Dr. Helena Atteneder
Helena Atteneder ist Akademische Rätin a. Z. am Lehrstuhl „Digitalisierung und gesellschaftliche Verantwortung“
Universität Tübingen
Medienwissenschaft
Wilhelmstraße 50
72074 Tübingen
Raum 130
+49 7071 29-77312
helena.atteneder @uni-tuebingen.de
Sprechstunde
- Nach Vereinbarung und ausschließlich online.
- Bitte senden Sie mir vorab eine Skizze Ihres Anliegens.
Aktuelles
Projektstart: Medien und Mobilität in der digitalen Stadt
Das Projekt: „Medien und Mobilität in der digitalen Stadt. Eine mediengeographische Perspektive auf Daten, Diskurse und Praktiken. (MeModigiSta)“ ist erfolgreich gestartet!
Projektbeschreibung:
Im Fokus des Projekts stehen „smarte“ Mobilitätskonzepte. Sie basieren auf der umfangreichen Sammlung und algorithmischen Verwertung von Daten und versprechen eine nachhaltigere, effizientere Organisation von Mobilitätsangeboten. Als Datenbasis dienen neben den statistischen Daten der öffentlichen Verwaltung zunehmend Nutzer*innendaten, die aus der Verwendung digitaler und vernetzter Endgeräte hervorgehen, aber auch Daten, die direkt aus Überwachungssystemen urbaner Infrastruktur stammen. Insofern kommt es zu einer Verschmelzung von medialer- mit urbaner Mobilitätsinfrastruktur und zu einer Neuordnung verschiedener Räume/Orte, technologischer Komponenten, sozialer Aspekte und Medien in ihren jeweils unterschiedlichen Akzentuierungen.
Das interdisziplinär ausgerichtete Forschungsprojekt analysiert die alltäglichen, individuellen Mobilitäts- und Medienpraktiken von Personen, die regelmäßig Angebote des öffentlichen Verkehrs nutzen. Zentrale Aspekte stellen dabei die Wechselwirkungen zwischen der vorhandenen Mobilitätsinfrastruktur, den „affordances“ der genutzten Medien und Medientechnologien und der „agency“ nicht-humaner Akteur*innen, wie bspw. Algorithmen, dar. Von Interesse ist zudem, inwiefern die Nutzer*innen diese Wechselwirkungen sowie die sich daraus ergebenden Handlungsspielräume erleben und reflektieren. Zusätzlich sollen mittels Critical Discourse Analysis Macht-Wissen-Verhältnisse in Bezug auf „smarte“ Mobilitätskonzepte identifiziert werden.
In einem komparativen Design werden die urbanen Ballungszentren Wien (Österreich), Milton Keynes (Großbritannien) und Shanghai (China) untersucht, die bereits auf „smart technology“ setzen, sich jedoch hinsichtlich Größe, sozio-kultureller sowie politischer Faktoren deutlich unterscheiden.
- Projektleitung: Dr. Helena Atteneder
- Gefördert durch die Baden-Württemberg Stiftung; Förderschiene: Eliteprogramm für Postdoktorand*innen
- Fördersumme: 150.000€
- Laufzeit: 01.01.2023 bis 31.03.2026
- Mitarbeiter*innen: Eva Neugebauer (Doktorandin), Emily Hoffmann (studentische Hilfskraft)
Offene Lehr- und Lernressourcen (OER) zur mündigen Geomediennutzung
Wir sind heute im Alltagsleben und auch beruflich in vielfältiger Weise „geomedial eingebunden“. Von raumbezogenen Bewertungsportalen über Navigation und Logistik, Monitoring und Überwachung bis hin zu Computerspielen reicht dabei die Spannweite. Geomedien und Karten sind dabei nicht die Abbildung von Realität, sondern interessensgeleitete Ordnungen und Visualisierungen derselben.
Das BMBF-Projekt DiGeo entwickelt und beforscht OER (Open Educational Ressources) im Bereich der mündigen Geomediennutzung für angehende Lehrkräfte.
