Die Dissertation beschäftigt sich mit dem Monster als kulturübergreifende Denkfigur mit besonderem Fokus auf der dynamischen Figurenkonstellation zwischen Frauen und Monstern im Film. Das Monster wird dabei als eine von Menschen imaginierte und konstruierte Figur mit physiognomisch und psychologisch nicht-menschlichen Eigenschaften verstanden, die innerhalb der Diegese aus den geltenden Interaktionsnormen eines sozialen Gefüges ausgeschlossen wird und außerhalb der Diegese auf mehr als sich selbst verweist (vom lateinischen mōnstrāre = zeigen).
Das konkrete Forschungsinteresse der Dissertation richtet sich auf den Kippmoment zwischen der Darstellung dominanter patriarchaler Fantasien, in denen Frauen als passive Objekte der Begierde und Monster als zu bezwingende Antagonisten begriffen werden, bis zu dem Moment der feministischen Eroberung und Aneignung des Motivs. Tabubrüche und Grenzüberschreitungen vor und nach diesem postulierten Kippmoment unterscheiden sich markant. Zentral sind dabei die Fragen nach der formal-ästhetischen Inszenierung dieses Paradigmenwechsels im Film und den dahinterstehenden Produktionsprozessen. Zusätzlich steht zur Diskussion, ob und inwieweit die bestehenden Narrative und Stereotypen tatsächlich dekonstruiert oder lediglich repliziert werden.
Zur Klärung dieser Fragen wird die Frau-Monster-Figurenkonstellation kunst-, literatur- und filmhistorisch aufgearbeitet. Theoretische Grundlagen hierzu finden sich sowohl in der feministische Filmtheorie und den Theorien zum Phänomen des Otherings – wie beispielsweise die Critical Race Theory, die Cultural Studies und die Queer Theory – als auch in narratologischen Theorien aus der Mythen- und Märchenforschung. Anschließend folgt die Untersuchung des Kippmomentes anhand der Analyse von ausgewählten Fallbeispielen.
Der Wandel des Narrativs wird dabei als prozesshaft und dynamisch aufgefasst. Methodischer Ausgangspunkt für die Analyse sind zwei Modelle der Film- und Figurenanalyse, das von Susanne Marschall entwickelte „KinematoGramm“ und Jens Eders „Uhr der Figur“. Aus diesen und anderen Modellen wird in Bezug zum vorliegenden Thema ein eigenständiger Ansatz entwickelt.
Die Arbeit soll anhand des Monsterfilms einen Beitrag zum feministischen Figurendiskurs und dem diesem eingeschriebenen Phänomen des Otherings leisten. Ziel ist es, zusätzlich zur Klärung der Forschungsfrage, eine methodische Grundlage für zukünftige Untersuchungen zu schaffen und inhaltliche Anknüpfungspunkte zu begleiteten Forschungsthemen – wie beispielsweise der filmischen Darstellung von maschinellen Figuren (K.I.) – zu etablieren.