Philologisches Seminar

Politik


1. Carm. 49: Vom Wert der Bedeutungsvielfalt – oder warum Catulls carm. 49 mehr als ein Dankgedicht ist

Tobias Eckhardt, Sabrina Rösch

1995 Wörter, Lesedauer: ca. 7 Minuten

Beredtster du der Enkel des Romulus,
aller, die es gibt und die es gab, Marcus Tullius,
und die es später geben wird in anderen Jahren!
Größten Dank sagt Catull
dir, der schlechteste Dichter von allen,
um soviel der schlechteste Dichter von allen,
wie du der beste Anwalt von allen bist.

(Übersetzung: Holzberg 2009, 63)

Disertissime Romuli nepotum,
quot sunt quotque fuere, Marce Tulli,
quotque post aliis erunt in annis,
 gratias tibi maximas Catullus
agit pessimus omnium poeta,                        5
tanto pessimus omnium poeta,
quanto tu optimus omnium patronus.

In diesem Artikel wird untersucht, wie es dem Dichter Catull in seinem carm. 49 gelingt, mittels strategischer Ambiguität auf sprachlicher Ebene den römischen Wertediskurs um Politik und Dichtung sowie die damit verbundenen Lebensentwürfe in das Gewand eines Dankgedichts einzuweben. Hierbei soll durch die Beobachtung der Balance zwischen zwei gleichermaßen überzeugenden, wenn auch einander ausschließenden Interpretationen die Produktivität eines solchen ambiguitätstoleranten Ansatzes für die antike Literatur betont werden.

Mehrdeutigkeit vs. Eindeutigkeit als Merkmal von Kulturen

Ist von Ambiguität die Rede, denkt man zunächst an sprachliche Ambiguität, also an sprachliche Äußerungen bzw. kommunikative Elemente, denen mehr als eine distinkte Bedeutung im jeweiligen Kontext zugeordnet werden kann. Nach Thomas Bauer ist sprachliches Handeln aber nur eine Form kulturellen Handelns und keineswegs die einzige, die von Ambiguität betroffen sein oder durch sie bereichert werden kann (Bauer 2019, 16). Denn jedes Handeln, das als kommunikativ verstanden wird, könne ebenso ambig wie eine sprachliche Äußerung, und ihre Mehrdeutigkeit ebenso entweder absichtlich oder unabsichtlich entstanden sein. Und da Kultur die Summe des kulturellen Handelns ihrer Angehörigen ist, ist sie – so Bauer – zwangsläufig ein höchst ambiguitätsträchtiges Phänomen. Kulturelle Ambiguität sei also Teil der condicio humana. Dieser These steht nun Christoph Bode entgegen, welcher den Ansatz verfolgt, dass es allein das Poetische und dessen ästhetische Erfahrung ist, das den Raum der Bedeutungsvielfalt eröffnet, wohingegen „die Gesellschaft als Ganzes [den Blick auf Ambiguität durch ihr Schwarz-Weiß-Denken] versäumt, ja, radikal gedacht, negiert“ (Bode 1988, 394).

Ebenjener Diskurs um Mehrdeutigkeit versus Eindeutigkeit, der sich aus unterschiedlichen Einstellungen zu Phänomenen der Ambiguität speist, ist ein universelles Phänomen, welches sich insbesondere auch im Umgang mit Werken, deren Urheber nicht mehr zur ‚eigentlichen‘ Bedeutung der Texte befragt werden können, beobachten lässt. Wir wollen deshalb in den nächsten Abschnitten gedanklich in die Welt der antiken Literatur reisen, um einen Blick auf den Autor Catull und eines seiner rätselhaftesten Gedichte zu werfen.

Carm. 49 und die spöttisch-pikante Danksagung eines Dichters

Zwei entgegengesetztere Zeitgenossen als Cicero und Catull sind kaum denkbar: Cicero, am Althergebrachten hängend, als Stilist dem vollsten, tönendsten Wort zugetan, und der Poet Catull, ein Verächter altrömischer Biederkeit und Ästhet im Geiste des Kallimachos, welcher das Understatement und den ‚schlanken‘ Stil liebt.

In unserem Gedicht spricht nun Catull den großen Redner in überbescheidenem Ton an und bedankt sich bei ihm aufs Demütigste, ohne dass allerdings gesagt würde, wofür der Dank ausgesprochen wird. Ist das eine ernst gemeinte Huldigung des jungen Dichters gegenüber dem berühmten Mann? Vorsicht ist geboten. Wenn Catull in seinen kleinen Gedichten gravitätisch und feierlich wird, wie hier beispielsweise durch den Steigerungstopos und die zeremoniöse Anrede ‚aller, die es gibt und gab, Marcus Tullius, und die es später noch geben wird in anderen Jahren‘ (quot sunt quotque fuere, Marce Tulli, quotque post aliis erunt in annis: v. 2–3), schaut zwischen den Zeilen meist der Schalk hervor, und es ist durch diese übertriebene Form der Ehrfurchtsbekundung mit Ironie zu rechnen. So kann auch der Gegensatz der Verse 5–7 nicht ernst gemeint sein, sondern dient der provozierenden Selbstverkleinerung von der aus ein ironisches Licht auf das im Gegensatz dazu gestellte ‚der beste Anwalt aller‘ (optimus omnium patronus: v. 7) fallen soll. Catull macht sich hier wohl über den immer zu einem Selbstlob geneigten Politiker lustig und geht so in diesem letzten Vers vom feinen, versteckten Spott zu einem offenen, boshaften Nadelstich über.

Soweit zu der vielfach unterstützten Interpretation des carm. 49 als ironische Danksagung des abenteuernden Geistes Catull an den konservativen Cicero. Aber wird diese stringente Auslegung dem Gedicht tatsächlich gerecht? Oder führt die Suche der Philologen nach der einen Bedeutung womöglich zu einer manipulativen Vereindeutigung des Textes, welche die Augen vor literarischer Mehrdeutigkeit verschließt?

Counterbalancing: Ist carm. 49 wirklich (nur) ironisch?

Ausgehend von der Beobachtung, dass neben linguistischer Ambiguität auch einige literarischen Texte zwei oder mehrere Deutungen provozieren können, die miteinander inkompatibel sind und doch vom Text gleichermaßen unterstützt werden (Rimmon 1977, 12), wollen wir carm. 49 nun aus der Perspektive einer möglichen narrativen Ambiguität betrachten, denn so offensichtlich wie uns obige Interpretation (z. B. nach Syndikus 2001, 247–250) glauben lässt, ist die Bedeutung des Gedichtes durchaus nicht: Die Phrase ‚der beste Anwalt aller‘ (optimus omnium patronus: v. 7) ist syntaktisch ambig, da der Genitiv auf zwei Arten übersetzt werden kann, entweder partitiv mit optimus (‚der beste aller Anwälte‘) oder objektiv mit patronus (‚der beste Anwalt aller‘). Zwar drängen die grammatikalischen Parallelen zu den vorhergehenden Versen, in denen omnium eindeutig vom pessimus abhängt, den Leser bzw. die Leserin, auch den Genitiv in Bezug zu optimus zu setzen, der Ausdruck omnium patronus ist jedoch im zeitgenössischen Latein gut bezeugt, und lässt daher vermuten, dass die römischen Rezipierenden sich mit dieser Konstruktion ebenso wohl gefühlt hätten.

