Tropenmedizin in Tübingen

Das Tropengenesungsheim

Die Eröffnung des Senatorium Tropicale am 15. November 1916 bescherte Tübingen mitten im ersten Weltkrieg, neben dem Garnisonslazarett, eine von zwei „neuen Krankenanstalten“ (Olpp 1917). Neben dem „Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten“ in Hamburg (heutiges Benhard-Nocht-Insitut für Tropenmedizin) gab es in Deutschland zur Zeit des Kolonialismus keine weiteren vergleichbaren Einrichtungen dieser Art. Tübingen wurde als Standort fernab der deutschen Häfen vom Direktor des Deutschen Instituts für ärztliche Mission (Difäm) und Chefarzt des Tropengenesungsheims Gottlieb Olpp in seinem Vortrag vom 14. Mai 1917 aufgrund der klimatischen als auch physisch geographischen Vorzüge des Standorts angepriesen. „Klima und Menschen sind gut, die Lage im Keuper und den Lehmen und Geschieben des Neckartals, das liebliche Hügelland mit obstbewachsenen Äckern und plätschernden Bächen sowie das phänologische Erscheinungsbild von Flora und Fauna hätten einen hohen Heilwert für die Tropenkranken und Missionarskinder“ (Olpp 1917). Zudem begründet Olpp die Eignung des Standort Tübingens mit der guten Erreichbarkeit der Mittelmeerhäfen, sowie dem Anschluss Tübingens über Plochingen an die Bagdadbahn und die mögliche fachliche Beratung durch Spezialisten der Universität (ebd.). Fakt ist jedoch, dass Gottlieb Olpp einen entscheidenden Anteil daran hatte, dass das Tropengenesungsheim dort erbaut wurde, wo die Tropenklinik noch heute steht (Difäm 1934)

Das Difäm - Deutsches Institut für ärztliche Mission

Die Ursprünge des Difäms sind getrieben von medizinischem Missionsdenken. Im Jahr 184e1 erfolgte die Gründung des Medizinischen Missions-Institut in Tübingen, welches aufgrund fehlender finanzieller Mittel wieder geschlossen werden musste. Das Difäm-Institutsgebäude - an der Kreuzung von Mohl- und Nauklerstraße, in dem aktuell die Wirtschaftswissenschaften der Universität zu finden sind - konnte durch die Hilfe des Stuttgarter Unternehmers und Gründer des Deutschen Instituts für ärztliche Mission (Difäm) Paul Lechler, der noch heute Namensgeber der Tropenklinik ist, erworben werden und sollte zur Ausbildung der Missionare genutzt werden. Die Verflechtungen der verschiedenen Missionsverbände und Einrichtungen zu Zeiten des Kolonialismus waren eng und reichten über Landesgrenzen hinweg. Wo genau die Rheinische Mission aufhört, die Basler Mission beginnt und ab wann man von der Difäm sprechen kann, ist oft schwer zu sagen – so veröffentlichte Gottlieb Olpp von Tübingen aus viele seiner Werke mit Hilfe der Basler Mission, wobei er in den Werken oft über die Difäm und das Tropengenesungsheim berichtete, die in den Missionsgebieten eng mit der Rheinischen Mission zusammenarbeitet.
Den meisten ist die Difäm bekannt durch zahlreiche Projekte, die besonders in Afrika und auch in Asien für Gesundheit und Bildung der Menschen angesiedelt sind. Schwerpunktländer sind dabei die Demokratische Republik Kongo, der Tschad, Kenia, Malawi, Indien und Papua-Neuguinea (Difäm 2022).

Literatur

  • Difäm (1934): 25 Jahre Deutsche ärztliche Mission, Jubiläumstagung 19./20. Oktober 1934. Tübingen.
  • Difäm (2022): Startseite URL: difaem.de/startseite/ (08.01.2022). Eisler, J. (2021): Deutsches Institut für ärztliche Mission (Difäm). In: Württembergische Kirchengeschichte online. URL: www.wkgo.de/institutionen/deutsches-institut-fr-rztliche-mission (08.01.2022).
  • Engels, K. (2018): Medizin und Mission: Das Deutsche Institut für ärztliche Mission in Tübingen – Ärztliches Engagement in deutschen evangelischen Missionen vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Dissertation. Heidelberg.
  • Olpp, G. (1909): Die ärztliche Mission und ihr größtes Arbeitsfeld. Barmen.
  • Olpp, G. (1917): Aufsatz: Missionsärztliches Insitut und Tropengensungsheim. Tübingen.
  • Olpp, G. (1928): Die internationale ärztliche Mission. Basel.
  • Tropenklinik (2016): Difäm. URL: sites.google.com/view/tplk-1916/difäm/difäm-heute (08.01.2022).
  • Tropenklinik (2016a): Geschichte der Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus 1916 bis heute. URL: sites.google.com/view/tplk-1916 (04.01.2022).
  • Tropenklinik (2016b): Missionsfenster. URL: sites.google.com/view/tplk-1916/geschichte/missionsfenster (05.01.2022).
  • Tropenklinik (2021): Schwesternheim in der Mohlstraße und Institusgebäude Difäm in der Nauklerstraße, bereitgestellt durch Dr. Johannes-Martin Hahn von der Tropenklinik. Tübingen.
  • Tropenklinik (2021a): Das Tropengensungsheim im Jahr 1916, oberhalb der Nauklerstraße. Bereitgestellt durch Dr. Johannes-Martin Hahn von der Tropenklinik. Tübingen.
  • Tropenklinik (2021b): Das Tropengenesungsheim im Jahr 1916, bereitgestellt durch Dr. Johannes-Martin Hahn von der Tropenklinik. Tübingen.
  • Tropenklinik (2021c): Das Missionsfenster in der Tropenklinik Paul-Lechler Krankenhaus. Bereitgestellt durch Dr. Johannes-Martin Hahn von der Tropenklinik. Tübingen.
  • (1909): Einweihung des Deutschen Instituts für ärztliche Mission. In: Tübinger Chronik und Steinlach Bote. 65 (246) Tübingen.