Die Lerneinheiten schaffen unterschiedliche Lerngelegenheiten: Auf der einen Seite Techniken, Interessen und Wirkungen der Geomedien kritisch aufzuarbeiten (Reflexion). Auf der anderen Seite werden Möglichkeiten geboten, den eigenen Geomedienkonsum zu analysieren, zu bewerten und bewußt zu gestalten (Reflexivität). Die Lerneinheiten sollen dabei zumindestens dem Sinn nach von der Lehrer:innen- in die schulische Bildung übertragen werden können. Hier geht es zur Übersicht der Lerneinheiten zum thematischen Schwerpunkt „Reflexion & Reflexivität“.
Aktuelle Publikation zum Thema:
- Atteneder, Helena/Gryl, Inga/Jekel, Thomas: Towards Spatial Reflexivity (2022): Knowledge and Perspectives on (the Teaching of) Competences to use Geomedia Maturely. In: GI_Forum - Journal for Geographic Information Science 2022 (1). S. 120-134. DOI: 10.1553/giscience2022_01_s120.
Neuerscheinung: Geomediatisation
This chapter contributes to the further development of mediatisation theory by applying the relatively new concept of geomediatisation to close social relationships and providing a theoretical foundation for the analysis of geomediatised relationships with a focus on their dialectical aspects. Geomediatisation describes the increasingly perceived indispensability of geomedia technologies and their influence on almost all areas of life, such as finance and trade, mobility, sport and work, but also family life, love life and relationships. In addition to the increasing dependencies, processes of geomediatisation are said to cause people to adapt their actions and interactions accordingly. In this context, the question of how close social relations are lived and negotiated in this new era of geomediatisation and how they can be grasped in their dialectics is addressed.
Big Tech und die Next Billion Users: Digitaler Kolonialismus?
Informationstechnologien wie das Internet haben unser Leben revolutioniert und völlig neue Möglichkeiten für globale Kommunikation und Vernetzung geschaffen. Eine sich zunehmend beschleunigende Digitalisierung, die von ständiger technischer Innovation geprägt ist, steht in starkem Kontrast zu mehr als der Hälfe der Weltbevölkerung, die keinen Internetzugang hat.
Während Konzerne wie Facebook und Google, aber auch chinesische Tech-Großkonzerne wie Huawei, hohe Summen an finanziellen Mitteln in die digitale Infrastruktur der strukturschwachen Regionen stecken, bleibt die Frage, wie eigennützig diese Investitionen wirklich sind. Werden die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung berücksichtigt oder steht die Ausweitung von Dominanz und Einflusssphäre der Unternehmen alleinig im Vordergrund?
Oftmals werben Big Tech-Konzerne mit Versprechen von Teilhabe, Fortschritt und Empowerment (Ermächtigung). Gleichzeitig wird den dominierenden Technologiekonzernen eine systematische Ausbeutung von Ressourcen (vor allem Daten) der lokalen Bevölkerung vorgeworfen, die mit dem Begriff „digitaler Kolonialismus“ beschrieben werden.
Mehr dazu in der kürzlich veröffentlichten Webdoku von Frederik Naegele, die als Abschlussprojekt von Helena Atteneder betreut wurde.
Neuerscheinung: Machtasymmetrien in geomediatisierten Welten.
Ansätze einer kritischen Neubewertung gesellschaftlicher (Kommunikations-)Phänomene in Raum und Zeit werden jüngst in der semi-autonomen Brückendisziplin „Geomedia“ bzw. „Geomedia Studies“ vereint, die sich an der Schnittstelle zwischen Medien-, Kommunikationswissenschaft und Geographie etabliert hat. Daran anknüpfend wird Geomediatisierung als die zunehmende Durchdringung der Gesellschaft mit Geomedientechnologien und deren wahrgenommener Unerlässlichkeit in einer Vielzahl von Alltagszusammenhängen als dialektischer Prozess verstanden, dessen detaillierte Ausformung dem Kräfteverhältnis und den Aushandlungsprozessen mehr oder weniger einflussreicher (sozialer) Interessengruppen obliegt. Machtverhältnisse manifestieren sich dabei sowohl in den Potentialen bzw. Schranken für individuelle Nutzer*innen, in den Strukturen der Gesellschafts- und (kapitalistischen) Wirtschaftsordnung und letztlich in Prozessen der sozialen und räumlichen (Re-)Produktion.
