Institut für Medienwissenschaft

26.04.2017

Fakt/Fiktion: Referentielle Multimodalität in der digitalen Medienkultur

Workshop vom 1. bis 2. Juni 2017 am Institut für Medienwissenschaft der Eberhard Karls Universität Tübingen

Der Workshop nimmt die seit der Wahl Donald J. Trumps zum 45. Präsidenten der USA zunehmend verbreitete Rede vom ‚postfaktischen Zeitalter‘ zum Anlass, grundlegender nach dem Verhältnis von Fakt und Fiktion in der digitalen Medienkultur zu fragen. Dabei soll es dezidiert nicht um die Flucht in ‚panfiktionale‘ Positionen und also die Gleichsetzung jeder Art von Darstellung mit Fiktionalität, sondern vielmehr um den analytisch genauen Blick auf den gegenwärtigen Umgang mit der nach wie vor wirkmächtigen Unterscheidung zwischen Fakt und Fiktion bzw. zwischen fiktionaler und nicht-fiktionaler Darstellung gehen.

Nicht-Fiktionalität lässt sich dabei zunächst im Gegensatz zu Fiktionalität als Eigenschaft von Darstellungen verstehen, die den Anspruch kommunizieren, ‚zutreffende Aussagen über die Welt‘ zu machen, ohne dass das tatsächliche Vorliegen von ‚zutreffenden Aussagen über die Welt‘ freilich eine notwendige Bedingung für das Vorliegen nicht-fiktionaler Darstellungen wäre – zumal es wenig plausibel erscheint, Fiktionalität im Umkehrschluss über das Vorliegen ‚unzutreffender Aussagen über die Welt‘ zu bestimmen, was in wenig intuitiver Weise jede Lüge und Falschmeldung zu ‚Fiktionen‘ werden lassen würde.

Auf Grundlage einer solchen intentional-pragmatischen Konzeptualisierung von (Nicht-)
Fiktionalität ließe sich dann aber auch und gerade danach fragen, inwiefern etablierte fiktionstheoretische Begriffe und Unterscheidungen angesichts neuerer mediengeschichtlicher Entwicklungen in Richtung einer zunehmenden ‚Hybridisierung‘ fiktionaler und nicht-fiktionaler Formen neu zu denken, zu hinterfragen und etwa mit Blick auf die Möglichkeit zu modifizieren wären, bei der Rezeption gegenwärtiger Medienangebote auf differenzierte Weise zwischen ‚fiktionalen‘ und ‚nicht-fiktionalen‘ Rezeptionshaltungen zu oszillieren.

Der Workshop möchte den hier nur angerissenen Fragen aus dezidiert interdisziplinärer Perspektive und anhand möglichst unterschiedlicher Beispiele nachgehen. Neben Keynotes von PD Dr. Florian Mundhenke (Leipzig) und Vertr.-Prof. Dr. Stephan Packard (Köln) wird es daher umfassende Gelegenheit zur Präsentation von laufenden Forschungsprojekten aus dem skizzierten Themenfeld geben. Vorschläge für 20-minütige Vorträge werden bis zum 15. Mai 2017 in Form eines Abstracts (max. 200 Wörter) mit biobibliografischer Angabe (max. 100 Wörter) als PDF oder Word-Datei an <link>jan.thon@uni-tuebingen.de erbeten.

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