Arbeitsmarktregulierung und Standortwahl
Der "überregulierte" deutsche Arbeitsmarkt gilt als eine der Hauptursachen für die diagnostizierte Standortschwäche. Im vorliegenden Beitrag wird ein realoptionstheoretischer Ansatz gewählt, um den Einfluss von Arbeitsmarktregulierungen auf Standortentscheidungen zu analysieren. Die Implikationen des Ansatzes für die Selbstselektion internationaler Investoren auf unterschiedliche Länderstandorte werden im Rahmen eines deutsch-britischen Vergleiches abgeleitet und anhand einer Befragung US-amerikanischer Investoren mit produzierenden Töchtern in Deutschland und/oder Großbritannien empirisch überprüft. Es zeigt sich, dass es in der Tat systematische Unterschiede zwischen deutschen und britischen Töchtern US-amerikanischer Unternehmen gibt: In britischen Töchtern wird signifikant weniger in Forschung und Entwicklung, d.h. in intangible Kapitalgüter investiert, und man ist dort eher mit solchen Produktionen präsent, die einer signifikant geringeren technologischen Unsicherheit unterworfen sind. Diese Befunde sind kompatibel mit der theoretischen Analyse: Unternehmen, die mit transparenten Kapitalgütern arbeiten und infolgedessen die Veräußerungsoption besonders schätzen, sollten in der Tat eine Präferenz für den britischen Standort haben, da der Wert dieser Option aufgrund der permissiveren Regelungen zu Kündigungsschutz und Betriebsübergang erwartbar höher in Großbritannien ist. Unternehmen, die einer hohen technologischen Unsicherheit gegenüberstehen, mögen hingegen den Standort Deutschland bevorzugen, da ihnen eine besondere Wertschätzung der am deutschen Standort begünstigten Umnutzungsoption unterstellt werden kann.