Im Wesentlichen hat Catull also einen Satz komponiert, in dem eine grammatische Ambiguität im Schlussvers die Möglichkeit einer doppelten, aber widersprüchlichen Bedeutung erzeugt, und ebendiese strategische Ambiguität erstreckt sich nun rückwirkend auf den Satz als Ganzes. Wenn man es für bare Münze nimmt, so ist jeder Vers in der Formulierung flächig und baut logisch auf die Behauptung ‚du bist der beste Anwalt‘ (tu optimus patronus) auf, die den Komplementärsinn sowohl vervollständigen als auch bestätigen würde; denn in diesem Fall ergäbe sich die Deutung, dass Catull dem Anwalt und Politiker mit dem Gedicht neben seinem Dank auch ein ernstgemeintes Lob aussprechen will, indem er ihn als den Besten in seinem Metier betitelt. Der Autor versucht dabei, dem Angesprochenen durch seine Selbstverkleinerung eine demütige Haltung einzunehmen, um der Ehrbekundung besonderes Gewicht zu verleihen. Wenn der Leser bzw. die Leserin es andererseits bis zu diesem Punkt schafft und stattdessen omnium als vom Substantiv abhängig betrachtet, wird er bzw. sie gezwungen sein, zurückzugehen und die Aussage auf ihre potenziell ironische oder herabsetzende Absicht hin neu zu bewerten. Man käme dann zu dem Schluss, dass der Dichter seinen populären Zeitgenossen und die durch ihn repräsentierten Werte, allen voran das Leben im Dienst der Politik, herabzuwürdigen sucht; und zwar dadurch, dass er Cicero als einen Anwalt vorstellt, der bei der Klientenwahl die Priorität auf seine politische Strategie anstatt auf moralische und ethische Aspekte setzt und so als pragmatischer Jurist gezeichnet wird, der Unschuldige wie Schuldige vertritt, wenn der jeweilige Prozess für ihn nur von Nutzen ist. Wie sich also zeigt, führt jede der beiden Konstruktionen der Schlussphrase zu einer völlig kohärenten Lesart des Gedichts.

Carm. 49 als Catulls Ansprache an Cicero vollbringt folglich das Meisterstück, durch die Ambiguität auf Sprach- wie Inhaltsebene die Balance zwischen zwei gleichermaßen überzeugenden, wenn auch einander ausschließenden Bedeutungen und so gleichsam eine Spannung der Vieldeutigkeit zu erzeugen (Onetti 1976, 65). Im folgenden Abschnitt soll nun näher darauf eingegangen werden, wie der Befund dieser strategischen Ambiguität aus einer kulturdiskursiven Perspektive fruchtbar gemacht werden kann: Welche tiefergehende message mag für die LeserInnen von damals zwischen den Zeilen gesteckt haben?

Carm. 49 als ein Diskurs um Lebensentwürfe

Die Zeit Catulls war von einem generationellen Konflikt geprägt: Zum einen gab es das in der Vergangenheit wurzelnde Gesellschaftsideal der späten Republik, das des mos maiorum (‚Sitte der Vorfahren‘), den es in Ehren zu halten galt. Auf der anderen Seite stand eine Gruppe vornehmlich junger (und dichtender) Männer mit einem Drang zum Neuartigen, das aus diesem Grund vielfach mit dem Umsturz der bestehenden Ordnung assoziiert wurde (Hild 2013, 288). In carm. 49 verkörpert Cicero als Symbolfigur der Republik somit ein althergebrachtes Wertesystem, in dem die Gerichtsrede, die Rhetorik und der Dienst für den Staat die Säulen des ehrbaren Lebens bildeten. Dieser wird nun in Opposition zum Dichter Catull gesetzt, der für das Dichten um seiner selbst willen, also für die Kunst als Selbstzweck steht. Beide werden hierbei durch die Nennung des jeweiligen Namens an prominenter Stelle gleich stark gewichtet. Tradition und neuartige Dichtung, zwei Pole der Gesellschaft, gleichen sich so im vorliegenden Gedicht gegenseitig aus und fügen sich zu einem harmonischen Bild der Symmetrie. Noch einmal betont wird diese Denkfigur der Balance in unserem Gedicht auch durch die strategische Ambiguität auf sprachlicher Ebene, die gleichzeitig eine Interpretation des carmen als Lobpreis Ciceros und allem, was er verkörpert, wie auch eine Verspottung dessen zulässt, und damit wiederum die gegensätzlichen Positionen im römischen Wertediskurs von Dichtung und Politik in gleicher Gewichtung zum Ausdruck bringt.

Mithilfe eines ambiguitätssensiblen sowie -toleranten Interpretationsansatzes wird folglich sichtbar, dass hier in das Gewand einer ironisch-spöttischen Danksagung der in der römischen Antike durchwegs präsente Diskurs um zwei unterschiedliche Lebensentwürfe verbunden mit der Darstellung des nach der Meinung des Dichters idealen Verhältnisses dieser beiden Lebenshaltungen verwoben wird. Denn in carm. 49 wird die Denkfigur der Balance argumentativ eingesetzt, um deutlich zu machen: Es ist nicht der endgültige Sieg einer Seite, die von uns stets angestrebte eindeutige Lösung, sondern die spannungsreiche Ko-Präsenz, die Wechselwirkung zweier Pole, die den fruchtbaren Boden für ein fortschrittsorientiertes und harmonisches Leben in der Gesellschaft schafft.

Strategische Ambiguität – nicht nur ein Phänomen der Moderne

Die Tatsache, dass ambige Texte wie carm. 49 eine Sinnfindung erheblich erschweren, ja sich ihr versperren, mache ihren ästhetischen Reiz aus. Solche Texte wollten nicht disambiguiert werden, vielmehr ist ihre Mehrdeutigkeit, das Nebeneinander von verschiedenen möglichen ‚Verstehensrastern‘, ein Wert an sich. Derartige Texte sind wie Kippbilder, deren eigentliches Anliegen es ist, den Leser bzw. die Leserin durch die Existenz mehrerer Bedeutungen, die sich im Perspektivwechsel ergeben, stutzig zu machen. Damit lenken sie natürlich einerseits die Aufmerksamkeit der Rezipierenden auf sich als Text selbst, auf ihre Machart, und andererseits auch auf die Wahrnehmungs- und Entscheidungsprozesse der Lesenden. Ambiguität in dem Sinne, dass ein Text nicht nur verschiedene, sondern sogar vollkommen widersprüchliche Lesarten provoziert, akzentuiert also mithin die Frage nach dem angemessenen Wahrnehmen besonders.

