21.02.2014
Gedruckte Fotografie. Abbildung, Objekt und mediales Format
Eine Tagung der Kommission Fotografie der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Medienwissenschaft der Universität Tübingen und dem Museum Europäischer Kulturen – Stiftung Preußischer Kulturbesitz Berlin
Seit der Erfindung der Fotografie im Jahr 1839 dauerte es eine ganze Weile, bis sich das fotografische Bild drucktechnisch reproduzieren ließ. Erst in den 1880er Jahren war mit dem Rasterverfahren (Autotypie) die Voraussetzung dafür geschaffen, dass Fotografien ins [aufs] Blatt – in Tageszeitung, Magazin und Buch – kommen konnten. Die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg und die zwanziger Jahre gelten weltweit als die ersten Blütephasen der gedruckten Fotografie. Der Bedarf an Bildern für die Presse war enorm. Neue Berufsfelder, wie der Illustrationsfotograf oder der Fotoreporter entstanden.
Parallel entwickelte sich die Ansichtspostkarte zu einem der beliebtesten Bildmedien. Ob Autorennen, Ballonwettfahrt, touristisches Ziel oder der Kampf im Schützengraben: Die Fotografen lichteten ihre Motive nach bildjournalistischen Kriterien ab, der Nachrichtenwert für die Zeitgenossen stand im Vordergrund. Schon am Tag nach dem sensationellen Ereignis lagen Bildpostkarten in den Auslagen der Kioske, Schreibwarengeschäfte oder Touristenbüros.
Aufwendig gedruckte Zeitschrift, Ansichtskarte und Bildband – die mediale Ausprägung der Fotoabbildung war bis Mitte des 20. Jahrhunderts die einzige Möglichkeit, Farbfotografien zu vervielfältigen und damit für ein größeres Publikum erlebbar zu machen. Der Bildinhalt war das Wesentliche. Selbst bei Verlust der originalen Druckvorlagen, – Vintage Prints, Negativplatten und Autochrome – blieben die Bildinhalte in den alten Tageszeitungen und Illustrierten erhalten, wodurch die Frage nach der Bedeutungsverschiebung vom Original zum gedruckten Bild virulent wird.
In den zwanziger und dreißiger Jahren entwickelten sich in Europa und in den USA nicht zuletzt auch unter dem Einfluss des Bauhauses und der künstlerischen Avantgarde neue Formen der gedruckten Fotografie. Die mediale Praxis betraf hierbei insbesondere die Werbung (Zeitungsanzeigen, Prospekte) und die politische Propaganda (Plakate, Flugblätter).
Vor allem die Beat Culture und die Pop-Art schufen nach 1945 neue Abbildungsformen der gedruckten Fotografie: Es ging nicht mehr um das Original, sondern um den Massencharakter der fotografischen Abbildung. Von der Illustrierten und dem politischen Plakat, vom Schallplattencover und Pochoir über den Textildruck bis hin zu neueren Formen des digitalen Prints: Die gedruckte Fotografie ist aus unserem Alltag nicht wegzudenken.
Die 7. Tagung der Kommission Fotografie richtet sich an all jene, die sich wissenschaftlich und vor einem museologischen sowie konservatorischen Hintergrund mit gedruckter Fotografie beschäftigen. Im Zentrum stehen die Fragen nach der Authentizität fotografischer Abbildungsformen und deren Gebrauch und Bewahrung. Ebenso zu fragen wäre nach dem Manipulationscharakter der gedruckten Fotografie. In wieweit trugen gedruckte fotografische Formen zur Popularisierung des visuellen Mediums bei? Welche neuen Formen der Alltagsästhetik bildeten sich heraus? In welchem Umfang ist die fotografische Abbildung in der Lage, mediale Nachrichten und sonstige Informationen zu transportieren?
Für unsere Tagung sind fünf Bereiche der gedruckten Fotografie von Interesse:
- die klassischen, journalistischen Printmedien Tageszeitung, Illustrierte und Bildband
- Werbeanzeigen, Werbebildchen, das politische Plakat und Kunstformen der fotografischen Abbildung, wie Fotomontagen und Fotocollagen
- Bildpostkarten, touristische Veröffentlichungen
- Gedruckte Fotografie im Alltag: Textilien, Plastiktüten, Kataloge (Versandhandel) Bedienungsanleitungen, das digitale Fotobuch, Wandschmuck
- Gebrauchsgrafik, Kleinkunst und Street Art: Platten- und CD-Covers, Pochoirs.
Bitte schicken Sie uns ein Exposé ihres Themenvorschlags mit maximal 3.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen). Einsendeschluss ist der 31. Mai 2014. Die Tagung wird vom 13. bis 15. November 2014 in Berlin am Museum für Fotografie – Staatliche Museen zu Berlin, Jebensstraße 2, stattfinden. Rechnen Sie zunächst nicht mit einem Fahrtkostenzuschuss oder Honorar. Vorgesehen ist es, die Texte zeitnah in der Reihe „Visuelle Kultur. Studien und Materialien“ (Waxmann-Verlag Münster) zu veröffentlichen. Sie sollten deshalb schon bei der Konzeption Ihrer Präsentation darauf achten, dass Sie Ihre Abbildungen möglichst professionell in unkomprimierter Form mit mindestens 300 dpi reproduzieren. Pro Beitrag sind höchstens zehn Schwarzweißabbildungen vorgesehen. Entsprechend sollten Sie in Ihrem Vortrag die Bildquelle in den Mittelpunkt stellen und das Thema möglichst mit wenigen aussagekräftigen Bildbeispielen veranschaulichen.
Ihre Exposes schicken Sie bitte an folgende Adressen:
Dr. Irene Ziehe, Museum Europäischer Kulturen – SMB
Im Winkel 8, 14195 Berlin
<link>i.ziehe@smb.spk-berlin.de
Dr. Ulrich Hägele
Institut für Medienwissenschaft
Universität Tübingen
Wilhelmstraße 50, 72072 Tübingen
ulrich.haegele@uni-tuebingen.de
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