Laufzeit: 2024 - 2027

‘Bartmann Goes Global’ – the Cultural Impact of an Iconic Object in the Early Modern Period

Dieses Projekt untersucht die weltweite Bedeutung rheinischer Steingutkrüge – bekannt als Bartmann- oder Bellarmine-Krüge –, die zwischen 1500 und 1750 hergestellt wurden. Diese Gefäße, die durch ihre bärtigen Gesichtsmasken und bauchigen Formen bekannt sind, wurden weit exportiert und tauchen in archäologischen Stätten von Europa bis Amerika auf. Trotz ihrer weltweiten Verbreitung sind ihre Herstellung, ihr Handel und ihre kulturelle Bedeutung noch wenig erforscht. Durch die Integration archäologischer, historischer und wissenschaftlicher Methoden will das Projekt eine klarere Typologie erstellen, Materialien analysieren und ihren sozialen, technologischen und globalen Einfluss bewerten. Es soll Bartmannkrüge als wichtige Artefakte für das Verständnis des frühneuzeitlichen Handels, der Kommunikation und des kulturellen Austauschs positionieren.

PIs:
Prof. Dr. Natascha Mehler (Universität Tübingen)
Jacqui Pearce (Museum of London Archaeology)
Prof. Dr. Michael Schmauder (Universität Bonn)

Laufzeit: 2024 - 2027

Abgeschlossene Projekte

Priests in a Post-imperial World, c. 900-1050

Dieses Projekt untersucht das lange 10. Jahrhundert Westeuropas (ca. 900–1050) neu und stellt dabei die vorherrschenden Narrative vom Zusammenbruch oder der Zusammenarbeit der Eliten infrage. Stattdessen konzentriert es sich auf das weitgehend übersehene Leben der lokalen Priester – wichtige Vermittler zwischen Laien und Eliten –, die den Großteil der mittelalterlichen Kirche ausmachten. Trotz ihrer Bedeutung und ihrer Präsenz in den Archiven, sind diese Priester bisher nur unzureichend erforscht worden. Durch die systematische Untersuchung ihrer wirtschaftlichen Rolle, ihres Wissens, ihrer gesellschaftlichen Integration und der sich wandelnden Standards in den post-karolingischen Gebieten (dem heutigen Deutschland, Norditalien und Frankreich) bietet das Projekt eine neue Perspektive auf den kulturellen und sozialen Wandel und rückt unser Verständnis dieser entscheidenden Periode der europäischen Geschichte in ein neues Licht.

PIs:
Prof. Dr. Charles West (University of Edinburgh)
Prof. Dr. Steffen Patzold (Universität Tübingen)

Laufzeit: 2020 - 2024

Die Íslendingasögur als Prosimetrum

Das Projekt untersucht die Íslendingasögur als Prosimetrum – also als Kombination aus Prosa und Vers – und betrachtet diese Struktur als zentrales literarisches Merkmal des Sagakorpus. Ziel ist eine umfassende quantitative und qualitative Analyse aller vierzig erhaltenen Sagas. Dabei werden unter anderem Anzahl, Metrum und Stil der Verse sowie die sozialen Rollen der Sprecher erfasst. Auf dieser Grundlage sollen neue Einsichten in die literarische Form und Komposition der Sagas gewonnen werden. Der innovative Ansatz verspricht, getrennt behandelte Aspekte von Prosa und Vers im Kontext des mittelalterlichen isländischen Prosimetrums neu zu interpretieren.

PIs:
Prof. Judy Quinn (Cambridge University)
Prof. Dr. Stefanie Gropper (Universität Tübingen)

Laufzeit: 2019 - 2022

Deutschland - Frankreich

Seit 2007 fördern die französische Agence Nationale de la Recherche (ANR) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gemeinsam integrierte Forschungsprojekte in den Geistes- und Sozialwissenschaften, um die bilaterale Zusammenarbeit zu stärken. Das Programm kann datenbezogene Infrastrukturkomponenten umfassen, wodurch langfristige Kooperationen und Netzwerke gefördert werden. Neben der Vertiefung der deutsch-französischen akademischen Beziehungen zielt es darauf ab, nationale wissenschaftliche Traditionen zusammenzuführen, um grenzüberschreitende soziale und politische Fragen anzugehen und den Wert der Mehrsprachigkeit in der Forschung hervorzuheben. 

Geförderte Projekte

IMMAGES - Hosting a clause: IMplications for the MAtrix and its GuestS

Das Projekt untersucht komplexe Sätze mit eingebetteten Nebensätzen, wobei der Schwerpunkt auf Objektsätzen nach Verben wie „sagen“, „glauben“ oder „hoffen“ liegt und diese mit Relativ- und Adverbialsätzen verglichen werden. Obwohl alle bestimmte Merkmale gemeinsam haben – wie beispielsweise Komplementierer, deren Formen je nach Sprache und Dialekt variieren –, verwenden Adverbialsätze semantisch transparente Marker (z. B. „während“, „obwohl“), während Relativsätze ein „Host“ im Hauptsatz modifizieren. Komplementklauseln hingegen haben keinen offensichtlichen Host, was zu einer Debatte darüber führt, ob sie als Argumente oder als Ausdruck einer mentalen oder sprachlichen Handlung mit propositionalem Inhalt interpretiert werden sollen. Das Projekt geht von einer einheitlichen „dreiteiligen“ Einbettungsstruktur aus: einem (möglicherweise stillen) Anker in der Matrixklausel, dem propositionalen Inhalt der eingebetteten Klausel und einem Komplementierer, der beide verbindet. Die Forschung konzentriert sich auf germanische, griechische und romanische Sprachen, mit Vergleichen zu Baskisch und Ungarisch.

PIs:
Prof. Dr. Katrin Axel-Tober (Universität Tübingen)
Prof. Dr. Ellen Brandner (Universität Stuttgart)
Dr. Richard Faure (Université de Tours, CeTHiS)
Dr. Friederike Moltmann (Université Côte d’Azur-CNRS, BCL)

Laufzeit: August 2023 - Juli 2026

Deutschland - Österreich

Der Österreichische Wissenschaftsfonds (FWF) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bieten mehrere Möglichkeiten zur Unterstützung der engen Kooperation zwischen WissenschaftlerInnen in Österreich und Deutschland.  

Geförderte Projekte

Geschichte als visuelles Konzept: Peter von Poitiers' Compendium historiae

Im 12. Jahrhundert schuf der Pariser Gelehrte Petrus von Poitiers das Compendium historiae in genealogia Christi, um einen prägnanten Überblick über die biblische Geschichte zu geben. Dieses bahnbrechende Werk visualisiert die Heilsgeschichte anhand eines linearen synoptischen Diagramms, das die Genealogie von Adam bis Christus mit den biblischen Dynastien in Einklang bringt und so das gleichzeitige Lesen chronologischer und thematischer Zusammenhänge ermöglicht. Es spiegelt den mittelalterlichen Glauben an eine göttlich geordnete, verständliche und sinnhafte Geschichte wider. 

PIs:
Prof. Dr. Andrea Worm (University of Tübingen)
Prof. Dr. Patrick Sahle (University of Wuppertal)
Dr. Roman Bleier (University of Graz)

Laufzeit: Januar 2023 - Dezember 2025