Mehrdeutigkeit, die in diesen Strategien der Verunsicherung der Rezipierenden gründet, wurde und wird jedoch noch immer als ein bevorzugter Bereich der Moderne gesehen, während es gegenüber der Verwendung in der Vormoderne aufgrund der Regeln der ‚alten Rhetorik‘ an Skepsis nicht mangelt, in welcher Ambiguität als ein vermeidbarer Irrtum angesehen wurde (Vöhler 2021, 3). Doch unsere Analyse konnte an Catulls carm. 49 beispielhaft zeigen, dass es auch möglich ist, antike Texte im Rahmen von beabsichtigter Mehrdeutigkeit anzuführen; denn mittels strategischer Ambiguität auf sprachlicher Ebene im letzten Vers gelingt dem Dichter Catull nicht weniger, als zwei vollkommen kohärente, doch widersprüchliche Lesarten des Textes zu generieren und so den römischen Wertediskurs um Politik und Dichtung sowie die damit verbundenen Lebensentwürfe in das Gewand eines kurzen Dankgedichts einzuweben. Ein ambiguitätstoleranter Ansatz lässt sich mitunter also auch für einen antiken Text, wie jenem Gedicht von Catull, fruchtbar machen, da auf diese Weise die Balance zwischen zwei gleichermaßen überzeugenden, wenn auch einander ausschließenden Interpretationen beobachtet und eine Erklärung für den Umstand angeboten werden kann, warum das Gedicht bei einer absoluten Interpretation zu wabern beginnt.

Und was hat der heutige Leser bzw. die heutige Leserin von dieser Erkenntnis? Texte wie Catulls carm. 49 eröffnen uns auf schöne Weise den Blick auf Komplexität und Ambiguität, die einem im Kontext vielfältiger Wahrheiten einer uneindeutigen Welt immer aufgegeben sein wird. Denn genau dies ist unsere Welt: uneindeutig. Menschen sind ständig Eindrücken ausgesetzt, die unterschiedliche Interpretationen zulassen, unklar erscheinen, keinen eindeutigen Sinn ergeben, sich zu widersprechen scheinen, widersprüchliche Gefühle auslösen, widersprüchliche Handlungen nahezulegen scheinen. Kurz: Wie die Literatur zu allen Zeiten, ist auch unsere Welt voll von Ambiguität.

Literatur

Ausgaben und Übersetzungen
Bardon, Henry (1973). Catulli Veronensis Carmina. Stuttgart.
Holzberg, Niklas (2009). C. Valerius Catullus. Carmina, Gedichte (Sammlung Tusculum). Düsseldorf.
Mynors, R. A. B. (1958). C. Valerii Catulli Carmina. Oxford.

Sekundärliteratur
Bauer, Thomas (2018). Die Vereindeutigung der Welt. Über den Verlust an Mehrdeutigkeit und Vielfalt. Ditzingen: Reclam.
Bauer, Thomas (2019). Die Kultur der Ambiguität. Eine andere Geschichte des Islams. Berlin: Verlag der Weltreligionen.
Bauman, Zygmunt (2005). Moderne und Ambivalenz. Das Ende der Eindeutigkeit. Hamburg.
Bode, Christoph (1988). Ästhetik der Ambiguität. Zu Funktion und Bedeutung von Mehrdeutigkeit in der Literatur der Moderne. Tübingen.
Hild, Christian (2013). Liebesgedichte als Wagnis. Emotionen und generationelle Prozesse in Catulls Lesbiagedichten. St. Ingbert.
Onetti, Sira (1976). “The Technique of Counterbalancing in Catullus”. In: Acta Classica 19, 59-74.
Rimmon, Shlomith (1977). The Concept of Ambiguity – The Example of James. Chicago / London.
Syndikus, Hans Peter (2001). Catull. Eine Interpretation. Erster Teil: Die kleinen Gedichte (1–60). Darmstadt.
Vöhler, Martin (2021). „Modern and Ancient Concepts of Ambiguity“. In: Vöhler, Martin et al. (edd.), Strategies of Ambiguity in Ancient Literature, Berlin / Boston, 3–10.


2. Carm. 29: ‚Du Schwuchtel Romulus‘ – Catulls Angriff gegen Caesar

Lukas Reischmann

2298 Wörter, Lesedauer: ca. 8 Minuten

Wer kann dies mitansehen, wer kann es ertragen,
wenn er nicht schamlos und gefräßig und ein Spieler ist,
dass Mamurra besitzt, was Gallia Comata
vorher besessen hat und das ferne Britannien?
Schwuchtel Romulus, das wirst du mit ansehen und dulden?          5
Wird jener jetzt in Übermut und Überfluss
durch die Betten aller spazieren
wie ein weißer Täuberich oder ein Adonis?
Schwuchtel Romulus, das wirst du mit ansehen und dulden?
Dann bist du schamlos und gefräßig und ein Spieler.           10
Zu diesem Zweck, einzigartiger Feldherr,
warst du auf der fernsten Insel des Westens,
damit dieser euer abgefickter Schwanz da
zwanzig oder dreißig Millionen verfressen kann?
Was ist das anderes als Freigebigkeit am verkehrten Platz? 15
Hat er noch zu wenig verhurt oder zu wenig verprasst?
Zuerst wurde das väterliche Gut verschlungen,
dann die pontische Beute, drittens noch
die iberische, von der der Gold führende Tagus weiß.
Jetzt fürchtet man für Gallien und Britannien.          20
Was zum Teufel hätschelt ihr den? Was kann der
sonst, als fette Erbgüter verschlingen?
Zu diesem Zweck, o der Hauptstadt brävster
Schwiegervater und Schwiegersohn, habt ihr alles zugrunde gerichtet?

(Übersetzung: Holzberg 2009, 39–41)

Quis hoc potest videre, quis potest pati,
nisi impudicus et vorax et aleo,
Mamurram habere quod Comata Gallia
habebat uncti et ultima Britannia?
cinaede Romule haec videbis et feres?         5
et ille nunc superbus et superfluens
perambulabit omnium cubilia,
ut albulus columbus aut Adoneus?
cinaede Romule, haec videbis et feres?
es impudicus et vorax et aleo.           10
eone nomine, imperator unice,
fuisti in ultima occidentis insula,
ut ista vestra diffututa mentula
ducenties comesset aut trecenties?
quid est alid sinistra liberalitas?        15
parum expatravit an parum elluatus est?
paterna prima lancinata sunt bona,
secunda praeda Pontica, inde tertia
Hibera, quam scit amnis aurifer Tagus:
nunc Galliae timetur et Britanniae.   20
quid hunc malum fovetis? aut quid hic potest
nisi uncta devorare patrimonia?
eone nomine urbis opulentissime
socer generque, perdidistis omnia?