In diesem Buch werden auf jeweils unterschiedlichen Abstraktions- und Analysestufen Geomedientechnologien als sozio-technologische Phänomene kritisch erschlossen und im Hinblick auf Manifestationen von Macht überprüft.
Profil
Zu den Forschungsschwerpunkten von Helena Atteneder zählen Theorien zu Raum/Ort, Medien und Macht, sowie kritisch-dialektische Perspektiven auf Geomedien und Medientechnologien. Bezogen auf Phänomene der Algorithmisierung und Datafizierung und im Speziellen der ubiquitären Geodatenerfassung, stehen in ihrer Forschung die damit verbundenen sowohl autonomie-, als auch überwachungsfördernden Tendenzen im Fokus, sowie Aspekte von Datenschutz und Privatsphäre („Geoprivacy“).
Sie befasst sich zudem mit Ungleichheits- und Stereotypenforschung aus medien- und kommunikationswissenschaftlicher Perspektive.
Curriculum Vitae
Helena Atteneder hat an der Universität Salzburg Kommunikationswissenschaft studiert und ihre Magisterarbeit, zum Thema Alter/Generation/Stereotype verfasst. Die Arbeit wurde mit dem GAM-Nachwuchspreis ausgezeichnet und im kopaed Verlag veröffentlicht.
Danach war sie von 2013 bis 2015 am IFFB_Geoinformatik an der Universität Salzburg tätig, hatte anschließend eine Promotionsstelle am Fachbereich Kommunikationswissenschaft (Center for ICT&S) inne und dort ihr Doktorat mit der Arbeit: „Geomedia (re)thinking the dialectics of space/place and media. Veränderte Machtverhältnisse in geomediatized worlds.“ abgeschlossen. Ihre Dissertation leistet einen aktuellen Beitrag zur Verknüpfung sozialgeografischer und kommunikationswissenschaftlicher Theorie in Bezug auf Informations- und Kommunikationstechnologien und etabliert Geomedia Studies im deutschsprachigen Raum. Für ihre Forschungsprojekte war Helena Atteneder im April 2017 als Gastforscherin an der Fudan University in Shanghai und der Beijing Foreign Studies University tätig und für einen 6-wöchigen Forschungsaufenthalt im April/Mai 2019 in Karlstad (Schweden) am „Department of Geography, Media and Communication“. Dort konnte sie sich insbesondere mit der „Geomedia Research Group“ vernetzen und austauschen.
Zuletzt war Sie als Lektorin am Fachbereich Kommunikationswissenschaft in Salzburg tätig und zudem wissenschaftliche Projektmitarbeiterin an der Universität Duisburg-Essen. Das BMBF-geförderte Projekt „DiGeo - Generalisierbarkeit und Transferierbarkeit digitaler Fachkonzepte am Beispiel mündiger digitaler Geomediennutzung in der Lehrkräftebildung“ hat die Entwicklung und anwendungsbezogene Beforschung eines digitalen Fachkonzeptes zum Kompetenzaufbau zur mündigen Nutzung digitaler Geomedien zum Ziel. Am Standort Duisburg-Essen war Helena Atteneder bis zuletzt für das Teilprojekt zu Reflexion/Reflexivität als Teil eines reflektiert-kritischen Umgangs mit Geomedien verantwortlich.
Mitgliedschaften und sonstige Aktivitäten
- Gründungsmitglied und Sprecherin der GfM-Arbeitsgruppe Mediengeographien https://gfmedienwissenschaft.de/ag-mediengeographien
- Mitglied im „Surveillances Studies Network (SSN) – the international research and information network on surveillance“ https://www.surveillance-studies.net/
- Mitglied im Forschungsnetzwerk „Digitale Geographien“ https://digitale-geographien.de/
- Mitglied der AoIR – Association of Internet Researchers https://aoir.org/
- Mitglied der ECREA-Section „Media Cities and Space“ https://www.ecrea.eu/page-18228
- Fachgutachterin verschiedener Fachzeitschriften (GW-Unterricht http://www.gw-unterricht.at; MedienJournal https://ejournals.facultas.at/index.php/medienjournal/index; Geographica Helvetica https://www.geographica-helvetica.net/)
- Mitglied in diversen Fachgesellschaften (DGPuK, ÖGK, GfM, ECREA, …)
Die wichtigsten Publikationen
- Atteneder, Helena/Gryl, Inga/Jekel, Thomas: Towards Spatial Reflexivity (2022): Knowledge and Perspectives on (the Teaching of) Competences to use Geomedia Maturely. In: GI_Forum - Journal for Geographic Information Science 2022 (1). S. 120-134. DOI: 10.1553/giscience2022_01_s120.
