Koreanistik

Buchneuerscheinung: Asiatische Deutsche Extended. Vietnamesische Diaspora and Beyond (2021)

Kien Nghi Ha (Hg.) (2021): Asiatische Deutsche Extended. Vietnamesische Diaspora and Beyond.
Berlin: Assoziation A. ISBN 978-3-86241-484-0, S. 480, Preis 19,80€. Erstausgabe 2012.
Stark erweiterte und durchgesehene Neuausauflage mit neuem Vorwort

Nachdem das Buch jahrelang vergriffen war, freuen wir uns mitteilen zu können, dass im Sommer 2021 die stark erweiterte Neuausgabe rechtzeitig zum zehnjährige Jubiläum erschienen ist!

Am Beispiel der vietnamesischen Migration, die vor allem in Berlin stark präsent ist, lässt sich aufzeigen, dass das Leben in der Diaspora vielgestaltige Formen annimmt und dieser Prozess aus der Perspektive der migrantischen Subjekte zu denken ist. Indem die Nation von ihren Rändern aus neu gedacht wird, können bisher vernachlässigte Fragen und marginalisierte Räume in den Fokus genommen werden. Dieser Perspektivwechsel durchzieht die vielschichtigen Analysen, Gespräche, Porträts, Foto-Essays und Kurzgeschichten namhafter Wissenschaftler*innen und talentierter Künstler*innen, die diesen Raum mit Leben und Innenansichten füllen. 

Im ersten Teil des Bandes werden essenzialistische Identitätskonstruktionen sowie das homogenisierende Kulturverständnis hinterfragt und zeitgenössische Bedeutungen der asiatischen Diaspora analysiert. Anstatt Migration lediglich als ein zu bewältigendes Problem zu begreifen, beleuchten die Beiträge im zweiten Teil ihre kosmopolitischen Potenziale. Vor diesem Hintergrund werden vielfältige Verbindungen zu anderen People-of-Color-Gemeinschaften in Deutschland gezogen. Denn die komplex zusammengesetzten Identitäten in diasporischen Communities reflektieren unterschiedliche geschichtliche Erfahrungen mit Exil, genderspezifischer Ausbeutung und Rassismus, die kulturelle und gesellschaftspolitische Bedeutungen in sich tragen. 

Das Leben zwischen hybriden Kulturen, politischen Grenzen und konstruierten Nationen wird in diesem Buch als eine Form des Zuhause-Seins untersucht. Diese Konstellation stellt eine zentrale Zukunftsaufgabe postkolonialer Migrationsgesellschaften in der Ära der Globalisierung dar.

Mit Beiträgen von Joshua Kwesi Aikins, Mita Banerjee, Biplap Basu, Indira Hong Giang Berghof, Uta Beth, Sun-ju Choi, Huy Dao, Katharina Dehn, Hannah Eitel, Naika Foroutan, Urmila Goel, Kien Nghi Ha, Noa Ha, Feng-Mei Heberer, Tamara Hentschel, Pham Thi Hoai, Jee-Un Kim, Mai-Phuong Kollath, Alisa Anh Kotmair, Yumin Li, Nya Luong, Hanna Hoa Anh Mai, Ruth Mayer, Angelika Bach Ngoc Nguyen, Baly Nguyen, Bé Ðiem Nguyen-Xuân, Thao Nguyen, Toản Quốc Nguyễn, Thúy Nonnemann, Günter Piening, Nivedita Prasad, Sina Schindler, Petra Isabel Schlagenhauf, Antonie Schmiz, Yasemin Shooman, Kimiko Suda, Trần Thị Thu Trang, Trinh T. Minh-ha, Anja Tuckermann, Danh Vo und Alke Wierth.
Übersetzungen: Madeleine Bernstorff und Emma Dowling. Lektorat: Nika Zablotsky und Peter Veit. Cover: Ngan Thi Dang.

Umfassende Informationen zum Buch finden sich auf der Website
https://asiatischedeutsche.wordpress.com/

[Inhaltsverzeichnis zum Download]

Reviews:


Fernsehbericht im puzzle
Kulturmagazin vom 17.07.2021

Was das Selbstverständnis verrät: „Asiatische Deutsche - Extended“
von Katharina Wysocka (Bayerischer Rundfunk)