Catulls ‚gezückte Iamben‘

Catull nennt Caesar eine ‚Schwuchtel‘. Nicht nur das: er sei ‚schamlos‘, er sei ‚gefräßig‘ und ein ‚Zocker‘. Wie das? Und warum kriegt gerade Caesar dermaßen sein Fett ab? Und ließ sich der große Feldherr das vom Dichter aus Verona so einfach gefallen?

Wer Catull nur als den Dichter des odi et amo (‚Ich hasse und ich liebe‘: carm. 85.1) kennt, dürfte überrascht sein von der Härte seiner Gossensprache. Freilich ist die selektive Lektüre prüderer Zeiten einem vollständigeren Catull gewichen, wie ihn gerade Holzberg in besonderer Weise greifbar gemacht hat. Auch für v. Albrecht liegt ein Spektrum „vom Sublimsten bis zum Niedrigsten, vom Subtilsten bis zum Derbsten“ vor im Werk des „ungezogene[n] Liebling[s] der Grazien“ (1995, 229).

Zwar ist Catulls Werk von – mitunter noch weit übleren – Schmähungen durchzogen, dennoch sind die Angriffe auf Caesar (und Pompeius) allein insofern bemerkenswert, als Catull, der ja sonst oft auch eher unbekannte – oder zumindest in Vergessenheit geratene, sicher aber randständige – Figuren angreift, sich hier wirklich die politischen Zwölfender vorknöpft.

Wahrscheinlich kann die Schmähung in ihren verschiedenen Facetten als ein zeitgenössischer Grundstil gelten – so erreicht sie ihren „politisch bedingten Höhepunkt“ im ersten Jahrhundert v. Chr. (Liebermann), einer „Zeit exzessiver Redefreiheit“ (Koster 1980, 285), dennoch hat sie in Catull wohl eine besondere Qualität wie Quantität erreicht. Doch die Schmähung will „nur niederschlagen“, die Rüge aber will „durch Niederschlagen Wiederaufrichtung bewirken“ (Koster 1980, 11) – die Mittel sind gleich, „nicht aber die Absicht“. Sind aber dann Catulls Angriffe auf Caesar nur Schmähungen?

Die Attacken auf Caesar

Caesar wird, mal mehr, mal weniger direkt, insgesamt fünf Mal in Catulls Werk angesprochen (carm. 11; 29; 54; 57; 93); dabei handelt es sich in vier Fällen um Angriffe. In gewisser Weise indirekt über eben jenen Mamurra (v. 3) getroffen wird der Iulier in weiteren sechs Gedichten (carm. 41; 43; 94; 105; 114; 115). Wer aber ist nun eigentlich Mamurra, der Günstling und angebliche Liebhaber des Feldherrn?

Wo nun von Caesar (oder auch Pompeius) biographisch recht viel, von Catull überraschend wenig bekannt ist, bleibt auch der historisch fassbare Mamurra eine eher schemenhafte Gestalt. Plinius d. Ä. erwähnt den ritterlichen Rang des als Militäringenieur (praefectus fabrum) für Caesar und Pompeius tätigen Mannes (NH 36.6.48). Infolge dieser unverzichtbaren Tätigkeit hatte Mamurra beträchtliche Reichtümer angehäuft: Plinius berichtet die Anekdote, dass Mamurra als erster Römer sein gesamtes Haus auf dem Caelius mit Marmor ausgekleidet habe. Dieser Reichtum erregt allgemeinen Unmut, auch bei Cicero, der Mamurra zweimal in Briefen an Atticus erwähnt (hierzu Cic. Att. 7.7.6). Ansonsten ist uns Mamurra vor allem über Catulls Gedichte bekannt.

Die bloße Verbindung zwischen Caesar und Mamurra als solche liegt auf der Hand; gibt es aber auch persönliche Verbindungen zwischen Catull und den beiden? Ellis vermutet, Caesar, der zum vermuteten Zeitpunkt der Abfassung von carm. 29 in Gallia Cisalpina weilte, „might have been entertained by Catullus’ father at Verona“ (1889, 96). In Bezug auf Mamurra lassen die carm. 41 und 43 persönliche Kontakte erahnen: hat man hier vielleicht Eifersucht zu vermuten jener Ameana wegen, der amica (‚Freundin, Geliebte‘) Mamurras? Immerhin: das „‚recens odium‘ which breathes through it may well have been caused by mortified love“ (Ellis 1889, 96 im Anschluss an Schmidt 1887, xxxi).

Das Gedicht carm. 29

Das carm. 29, das anschließt an Catulls herbe Klage in carm. 28 über seine spärlichen Anteile an der Kriegsbeute aus Bithynien, beginnt mit einer empörten Frage (und dieser Fragestil zieht sich hindurch): Wer kann dies mitansehen, wer kann es dulden? Und die zwingende Folge: wer es kann, ist ‚schamlos‘, ‚gefräßig‘ und ein ‚Spieler‘. Der eigentliche Adressat jedoch bleibt hier noch unklar und bis v. 11–12 durchaus ambig; es ist nicht ohne weiteres möglich „to make any one man the addressee throughout the poem“ (Scott 1971, 21).

Auch mit dem Verbum pati öffnet Catull eine Ambiguität, insofern das ‚Dulden‘ durchaus im sexuell-passiven Sinn ausgelegt werden kann – wie es mit dem impudicus (‚schamlos‘) auch bestätigt scheint. Entsprechende Gerüchte machten nun in Bezug auf Caesar schon lange die Runde, zumeist hinsichtlich seiner Zeit bei Nikomedes (vgl. Suet. Iul. 49–52). Wieviel Substanz diese Unterstellungen hatten, war schon in der Antike umstritten und ist es heute noch; wirksam war der Vorwurf jedoch allemal und wurde ohnehin freimütig angewendet.

Weiter sei Caesar vorax, ein ‚Gefräßiger‘, ein ‚Gierschlund‘. Oberflächlich passt das nun gar nicht zum historischen Bild. Doch vorax meint wohl den Gierigen im weiteren Sinne, „whose greed extends to everything in sight“ (Thomson 2003, 278) – zuletzt ist aber auch hier wieder das Feld des sexuell Devianten semantisch berührt.

Auch sei der Feldherr ein aleo, ein ‚Spieler‘. Auch das ist wörtlich genommen historisch schwer zu belegen und zumindest ex silentio eher nicht anzunehmen: denn Sueton erwähnt dies im Gegensatz zu einigen Kaisern, sogar auch Augustus, für Caesar eben nicht. Jedoch: „Caesar was a political gambler who spent one fortune to gain another“ (Thomson 2003, 278), seine „bold moves at home and abroad made him the greatest gambler of them all“ (DeAngeli 1969, 84). Das iacta alea est Caesars (Suet. Iul. 32) ist das Diktum nicht eines Spielsüchtigen, sondern eines militärischen Zockers und politischen Hasardeurs.

