Ab sofort können Studierende der Medizin der Universität Tübingen in einem Ausbildungszentrum praktische ärztliche Fertigkeiten lernen: Im Mai wurde das neugegründete DocLab der Universität Tübingen eröffnet. Der gemeinsam vom Universitätsklinikum Tübingen und dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg finanzierte Neubau des DocLabs umfasst etwa 700 Quadratmeter Lehr-, Praxis- und Seminarräume. Darin können Medizinstudenten gezielt manuelle und kommunikative Fertigkeiten trainieren. Die Ausstattung wurde aus Studiengebühren der Studierenden mitfinanziert. Mit der Eröffnung des DocLab-Ausbildungszentrums setzt die Medizinische Fakultät der Universität Tübingen einen Meilenstein in einem über Jahre aufgebauten innovativen und zukunftsorientierten Ausbildungskonzept.
Die moderne Medizin stellt die Ärzte auch als Lehrer und Ausbilder vor eine große Herausforderung. Dabei wird es zusehends schwieriger, Berufsanfängern notwendige manuelle sowie kommunikative Fertigkeiten sicher zu vermitteln. Die Tübinger Medizinstudenten trainieren im DocLab über 150 ärztliche Fertigkeiten, von der Kommunikation schwerwiegender Diagnosen über die korrekte Anlage eines zentralen Venenkatheters bis hin zum Eingipsen von Armen. Dabei kommen neben speziell geschulten Schauspielern, welche Patienten mimen, verschiedenste Simulatoren und Phantome zum Einsatz. In einer geschützten Lernumgebung können sich die Studierenden außerhalb des stressigen Stationsalltags mit diversen manuellen und kommunikativen Techniken auseinandersetzen.
Die große Mehrzahl der angebotenen Trainingskurse wird von den Studierenden der Medizinischen Fakultät verpflichtend im Rahmen ihrer regulären Ausbildung absolviert. Zusätzlich wurde ein Mentorensystem für Studierende fortgeschrittener Semester entwickelt, in dem sie sowohl fachlich als auch didaktisch gezielt für ihren Einsatz als Tutor für jüngere Kommilitonen ausgebildet werden. Dieses innovative und einmalige Tutorensystem wurde in den letzten fünf Jahren in kontinuierlicher Zusammenarbeit zwischen dem Kompetenzzentrum Medizindidaktik Baden-Württemberg an der Universität Tübingen sowie dem ärztlichen Leitungsteam des DocLab entwickelt. Das Tutorenmodell hat auch über Tübingen hinaus für große Beachtung gesorgt. Durch eine enge Kooperation mit dem Lehrbereich Allgemeinmedizin wird das Tübinger Medizinstudium zudem auch gezielt auf hausärztliche Aspekte sowie die Breitenversorgung im Gesundheitswesen ausgerichtet.
Neben den Medizinstudenten werden auch die Schüler der Krankenpflegeschule des Universitätsklinikums im DocLab ihre ersten praktischen Erfahrungen sammeln. Bereits jetzt kooperiert das DocLab mit Partnern aus der freien Wirtschaft, um durch prospektive Studien die Patientensicherheit zu verbessern. Seminare für ambulante Pflegedienste, Auffrischungskurse für ärztliche oder pflegerische Berufswiedereinsteiger oder Workshops für Spezialdisziplinen sind weitere vielversprechende Perspektiven des DocLab.
Weitere Informationen unter: www.doc-lab.de
Simona Steeger-Przytulla