Stimmen zur Erstausgabe 2012

„Mit dem Sammelband gewährt uns Kien Nghi Ha einen Einblick in die Diversität asiatischer Präsenzen in Deutschland. Neben mehreren Beiträgen, die nicht nur für die etablierte Rassismusforschung in Deutschland von Bedeutung sind, finden sich Analysen sozialer und kultureller Praktiken, Untersuchungen medialer Repräsentationspolitiken, Autobiographisches sowie Aufsätze über Community-Pflege und transkultureller Interaktion. Ein ungemein spannender Sammelband, der Autor_innen aus den unterschiedlichsten wissenschaftlichen und künstlerischen Milieus versammelt; ein Band der einmal mehr deutlich macht, dass es höchste Zeit dafür ist, dass das Deutschland, das wir tagtäglich in Cafés, U-Bahnen, Clubs, Restaurants, Schulen, Universitäten, Geschäften, Fußgängerzonen, Tankstellen, Bibliotheken etc. erleben, endlich auch in der deutschen Kultur- und Politiklandschaft sichtbar wird: In Rathäusern und Parlamenten, in Theatern und Museen, in Konzertsälen und im deutschen Fernsehen – überall da eben, wo Deutschland repräsentiert wird.“
Philippa Ebéné, Geschäftsführerin und künstlerische Leiterin der Werkstatt der Kulturen Berlin 

„Deutschland ist also asiatisch und in dieser Formulierung ist die Gegenüberstellung von ‚Deutsch‘ und ‚Asiatisch‘ bereits aufgehoben. Von dieser Aufhebung handeln die Beiträge dieses Buches, das sehr lesenswert ist, weil es in analytischen und narrativen Sätzen zeigt, dass Erfahrungen und ihre Artikulation in einem doppelten Sinne politisch sind. 
Sie weisen zurück auf politische Verhältnisse, die diese Erfahrungen zuweilen schmerzlich hervorbringen. Und sie widersetzen sich diesen Verhältnissen getragen von aus Alltagspraxis und Intellektualität resultierenden Visionen weniger gewaltförmiger Verhältnisse. Die Politisierung der strukturellen Schwäche derer, die natio-ethno-kulturelle Gegenüberstellungen aufheben, ist die große Stärke des Buches. Eine Ermutigung.“
Prof. Dr. Paul Mecheril, Direktor des Center for Migration, Education and Cultural Studies, Universität Oldenburg

„Nachdem der dominierende Diskurs über ‚Integrationsdefizite‘ und ‚gute und schlechte Migranten‘ die rassistischen Theorien des 19. Jh. jüngst wiederbelebt haben, holt dieses Buch uns eindrucksvoll ins 21. Jh. zurück. Die hier zusammengestellten Beiträge hervorragender Wissenschafter_innen, Künstler_innen und Akvist_innen bringen es auf den Punkt: Deutschland – und auch Europa – sind unwiderruflich plural, heterogen, hybrid und gerade deshalb spannend und zukunftsfähig (geworden).“
Prof. Dr. Sérgio Costa, Direktor des Lateinamerika Instituts, Freie Universität Berlin

„Das erste Buch zu Asian-Germans eröffnet eine spannende neue Perspektive für die Forschung und bietet somit gleichzeitig eine Plattform für multivokale asiatische diasporische Formationsbestrebungen in Deutschland.“
Prof. Dr. You Jae Lee, Leiter der Koreanistik, Universität Tübingen.
 


Rezensionen zur ersten Auflage von Asiatische Deutsche

Asiatische Deutsche – Sachbuch der Woche in der FAZ

„Die Ausnahmen und die Regeln: Der Sammelband ‚Asiatische Deutsche‘ untersucht, wie unsere Gesellschaft ihre Einwanderer betrachtet – und wie diese mit den falschen Zuschreibungen zurechtkommen müssen. […] Die Suche nach dem richtigen Wort für eine so viel komplexere Gegenwart durchzieht den kompletten Band.“
Tobias Rüther: Wie würdest du deine Herkunft beschreiben? Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), 27.08.2012, S. 26.

Unbedingt empfehlenswert

„Dieses Buch wurde zu Recht von der FAZ als Sachbuch empfohlen. Die vielseitige Dokumentation des vietnamesisch-deutschen kulturellen Lebens im Einwanderungsland Deutschland ist ein wertvoller Beitrag zum kulturellen Gedächtnis der in Deutschland lebenden asiatischen communities. [...] Der nun publizierte Sammelband „Asiatische Deutsche“ ist eine eindrucksvolle Orchestrierung von Gegenstimmen. [...] Gerade das macht den Band stark, ebenso wie einige schriftlich dokumentierte Podiumsgespräche, die sich durchweg sehr spannend lesen und es erlauben, auch nachträglich noch an der Diskussionsreihe teilzuhaben. Damit ist dem Team, das hinter dieser Reihe und Publikation steht, ein großer Wurf gelungen. [...] Es gibt soviele Anregungen in diesem Buch. Es ist unbedingt empfehlenswert.“
Karin Yesilada: Deutsch-Vietnamesisches Gedächtnis. In: heimatkunde – Migrationspolitisches Portal der Heinrich-Böll-Stiftung