Eines jener riskanten Unterfangen war sein Wirken in der halboffiziell so genannten Gallia Comata, seiner Provinz, wo er von 58–51 v. Chr. Krieg führte und von wo aus er 55 und 54 v. Chr. Feldzüge nach Britannien, der ‚fernsten Insel‘ führte (vgl. v. 4). Die Reichtümer Britanniens werden seinem Günstling Mamurra vielleicht bewusst zugeschanzt, sicher aber wehrt die ‚Schwuchtel Romulus‘ (cinaedus Romulus) diesen Anmaßungen nicht.

Cinaedus bezeichnet nun ursprünglich gewisse Tänzer, qui publicae clunem agitant (‚die öffentlich mit dem Hintern wackeln‘) (CGL V, 654, 7 = Goetz 1894): „Musicians and dancers were often prostitutes“ (Adams 1982, 194). Die Übersetzung mit ‚Schwuchtel‘ ist passend (‚schwuchte(l)n‘ als ‚schwanken‘, ‚sich beim Gehen in den Hüften wiegen‘, vgl. Pfeifer 1977). Das kann eine Anspielung auf den Nikomedes-Topos sein (Ellis 1889, 97), soll vielleicht aber auch nur das semantische Feld von „luxurious, unmanly habits“ (Fratantuono 2010, 102) assoziativ aktivieren. Denn cinaediorem ist in carm. 10.24 schließlich auch eine unverschämte Frau und in carm. 16 droht Catull entsprechende Handlungen höchstselbst an (pedicabo vos et irrumabo – ‚ich werde euch in den Arsch ficken und in den Mund‘): „It should always be remembered in reading Latin invective that threats to sodomize someone need not be taken literally“ (Fratantuono 2010, 102). Cinaedus ist damit mitunter eine Beleidigung, die nicht zwingend die konkrete Veranlagung oder Ausschweifung impliziert, sondern eher deren unterstellte Begleiterscheinungen zum Vorwurf zu machen sucht: Schwäche, Passivität, Mangel an Disziplin.

Die Anrede Romulus dürfte in sich selbst ein Vorwurf sein: als „charge of ambition which could be applied to any man who was striving for great power in the state“ (Scott 1971, 18; vgl. Cicero als Romulus Arpinas). In Kombination wird der cinaedus Romulus zum „perverted genius who is changing the nature of the Roman republic“ (DeAngeli 1969, 82); besonders schmerzhaft für Caesar, der sich als Nachfolger des Stadtgründers versteht.

Das spöttische imperator unice disambiguiert in Verbindung mit der ‚fernsten Insel‘ die Adressatenfrage; die Verunglimpfung der Akklamation setzt sich dann fort in carm. 54.7 – erst dadurch ist letzteres überhaupt mit Caesar zu verknüpfen. Der Trick ist effektiv, „for unicus is a word which cannot but be ambiguous“ – es kann je nach Kontext „turn any compliment into a sneer“ (Cameron 1976, 158).

Mit dem ambigen vestra diffututa mentula (‚euer abgefickter Schwanz‘) trifft Catull Caesar und wohl auch Pompeius, der erst in den Versen 18 und dann 24 greifbar wird. Mentula, der ‚Schwanz‘ als „basic obscenity for the male organ“ (Adams 1982, 9) bezeichnet Mamurra dann auch in carm. 94; 105; 114 und 115. Diffututa – vielleicht ein Neologismus Catulls – impliziert dabei wohl weniger „dissipation of energy“ (Thomson 2003, 278; nicht treffend damit auch v. Albrechts „ausgeleierter Schlappschwanz“ [1995, 37]) als die „multiplicity of Mamurra’s amours“ (Ellis 1889, 99). Der zur Unkenntlichkeit entschärfte „ausgediente Zeitvertreib“ Mommsens (1856, 333, Fn. 61) ist heute auf seine eigene Art amüsant. Auch die mögliche Neuprägung expatravit (vielleicht am besten ‚verspritzt‘, vgl. v. Albrecht 1995, 37) kleidet Catulls Vorwurf des Verschwenderischen in eine kräftige sexuelle Metapher (vgl. dazu den Soldatenspott gegenüber Caesar in Suet. Iul. 51: aurum in Gallia effutuisti – ‚[das geliehene] Gold hast du in Gallien „ver-fickt“‘, i.S.v. ‚durch Hurerei verschleudert‘).

Die historischen Schlaglichter bezeichnen wohl mit der pontischen die von Pompeius im Krieg gegen Mithridates (64–63 v. Chr.), mit der iberischen Beute die von Caesar im Lusitanischen Krieg (61 v. Chr.) erworbenen Reichtümer. Ihre Günstlinge wie eben Mamurra dürften – im Anschluss an carm. 28 – jene „goldregnende[n] Konkurrenten“ sein, die die „Jungen daheim bei ihren Mädchen aus[]stechen“ (Mommsen 1856, 332). Seit 60 v. Chr. waren die beiden Feldherren im ersten Triumvirat, seit dem Folgejahr durch die Ehe des Pompeius mit Caesars Tochter Julia auch familiär verbunden.

Wer lässt sich das gefallen?

Mindestens die Wendung vom socer generque (‚Schwiegervater und Schwiegersohn‘) wurde in den weiteren politischen Wirren nachgerade sprichwörtlich. Wie aber reagierte Caesar selbst auf die Provokationen des Dichters?

Formaljuristisch wäre Catull für seine Gedichte unschwer ein Strick zu drehen gewesen: derlei Verleumdungen und Beleidigungen waren schon nach dem Zwölftafelgesetz strafbar. Und einem „vastly superior plaintiff“ wie Caesar wäre das gegenüber einem „annoying young municipal equestrian“ wie Catull wohl leicht von der Hand gegangen – „that is, if Caesar was willing to become a laughingstock: he could never have lived down the ridiculous figure he would have cut at such a trial“ (Wray 2001, 120). Der in carm. 54 unterstellte Jähzorn Caesars, das „Auflaufenlassen“ eines „armen Irren“ in die „gezückten Iamben“ (Koster 1980, 291) ist wohl Fantasie Catulls: damit hätte der Triumvir den Dichter unverhältnismäßig aufgewertet und ihm genau das gegeben, worauf dieser vermutlich spekuliert hat. Stattdessen berichtet uns Sueton folgendes:

Valerius Catullus, der ihn, daraus hatte er [Caesar] keinen Hehl gemacht, mit seinen Gedichtchen über Mamurra für alle Zeiten gebrandmarkt hatte [perpetua stigmata], lud er noch am gleichen Tage zum Essen ein, als er ihm Genugtuung geleistet hatte, und ging weiterhin bei seinem Vater aus und ein, wie er es bereits vorher getan hatte. (Suet. Iul. 73, Übersetzung: Martinet 1997, 113)

Die Notiz steht im Zusammenhang von Caesars Milde gegenüber seinen Gegnern und ist stimmig mit dem uns überlieferten Bild. Fraglich ist weiterhin, ob Catulls Kritik, die zuletzt insofern doch mehr Rüge als bloße Schmähung ist, als sie die Möglichkeit zur Verhaltensänderung offenlässt und nachdrücklich einfordert, in Caesar irgendetwas ausgelöst hat. Zumindest Ciceros Notiz (Att. 13.57.1) zu Caesars unbewegter Miene ob der Nennung Mamurras – wohl seines Todes – bleibt vieldeutig.

