Der Sarg des Flottenvorstehers Jdy ist ein reich dekorierter Sarg aus dem Mittleren Reich und stammt dem Dekorationsprogramm zufolge sehr wahrscheinlich aus der Umgebung von Asyut, Mittelägypten. Zu dem Sargensemble gehört neben dem Sargkasten auch ein Sargdeckel, der eine fast vollständig erhaltene Diagonalsternuhr auf seiner Unterseite besitzt. Die Mumie des Sargbesitzers gilt heute leider als verschollen.
Auf den Außenseiten sind sowohl Deckel als auch Kasten mit blauen Hieroglyphen und schwarzer Kontur beschriftet. Der Grund ist ockerfarben bemalt, wobei sich ein hellgelber Rahmen an den Seiten befindet. Der Deckel besitzt drei horizontale Schriftbänder. An den Längsseiten des Kastens sind jeweils zwei horizontale Schriftbänder mit acht vertikalen Zeilen angebracht, die in Zweiergruppen geschrieben stehen. Auf der Ostseite ist auf der Kopfhöhe zudem ein Udjat-Augenpaar angebracht. Die Kurzseiten besitzen ebenfalls zwei Horizontalzeilen, darunter zwei zusammenstehende Vertikalzeilen in der Mitte. Rechts und links von den vertikalen Inschriftenbändern werden die Horussöhne genannt, sodass an allen vier Sargecken jeweils ein Horussohn geschrieben steht.
Steckbrief: Sarg des Jdy
Herkunft:
Datierung:
Nekropole von Asyut
12. Dyn. (Mittleres Reich)
Besitzer:
Flottenvorsteher Jdy
Material:
Größe Sargkasten:
Größe Deckel:
Zustand:
Akazienholz, genutet
201 x 49 x 54,5 cm
201 x 49 x 6,7 cm
Überaus gut - Farben sehr kräftig, an einigen Stellen abgeblättert; Risse, Beschädigungen
Inventarnummer:
Sargsigle:
Aufbewahrungsort:
6
S1Tü
Ägypt. Sammlung, Museum "Alte Kulturen" der Universität Tübingen (MUT)
Die Innenseiten sind dagegen abwechslungsreicher gestaltet, wobei die Farben auf einer weißen Grundierung angebracht wurden. Der Deckel besitzt eine der wenigen heute erhaltenen Diagonalsternuhren, in deren Mitte sich eine horizontale Schriftzeile mit Opferformeln befindet. Die oberste Zeile gibt in roter Schrift die Jahreszeiten und deren Abschnitte wieder, die vom Anfang des ersten Monats der Überschwemmungsjahreszeit (Achet) bis zum Ende des zweiten Monats der Aussaat (Peret) reichen. In den Zeilen darunter finden sich die Namen der jeweiligen Dekane, jeweils eine für jede der zwölf Nachtstunden, die sich alle zehn Tage nach oben verschieben. Daraus ergibt sich ein sich diagonal verschiebendes Schriftbild, woher auch der Name „Diagonalsternuhr“ seinen Ursprung hat. Alle Innenseiten des Kastens besitzen am oberen Rand ein horizontal verlaufendes Schriftband mit blauen Hieroglyphen. Die restlichen Texte sind in roten oder schwarz-blauen Kursivhieroglyphen verfasst. Auf der Nordseite, an der auch der Kopf des Verstorbenen ruht, finden sich neben einer Beischrift zu den sieben heiligen Salbölen Darstellungen einer Kopfstütze, der sieben Salböle und Augenschminke sowie eine Harfe. Am Fußende und somit der Südseite sind Kornspeicher dargestellt, in dessen Beischrift der Speicherinhalt dieser kurz thematisiert wird. Darunter sind ein Paar Sandalen, Weihrauchkugeln und Säckchen abgebildet. Auf der Ostseite befindet sich am Kopfende eine Scheintür mit Udjat-Augenpaar, daneben in vertikal abgetrennten Feldern zunächst drei Libationskrüge, Fleischstücke und ein Tisch mit Broten, versch. Kragen, ein Lendenschurz und Leintücher, Schmuckbänder, Troddeln, eine Schreiberpalette sowie verschiedene Krüge mit Bier und Wein. Rechts davon beginnen vertikale Zeilen mit dem Sargtext 154, der auf der Westseite weitergeführt wird. Es folgen die Sprüche 155 sowie 197–199. Unterhalb befindet sich eine lange Opferliste mit Gabenträgern.
Einzig der Boden bleibt undekoriert. An der Außenseite finden sich jedoch am Boden Reste einer ockerfarbenen Grundierung.
Im Rahmen meiner Masterarbeit sollte neben einer ägyptologischen Bearbeitung des Dekorationsprogrammes auch eine digitale Ausarbeitung und Präsentation stattfinden. Neben einer photogrammetrischen Auswertung mit Berechnung der Fotos zu einem 3D-Modell wurden von allen dekorierten Seiten Orthofotos erstellt. Hierbei findet die finale Online-Präsentation des animierten 3D-Modells auf der Webseite des 3D-Museums des MUT statt. Als Hostserver dient dabei die Plattform Sketchfab, über die auch das Modell heruntergeladen werden kann.
Für eine bessere Qualität der Fotos und des 3D-Modells, wenden Sie sich bitte an Carmen Rac. Zu Fragen zum Objekt oder der Ägyptischen Sammlung steht Ihnen die Kuratorin der Ägyptischen Sammlung Dr. Carolina Teotino-Tattko zur Verfügung.