Erste umfangreiche Veröffentlichung zu asiatischen Deutschen

"Der Sammelband des Berliner Kultur- und Politikwissenschaftlers Kien Nghi Ha ist die erste umfangreiche Veröffentlichung zu asiatischen Deutschen [...] Auf der Grundlage von neueren Ansätzen aus den Cultural und Postcolonial Studies versteht Ha, wie er es in seiner Einleitung darlegt, Gesellschaft als ein ‚diasporisches Kontinuum‘ (16). Das ermöglicht ihm die Vernetzung von ‚Asian Germany‘ über nationalstaatlichen Begrenzungen bis in die USA und nach Asien aufzuzeigen [...] Has Sammelband zu den Asiatischen Deutschen ist eine fassettenreiche Pioniertat. Dass oftmals der Focus auf die vietnamesisch-deutsche Gemeinschaft gerichtet ist, lässt sich angesichts des zwanzigjährigen Gedenkens an die Pogrome von Hoyerswerda (1991) und Rostock-Lichtenhagen (1992) als Manifestation einer zeichensetzenden, notwendigen Gegenwehr verstehen. Die Vielfalt anderer Blickrichtungen weist allerdings auf das Auftauchen eines neuen Community-Bewusstseins der asiatischen Deutschen hin, deren wissenschaftliche Verankerung in der Gründung der Asian German Studies bestehen könnte.“
Linda Koiran: Kien Nghi Ha (Hg.): Asiatische Deutsche: Vietnamesische Diaspora and Beyond. In: Zeitschrift für interkulturelle Germanistik Dezember 2013, Jg. 4, Ausgabe 2. 2013(2): 212-215. 

Ausnahmslos hohe inhaltliche Qualität

„Beide Bücher verbindet eine gelungene, kritische Annäherung an hybride Prozesse und sie stellen einen klugen Appell zur politischen und kontextualisierten Reorientierung des Konzepts dar. [...] Dabei fällt die ausnahmslos hohe inhaltliche Qualität der Beiträge auf […] Asiatische Deutsche ist eine gelungene Textkompilation [… und] in jedem Fall wichtig. Am Beispiel der asiatisch-vietnamesischen Diaspora wird handfest und vielschichtig konkretisiert, was Vermischung und Hybridität bedeutet.“
Johnny Van Hove: Hybridität Revisited: Karriere, Kritik und Alltag eines Starkonzepts. In: KULT_online, Nr. 34, 2013.

Theoretisch fundiert und praktisch verortet

„Während die deutsche Migrationsforschung Einwanderungsprozesse vor allem aus der Perspektive des Nationalstaates betrachtet, rücken Ha und die rund zwanzig weiteren AutorInnen diasporische Ansätze rund um migrantische Subjekte, Communities und Netzwerke ins Zentrum. Das ist gut so, denn es führt zu einem Perspektivwechsel, zu Pluralisierung und De-Nationalisierung.
‚Asiatische Deutsche‘ ist ein weit gefasster Begriff, er verweist auf Einschlüsse und Ausschlüsse. Heutzutage ist der Begriff der Diaspora en vogue, denn er beschreibt die Zerstreuung von MigrantInnen fern der Heimat. Aber Diaspora ist mehr, sie lokalisiert Erfahrungen von Ausschluss, Identifikation, Zugehörigkeit und Exklusivität neu. Die AutorInnen dieses Sammelbandes verstehen es, Diasporen im Spannungsfeld zwischen Nationalismus und transnationalen Bezügen zu beschreiben – theoretisch fundiert und praktisch verortet.“
Rosaly Magg: Diaspora in Deutschland. In: iz3w, Nr. 334, 2013, S.46.

Wertvolle Beiträge zur Rassismusforschung

„Der Band dokumentiert Debatten von engagierten WissenschaftlerInnen und AktivistInnen zu den Themen Identität und Repräsentation von asiatischen Deutschen. […] Das anregende Lesebuch versammelt Fotos, Porträts, Analysen und Gespräche. Es bietet wertvolle Beiträge zur Rassismusforschung und einen tiefen Einblick in die Vielfalt der deutsch-asiatischen Präsenzen.“
Anke Schwarzer: Aufgeblättert. In: analyse & kritik – zeitung für linke Debatte und Praxis. Nr. 577, 16.11.2012.

„Früher war es mir auch wichtig, bloß kein Chinese zu sein“

Trotz des verheerendsten rassistischen Pogroms seit der Nazi-Zeit in Rostock-Lichtenhagen ist anti-Asiatischer Rassismus ein sträflich vernachlässigtes Wissensgebiet. Ein Gespräch über die Bedeutung von Asiatische Deutsche, Community und Coalition Work.
Kien Nghi Ha im MiGAZIN-Interview mit Deniz Utlu