Die Ambivalenz der Attacken Catulls

Catull ist als hochtalentierter und frühvollendeter Rebell der Poesie Teil einer Jeunesse dorée, die vom werdenden römischen Weltreich als imperialer Nachwuchs überfordert, zugleich ethisch-moralisch unterfordert wird und sich von den Lügen und Platituden korrumpierter Eliten abgespeist fühlt. Sein Zynismus wirkt oft wie enttäuschter Idealismus; wo das altrömische Wertgefüge nur noch bröckelnde Fassade ist, sind einzelne Große, Allzugroße von ungeheurem Reichtum und fast unbeschränkter Macht durch die Mechanismen der Republik nicht mehr unter Kontrolle zu bringen und können allenfalls noch taktisch gegeneinander ausgespielt werden.

Zugleich treffen die Vorwürfe der – auch homophilen – Ausschweifung und Raffgier durchaus Catull selbst, der durchweg vom Moloch Rom gleichermaßen abgestoßen wie fasziniert zu sein scheint. Ist das heuchlerisch? Oder eher auch eine verkappte Selbstbezichtigung? Damit schlösse die Ambiguität der Adressatenfrage zu einem gewissen Grad sogar ihn selbst ein. Kaum zu überschätzen bleibt jedenfalls in seiner Selbstdarstellung der Faktor der ironischen Brechung: ist er einerseits Schwächling und Gehörnter, halbes Hemd und armer Schlucker – was schon im vorliegenden Material Widersprüche zeitigt – präsentiert er sich zugleich aber als selbstbewusstes, ja selbstverliebtes Genie der Dichtung. Bei der prosopographischen Spekulation sollte man also sicher „mehr Vorsicht als Zuversicht walten lassen“ (v. Albrecht 1995, 220). Und auch wenn vielleicht die Politik im eigentlichen Sinne Catull eher gleichgültig war, „zumal er sicher selbst keinerlei Ambitionen hatte, auf diesem Gebiet tätig zu werden“, gilt doch: „Seine Gedichte werden […] politisch, wenn er Personen angreift, deren Existenz im politischen Leben beruht“ (Koster 1980, 293).

Literatur

Ausgaben und Übersetzungen
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Bardon, Henry (1973). Catulli Veronensis Carmina. Stuttgart.
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Sekundärliteratur
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Koster, Severin (1980). Die Invektive in der griechischen und römischen Literatur. Meisenheim am Glan.
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3. Carm. 57: „At once warrior and sissy, proconsul and sextoy“ – Wie ‚Catull‘ ‚Caesar‘ angreift, indem er die Ambiguitätstoleranz seiner Leser*innen mehrfach ausreizt

Anna Paternostro

1994 Wörter, Lesedauer: ca. 7 Minuten

Prächtig verstehen sich die schamlosen Schwuchteln,
Mamurra und die Tunte Caesar.
Kein Wunder! Die gleichen Makel haben beide,
einen stadtrömischen der eine, der andere einen formianischen;
die sind fest eingeprägt und können nicht herausgewaschen werden.
Pervers sind sie gleichermaßen, beide ein Zwillingspärchen,
beide in ein und demselben Bettchen auf Bildung bedacht,
dieser ebensosehr wie jener ein unersättlicher Ehebrecher,
Rivalen und Bundesgenossen zugleich bei den Mädelchen.
Prächtig verstehen sich die schamlosen Schwuchteln.

(Übersetzung: Holzberg 2009, 69)

Pulcre convenit improbis cinaedis,
Mamurrae pathicoque Caesarique.
nec mirum: maculae pares utrisque,
urbana altera et illa Formiana,
impressae resident nec eluentur:      5
morbosi pariter, gemelli utrique,
uno in lecticulo erudituli ambo,
non hic quam ille magis vorax adulter,
rivales socii puellularum.
pulcre convenit improbis cinaedis.    10

Catull, gender und gendergerechte Sprache

Die aktuelle Debatte um gendergerechte (deutsche) Sprache erscheint vielen lebensfern, zu akademisch, sprachlich künstlich und gerade deshalb überflüssig. Wer sich dabei allerdings darauf beruft, gender und vor allem non-binäre Identitäten seien postmoderne, dekonstruktivistische ‚Erfindungen‘, täuscht sich. Denn beide Konzepte wurden bereits vor über 2000 Jahren in Catulls Dichtung spielerisch verhandelt. Seine carmina, besonders carm. 57, liefern uns dadurch spannungsreiche Musterbeispiele, geradezu Trainingsmaterial zu mehr Ambiguitätstoleranz, die sich letztlich u.a. in gendergerechter Sprache ausdrücken kann.

Catull konstruiert Caesars Männlichkeit ähnlich, aber unter anderen Vorzeichen als seine eigene: Catulls carm. 57 als ambiges Vergnügen

Nicht nur seine Dichterpersona selbst inszeniert Catull als uneindeutig und sehr fluide, besonders was gender betrifft. Auch seine Invektiven, also die Verbalattacken, gegen sein berühmtestes Opfer Caesar machen gender trouble spürbar. Es kommt zu Spannungen auf gleich mehreren Ebenen: Catulls eigene Dichterperformance, die laut Wray (2001, 67) nicht unter dem Zeichen ethischer Qualitäten, sondern eines verbal-aggressiven, agonistischen „being good at being a man“ steht, zeichnet sich zugleich auch durch den Einsatz von mollitia (‚Weichlichkeit‘/noch besser: softness) als einer Art typisch weiblichen Werkzeugs aus, um laut Manwell (2007) aus der Perspektive eines Außenseiters die Machtstrukturen der späten Republik in Frage zu stellen. Unter anderen Vorzeichen wird nun aber gerade Caesars phallische Aggressivität, sprich sein territorialer Expansionsdrang mit übersteigertem Sexualtrieb verschränkt, ausgedeutet. Analog zu seiner eigenen effeminatio (‚Verweiblichung‘) ergänzt Catull nämlich auch sein Caesar-Bild um weiblich gelesene Zuschreibungen. Besonders deutlich wird diese Verweiblichung in carm. 57, das von den meisten Catull-Leser*innen als der heftigste Angriff der insgesamt vier direkt gegen Caesar gerichteten Schmähgedichte empfunden wird. Caesar verkörpere hier nämlich „at once warrior and sissy, proconsul and sextoy“ (Tatum 2007, 343).