- Atteneder, Helena (2022): Geomediatisation.A dialectical approach to close social relationship dependence, normalisation and adaptation. In: Kopecka-Piech, Katarzyna/Sobiech, Mateusz (Hrsg.): Mediatisation of Emotional Life. Abingdon: Routledge, S. 56-71.
- Atteneder, Helena (2022): Machtasymmetrien in geomediatisierten Welten. Geomedien als Konzept zur Neubewertung der Dialektik von Raum/Ort und Medien. Wiesbaden: Springer
- Abend, Pablo/Atteneder, Helena (2021): Geomediatisierung. In: Bork-Hoffer, Tabea/Füller, Henning/Straube, Till (Hrsg.): Handbuch Digitale Geographien: Welt – Wissen – Werkzeuge. Stuttgart: utb, S. 50-63.
- Atteneder, Helena/Collini-Nocker, Bernhard (2020): Under control: Audio/Video Conferencing Systems Feed “Surveillance Capitalism“ with Students’ Data. In: Proceedings of the 13th CMI Conference on Cybersecurity and Privacy (CMI) - Digital Transformation - Potentials and Challenges, S. 1-7. DOI: 10.1109/CMI51275.2020.9322736
- Atteneder, Helena/Herdin, Thomas (2020): The role of geomedia in building intercultural competence - A qualitative case study within the context of a student exchange program between Austria, Germany and China. In: KOME − An International Journal of Pure Communication Inquiry 8 (2), S. 1–22. DOI: 10.17646/KOME.75672.54.
- Atteneder, Helena/Collini-Nocker, Bernhard/Jekel, Thomas (2019): „…ich habe ja nichts zu verbergen!“ Zwischen ubiquitärer Geodatenerfassung als Geschäftsmodell und individuell-kontextuellem Geoprivacymanagement. In: GW-Unterricht 154 (2), S. 21–34. DOI: 10.1553/gw-unterricht154s21.
- Thiele, Martina/Atteneder, Helena (2019): Zu jung, um alt zu sein? „Best Ager“ in Journalismus und Werbung. In: Dimitriou, Minas (Hrsg.): Der Körper in der Postmoderne – zwischen Entkörperlichung und Körperwahn. Wiesbaden: Springer VS, S. 169–183.
- Steinmaurer, Thomas/Atteneder, Helena (2019): Permanent Connectivity: From Modes of Restrictions to Strategies of Resistance. In: Eberwein, Tobias/Karmasin, Matthias/Krotz, Friedrich/Rath, Matthias (Hrsg.): Responsibility and Resistance: Ethics in Mediatized Worlds. Wiesbaden: Springer, S. 107–117.
- Atteneder, Helena/Collini-Nocker, Bernhard (2018): Geomedia and privacy in context. Paradoxical behaviour or the unwitting sharing of geodata with digital platforms? In: Mediatization Studies 2, S. 17–48. DOI: 10.17951/ms.2018.1.2.17-48.
- Atteneder, Helena (2018): Geomedia. Manifestations of Power as Mediatized Communication Practices – A Foucauldian Approach. In: GI_Forum - Journal for Geographic Information Science 2018 (2), S. 103–118. DOI: 10.1553/giscience2018_02_s103.
- Atteneder, Helena (2017): Mediale Konstruktionen von Alter und Generation. Erkenntnisse einer transdisziplinären Stereotypenforschung. München, kopaed. http://www.kopaed.de/kopaedshop/?pid=1073
- Atteneder, Helena/Peil, Corinna/Maier-Rabler, Ursula/Steinmaurer, Thomas (2017): Digitale Resilienz und soziale Verantwortung. Überlegungen zur Entwicklung eines Konzepts. In: Medien Journal 41 (1), S. 48–55. DOI: 10.24989/medienjournal.v41i1.349.