Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften

Gräberfeld X

Vorhaben

Über dreißig Jahre sind vergangen, seit mit der Erforschung des "Gräberfeldes X" in Tübingen wichtige Impulse für die Aufarbeitung der Geschichte der Anatomien in der NS-Zeit gesetzt wurden. Im "Gräberfeld X" wurden all jene Toten beigesetzt, die zuvor am Anatomischen Institut der Universität Tübingen Lehr- und Forschungszwecken dienen mussten. Dieses Schicksal teilten zwischen 1933 und 1945 mehr als 1000 Menschen. Über die Hälfte von ihnen wurden als Hingerichtete, Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter, Insassen von Arbeitshäusern oder Heil- und Pflegeanstalten Opfer nationalsozialistischer Gewalttaten. 2019 veröffentlichte das Stadtarchiv ein Verzeichnis und ein Gedenkbuch, um an die Toten des "Gräberfeldes X" zu erinnern.

Ziele

Wir haben uns mit dem bis zum 30. April 2022 befristeten Projekt "Gräberfeld X" das Ziel gesetzt, möglichst viele Biographien dieser Menschen zu rekonstruieren und die Rolle der Anatomie in der NS-Herrschaft erneut zu hinterfragen. Darüber hinaus geht es um die für unsere Gegenwart relevante Frage, wie die Toten des "Gräberfeldes X" und die mit ihnen verbundenen Verbrechen sinnvoll und produktiv in der lokalen Erinnerungskultur verortet werden können.

Voraussetzungen

Das Vorhaben, sich nach drei Jahrzehnten erneut mit diesem Thema zu befassen, baut auf zwei Entwicklungen auf. Zum einen liegen mittlerweile zahlreiche Untersuchungen vor, welche die Rolle einzelner Anatomen, ihres Fachverbandes wie auch der Anatomischen Institute zahlreicher Universitäten kritisch beleuchteten. Erst dadurch wird es möglich, die Tübinger Anatomie präziser im wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Feld des NS-Staates zu verorten. Zum anderen wurden durch das Ende des Kalten Krieges wichtige Quellenbestände erstmals zugänglich gemacht. Zusammen mit der inzwischen vorliegenden Forschungsliteratur verspricht dies neue Erkenntnisse über die verschiendenen Opfergruppen.

Laufende Einblicke

Auf der Homepage www.graeberfeldx.de informieren wir seit März 2021 über die verschiedenen Opfergruppen, das anatomische Institut sowie den zeithistorischen Kontext und geben Einblicke in den Fortgang unserer Forschungsarbeit. Im Zentrum aber stehen die Lebensgeschichten der Menschen, die über die Anatomie ins Gräberfeld X kamen. Die Biographien werden laufend ergänzt.

Im Rahmen von Workshops diskutieren wir zudem mit Expert*innen und der interessierten Öffentlichkeit über einzelne Aspekte unseres Vorhabens.

Träger und Team

Das Projekt "Gräberfeld X" wird gemeinsam von der Universitätsstadt Tübingen und der Eberhard Karls Universität Tübingen getragen. Die Leitung des Projekts liegt in den Händen von Prof. Dr. Benigna Schönhagen, während Stefan Wannenwetsch als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt beschäftigt ist. Vervollständigt wird unser Team von unseren studentischen Hilfskräften Shaheen Gaszewski und Jonas Metten.

Kontakt

E-Mail: graeberfeldxspam prevention@uni-tuebingen.de

Projektleitung

Prof. Dr. Benigna Schönhagen

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Stefan Wannenwetsch

Studentische Hilfskräfte

Shaheen Gaszewski

Jonas Metten