Wie genau gelingt Catull diese geradezu meisterhafte Schmähung Caesars? Welche Rolle spielt Mamurra, den Catull hier nicht zum ersten Mal in seiner Dichtung erwähnt? Wo befinden sich im Gedicht die einzelnen Ambiguitäten? Wie können die Spannungen fruchtbar gedeutet werden, die zusätzlich aufkommen, wenn darüber hinaus auch noch Catulls gender-fluide Selbstinszenierung berücksichtigt wird? Ein close-reading soll nun Antworten auf diese Fragen liefern.

Mamurra, der personifizierte Schwanz, und Caesar, sein Lover: Vers 1 und 2

Die zehn Verse enthalten nur drei finite (d.h. konjugierte) Verben, die in – besonders für den performativen Charakter von carm. 57 – zentralen Versen auftauchen (v. 1 bzw. 10 und v. 5). Die übrigen Verse umfassen meist Gegenüberstellendes und/oder Aufzählungen. Über die beiden expliziten Eingangsverse wird carm. 57 sofort als Schmähgedicht ausgewiesen. Beide Angriffsopfer der Invektive werden namentlich in v. 2 genannt: Mamurra – der notorisch-verschwenderische Kriegsgewinnler, emporgekommene Offizier und Chefingenieur, aus anderen Gedichten Catulls als Mentula (‚Schwanz‘) und toxisch-potenter Antitypus zum Dichter selbst bekannt – neben dem ranghöheren Caesar, der ihm so auf derselben Ebene zur Seite gestellt wird. Diese konsequente Gleichstellung des großen Imperators mit einem Untergebenen stellt den entscheidenden, verletzendsten Angriff des Gedichts dar. Denn das Schlimmste, was man Caesar antun konnte, ist, in ihm nicht unvergleichbare Größe zu sehen. Deshalb wird diese Gleichstellung Vers für Vers beibehalten und dabei noch gesteigert, indem Nachweise erbracht werden, bis Caesar vollkommen auf einer Stufe mit seiner durchschnittlichen Umgebung steht, ja geradezu mit ihr verschmilzt. Zu Beginn von carm. 57 zeigen griechische Lehnwörter wie cinaedus (‚Tunte‘) in V. 1 und pathicus (‚Schwuchtel‘) in v. 2 fremde bzw. fremdartige Laster an, wobei die Zuschreibung pathicus im Zentrum des Verses beiden gleichermaßen zukommen kann. Die Bezeichnung cinaedus ist ursprünglich für Tänzer ionischer Tänze gebraucht worden, die stark mit ‚Weichlichkeit‘, mollitia, assoziiert worden sind. Gemeint ist nämlich ein beim Sex passiver Mann, der also nicht den männlich-aktiven, penetrativen Part übernimmt. Ganz Ähnliches trifft auch auf den pathicus zu. Diese Vielzahl schmähender Worte enthält also keine wesentlich neue Information – Gleiches gilt für improbus (‚schamlos‘) in v. 1 bzw. 10. Dass die Bezeichnung cinaedus ganz selbstverständlich als berechtigt akzeptiert werden muss, liegt vor allem daran, dass sie bereits in einem anderen Gedicht Catulls, in Carm. 29, für Caesar eingeführt wurde. Sogar darüber, warum Catull das Adverb pulcre (‚prächtig‘) statt das bei convenit (‚verstehen sich‘) üblichere bene (‚gut‘) als Gedichtanfang wählt, kann spekuliert werden, denn speziell diese Wortwahl lässt die Assoziation mit dem Politiker P. Clodius Pulcher zu, der beispielhaft für sexuelle Perversion, die bis zum Inzest reicht, steht.

Dieses perverse Pärchen, Caesar und Mamurra, das also schon in carm. 29 in Erscheinung tritt, wird nun außerdem bereits über das eigentlich unpersönliche Prädikat convenit (v. 1) noch anschaulicher beschrieben: convenio/convenire kann als ‚zusammenkommend ein Ganzes bilden, sich vereinigen, sich verbinden‘ (eigentlich von Atomen) übersetzt werden. Unter bestimmten syntaktischen Bedingungen und in Verbindung mit Lebewesen kann es sogar als ‚sich begatten‘ verstanden werden. Selbst wenn nun eine Bedeutungsübertragung – (zusammen) kommen als gemeinsam zum sexuellen Höhepunkt kommen – erst in modernen Fremdsprachen stattgefunden haben sollte, kann doch immerhin assoziativ unmittelbar das Bild körperlicher Annäherung oder sogar eine sexuelle Konnotation bei Lesenden bzw. Zuhörenden hervorgerufen werden, zumindest aber kann dies bei Übersetzungsarbeiten heute berücksichtigt werden.

Eindrucksvolle Schandflecke, die Zwillingsmotivik und sexy Diminutive seit dem Kinderstübchen: Vers 3–9

