Institut für Medienwissenschaft

Medien und Mobilität in der digitalen Stadt

Projektbeschreibung

Im Fokus des Projekts stehen „smarte“ Mobilitätskonzepte. Sie basieren auf der umfangreichen Sammlung und algorithmischen Verwertung von Daten und versprechen eine nachhaltigere, effizientere Organisation von Mobilitätsangeboten. Als Datenbasis dienen neben den statistischen Daten der öffentlichen Verwaltung zunehmend Nutzer*innendaten, die aus der Verwendung digitaler und vernetzter Endgeräte hervorgehen, aber auch Daten, die direkt aus Überwachungssystemen urbaner Infrastruktur stammen. Insofern kommt es zu einer Verschmelzung von medialer- mit urbaner Mobilitätsinfrastruktur und zu einer Neuordnung verschiedener Räume/Orte, technologischer Komponenten, sozialer Aspekte und Medien in ihren jeweils unterschiedlichen Akzentuierungen.

Das interdisziplinär ausgerichtete Forschungsprojekt analysiert die alltäglichen, individuellen Mobilitäts- und Medienpraktiken von Personen, die regelmäßig Angebote des öffentlichen Verkehrs nutzen. Zentrale Aspekte stellen dabei die Wechselwirkungen zwischen der vorhandenen Mobilitätsinfrastruktur, den „affordances“ der genutzten Medien und Medientechnologien und der „agency“ nicht-humaner Akteur*innen, wie bspw. Algorithmen, dar. Von Interesse ist zudem, inwiefern die Nutzer*innen diese Wechselwirkungen sowie die sich daraus ergebenden Handlungsspielräume erleben und reflektieren. Zusätzlich sollen mittels Critical Discourse Analysis Macht-Wissen-Verhältnisse in Bezug auf „smarte“ Mobilitätskonzepte identifiziert werden.

In einem komparativen Design werden die urbanen Ballungszentren Wien (Österreich), Milton Keynes (Großbritannien) und Shanghai (China) untersucht, die bereits auf „smart technology“ setzen, sich jedoch hinsichtlich Größe, sozio-kultureller sowie politischer Faktoren deutlich unterscheiden.

  • Gefördert durch die Baden-Württemberg Stiftung; Förderschiene: Eliteprogramm für Postdoktorand*innen
  • Fördersumme: 150.000€
  • Laufzeit: 01.01.2023 bis 31.03.2026

Team

Projektverlauf

2024
Datenerhebung Shanghai

Die Datenerhebung in Shanghai ist erfolgreich abgeschlossen. Vom 24. März bis zum 8. April 2024 waren Helena Atteneder, Bernhard Collini-Nocker und Eva Neugebauer als Gastforscher:innen an der School of Journalism, Fudan University in Shanghai (China) tätig.
Für die Datenerhebung wurden zwei voneinander getrennte Erhebungsmodi angewandt. Während der Fahrt dokumentierten die Proband:innen ihre Pendelstrecke mit Medientagebüchern und Fotos. Diese Daten wurden in darauffolgenden Interviews rekontextualisiert, um individuelle Bedeutungen angereichert und werden letztlich mit den anonymisierten Metadaten der Fotos (bspw. GPS-Daten) verknüpft. Um die „atmospheres“ des öffentlichen Verkehrs in Shanghai zu erfassen, kam ergänzend eine Methodenkombination angelehnt an „digital ethnographies“ zum Einsatz. Durch Feldnotizen, dokumentarische Fotos, Aufzeichnung der GPS-Daten sowie WiFi-Signale konnte ein reichhaltiger Datenbestand generiert werden. Ziel der nun stattfindenden Analyse ist ein, nuanciertes Verständnis der mobilisierten Medien- und Kommunikationspraktiken von Pendler:innen in Shanghai.
Weitere Kooperationen mit Prof. Shaojing Sun von der School of Journalism sind geplant. Zudem gibt es Gespräche mit dem Team des international office, bestehend aus Jake Wang und Lina Lee, über die Etablierung eines institutionalisierten Austauschs zwischen den Forschungsinstituten.