Arbeitstitel
Religiöse Performanz im Theater. Praktisch-theologische Erkundungen aktueller Jedermann-Aufführungen
Abstract
Die Praktische Theologie hat in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreich das Modell des Theaters in seiner Bedeutung für die „Theatralität des Gottesdienstes“ erschlossen (Ursula Roth, David Plüss). Indessen steht eine eingehende Auseinandersetzung mit religiösen Phänomenen des Theaters nach wie vor aus. In meiner Dissertation möchte ich daher das zeitgenössische Theater als ein lebendiges Feld der „Präsenz und Performanz der Religion in der Kultur“ (Wilhelm Gräb) in den Blick nehmen. Im Mittelpunkt meines Forschungsinteresses steht das Theaterphänomen Jedermann, das heutzutage vor allem mit den Salzburger Festspielen verbunden wird. Eine Aufführung des „Spiels vom Sterben des reichen Mannes“ auf dem Salzburger Domplatz wirft nicht nur die existentielle Frage nach der eigenen Sterblichkeit auf, sondern lässt sich insgesamt als religiöse Performanz wahrnehmen und beschreiben. In dieser Perspektive möchte ich aktuelle Aufführungen – darunter auch die zeitgenössischen Bearbeitungen Jedermann Reloaded, jedermann (stirbt) und Everywoman – mit den Möglichkeiten einer performativitätstheoretisch (Erika Fischer-Lichte) und phänomenologisch (Jens Roselt) orientierten Aufführungsanalyse untersuchen. Die konkrete Wahrnehmung des Theaters kann so nicht nur neue Impulse für den Diskurs um Theater und Gottesdienst setzen, sondern vor allem auch religiöse Zusammenhänge jenseits der kirchlichen Religionspraxis erhellen und damit zum Verständnis von Religion in der gegenwärtigen Gesellschaft beitragen.