Auf den Ausdruck des Staunens in v. 3, nec mirum (‚kein Wunder‘) folgt sogleich eine Antwort, wie es zu dieser seltsamen Paarung gekommen ist. Denn auf beide trifft zu, dass sie mit entsprechenden Makeln bzw. Schandflecken, maculae (v. 3) versehen sind und dies bleibt auch so, wie die Metaphern impressae resident nec eluentur (‚die sind fest eingeprägt und können nicht herausgewaschen werden‘: v. 5) eindrucksvoll – im wahrsten Sinne des Wortes! – zeigen. Caesar präsentiert sich zwar stets als urbanus (‚stadtrömisch‘, also gebildet-großstädtisch, urbana in v. 4), aber über die Gleichstellung mit Mamurra, dem decoctor Formianus (‚Verschwender aus Formiae‘: carm. 41.4 und 43.5), wird die Aufmerksamkeit auf die Verschwendungssucht und die Schulden beider gelenkt. Außerdem führt diese Gleichsetzung dazu, dass das eigentlich für rustica (‚ländlich‘, im Gegensatz zu urbana) gebrauchte Formiana (‚formianisch‘: v. 4) als Beschreibung Mamurras unvermeidlich auch auf Caesar abfärbt. Das Perverse, das ‚Krankhafte‘ (morbosi, in v. 6) durchzieht die Leben beider von Geburt an, über die Ausbildung, einer Art Spezialausbildung, die im Bett stattfand, bis hin zum Zeitpunkt jeden Lesens/Vortragens dieses Gedichts und noch lange darüber hinaus (vgl. v. 5). Morbosi sind Caesar und Mamurra nämlich, weil sie ein sittlich verkommenes Leben führen. Gemelli kann wiederum nicht nur auf das ‚Doppelte‘ oder ‚Zwittrige‘ an sich, sondern auch auf aktive und passive Rollenverteilung zugleich verweisen. Mit v. 7 gelingt Catull ein formaler und obszöner Höhepunkt: Die Diminutive (Verkleinerungsformen) gemelli (‚Zwillinge‘: v. 6), lecticulo (‚Bettchen‘) und erudituli (‚auf Bildung bedacht‘, v. 7; im Lateinischen können auch Adjektive ‚verniedlicht‘ werden) verleihen den Versen etwas Ironisches bzw. sie färben den Satz (homo)erotisch, indem die Homosexuellen zugeschriebene Weichlichkeit versprachlicht wird. Ferner ermöglichen sie, Verachtung über die Trivialität des Verhaltens Caesars und Mamurras auszudrücken. In jedem Fall und in erster Linie aber drücken die Diminutive gegenseitige Vertrautheit aus: Caesar und Mamurra sind jeweils einander Lehrer und Schüler im Bett, das laut Schmidt (1985, 65) wahrscheinlich auch die Stätte eines gemeinsamen Versemachens ist, doch ihr gemeinsames Dichten und Lieben unterscheidet sich kaum von Catulls und Calvus’ wetteiferndem Verfassen lasziver Verse, wie es Catulls carm. 50 darstellt. Antithetisch (gegensätzlich) umrahmt der Reim aus uno (‚einer‘) und ambo (‚beide‘) die Diminutive in v. 7, der komplett zu einem monströsen Vers verschmolzen ist über die Elisionen (beim Vortrag realisierte Auslassungen) langer Vokale zwischen uno und in, lecticulo und erudituli, erudituli und ambo (lies: un[o] in lectul[o] eruditul[i] ambo): Form und Inhalt sind perfekt aufeinander abgestimmt, die Liebenden sind ineinander verschlungen. Erneut wird mit Doppeldeutigkeit gespielt: Die lexikalische Ambiguität, die vom polysemen (mehrdeutigen) lecticulo (Bett oder eine Art Lerncouch) herrührt, wird ausgenutzt. Der Vers wird zu etwas Zwittrig-Zwillingshaftem, getrennt in zwei klar voneinander abgegrenzte Hälften. In v. 8 ermöglicht es nun die Verwendung von magis (‚mehr‘) statt minus (‚weniger‘), den Eindruck einer Steigerung bis ins Unersättliche zu suggerieren – ganz passend zu vorax (‚unersättlich‘), das wie cinaedus (‚Tunte‘) schon aus carm. 29.2 und 29.10 als Prädikation für Caesar geläufig ist. Der obszöne Sinn liegt exakt darin, dass Caesar und Mamurra voneinander und aneinander Sexualität gelernt haben, wie es aus v. 7 zu erkennen ist: Vorax bezieht sich deshalb auf Sex, auf adulter (‚Ehebrecher‘: v. 8) – eine politisch-gierige Lesart ist allerdings ebenfalls schlüssig. Der begangene Ehebruch hat jedenfalls sogar zwei Seiten: den Bruch der eigenen gleichgeschlechtlichen und den einer anderen Ehe, was über das Oxymoron (Widerspruch) rivales socii (‚Rivalen [und] Bundesgenossen‘) veranschaulicht wird. D. h. Freundschaft und Verbundenheit (socii: v. 9) erstrecken sich dabei bis auf den Bereich der Sexualität, denn der Genitiv puellularum ([Gefährten und Nebenbuhler] um die oder der ‚Mädelchen‘: v. 9) zeigt, dass die beiden in aller Rivalität doch Genossen sind. Es scheint ganz klar, dass es sich auch in diesem Fall um eine nicht aufzulösende strukturelle Ambiguität handelt, die der poetischen Konstellation zuzurechnen ist.

Catulls Performance schmäht Caesar wieder und immer wieder: v. 10

Der Schluss (v. 10) verweist über den gedoppelten Vers unmittelbar und wortwörtlich auf den Anfang und zeigt die Wiederholung als eine von Catull auch in anderen Schmähgedichten angewendete Technik: Die entscheidende Schmähung soll so doppelt treffen. Ferner passt die Doppelung des Eingangsverses zur Wahl des Vokabulars und dem damit verbundenen Zwillingsmotiv. Schließlich lässt die Wiederholung den Inhalt aus v. 5 performativ über den gedoppelten Sprechakt des Beschimpfens in Erfüllung gehen. Die Gleichstellung Caesars mit seinem Untergebenen lässt jenen herabgleiten: Der große Feldherr, der sonst dem aktiven, aggressiven, römischen Männlichkeitsideal entspricht, gibt sich seinem dauergeilen Untergebenen Mamurra alias Mentula hin.

Vom Ambigen zum Diversen

Im antiken Rom schien Männlichkeit keineswegs biologisch determiniert, sondern musste über die Zurschaustellung moralischer und körperlicher Grundwerte wie disciplina (bes. militärische ‚Disziplin‘), pietas (‚Pflichtgefühl‘), fides (‚Treue‘), continentia (‚Selbstbeherrschung‘) und virtus (‚Tapferkeit‘) performativ immer wieder aufs Neue errungen werden – was überhaupt nur erwachsenen freigeborenen Männern der Oberschicht freistand. Catulls Dichtung zeigt besonders deutlich, dass es sich dabei nicht um binäre Geschlechterkonstruktionen handelt: Er inszeniert nämlich nicht nur sich selbst wandlungsfähig auf einem Kontinuum zwischen einem männlichen und einem (ver)weiblich(t)en Ende. Auch Caesars gender-Zuschreibungen sind eindeutig uneindeutig. Der penetrierende Aggressor Mamurra dient dabei einerseits als Negativfolie zu Catull, andererseits weist er Caesar (auch) die passive Rolle beim Sex zu.

Es gibt also nicht nur auffällige Parallelen, die zu Begriffen aus der aktuelleren Männlichkeitsforschung gezogen werden können: Denn wenn Männlichkeit immer wieder neu errungen werden muss, scheint sie fragil zu sein; wenn sie Aggression und Expansion auszeichnen, wird sie toxisch. Vor allem auch Catulls Fluidität von Geschlecht, die Ambiguitäten erzeugt, mutet scheinbar (post)modern an: Dabei spielt letztlich keine Rolle, welche Funktion kontinuierliche Vorstellungen von gender erfüllen, ob sie etwa zur Schmähung oder zur Selbstinszenierung eingesetzt werden. Wichtig ist vielmehr der bloße Befund, dass bereits im antiken Rom Geschlechtsidentität nicht als fix angesehen, sondern sozial konstruiert war. Sie war keineswegs fest an ein vermeintlich binäres, (von den Biowissenschaften inzwischen auch verworfenes) biologisches Geschlecht gekoppelt.

Diese Kontinuität lässt den Schluss zu, dass eben nicht non-binäre, sondern binäre Geschlechtsidentität als soziales Konstrukt, als ‚Erfindung‘ aufgefasst werden kann. Das Diverse soll nun sprachlich nicht mehr nur spielerisch in poetischen Konstellationen aus einer Außenseiterposition heraus erfasst werden können, sondern im Deutschen als Gendersternchen * einen Platz im Inventar der Grapheme – auch als Laut als Glottisschlag ʔ, nach kleiner Pause als Knacks vor dem Binnen-I realisiert – einnehmen. Dichterisch-ambige Informationen aus der Antike tragen so zur Legitimation gendergerechterer Sprache von heute bei.

Literatur

Ausgaben und Übersetzungen
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