Fast zwanzig Jahre lang war die Angewandte Geographie am Geographischen Institut der Universität Tübingen untrennbar mit dem Namen Dieter Eberle verknüpft. Auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand und der bedauerlichen Auflösung des Lehrstuhls waren ihm seine fast täglichen Besuche an seiner alten Wirkungsstätte und der Kontakt mit Studierenden und Mitarbeitern ein hochgeschätzter Teil seines Lebens. In letzter Zeit jedoch sah man ihn immer seltener im Institut oder bei Veranstaltungen. Im Sommer ist Professor Dr. Dieter Eberle nach langjähriger Krankheit Anfang August im Alter von 69 Jahren verstorben.
1995 nahm Eberle den Ruf auf den Lehrstuhl für Angewandte Geographie an und wechselte dafür von Vechta nach Tübingen. Vorausgegangen waren akademische Lehr- und Wanderjahre, die ihn in einem großen Bogen vom Schwabenländle durch die westlichen Bundesländer wieder in dieses zurückgeführt hatten. Am 22. März 1944 in Esslingen geboren, studierte Dieter Eberle in Stuttgart Bauingenieurwesen, wobei er mit der Vertiefungsrichtung Verkehrs- und Regionalplanung seinen weiteren Lebensweg bereits vorzeichnete. Folgerichtig wechselte er nach erfolgreichem Abschluss als Diplom-Ingenieur an die TU Hannover, wo er 1975 mit einer verkehrsplanerischen Arbeit über Verflechtungsmodelle zwischen Wohn- und Wochenendnaherholungsgebieten am Institut für Landesplanung und Raumforschung bei Professor Dr. Dr. h.c. Hans Kistenmacher promovierte. Die Habilitation folgte 1984 an der Universität Kaiserslautern, am dortigen Fachbereich Architektur, Raum- und Umweltplanung. Hierbei konzentrierte Dieter Eberle sich auf das Fach Planungstheorie und -methoden der Regional- und Landesplanung durch eine Arbeit zur Weiterentwicklung von Bewertungsverfahren für Siedlungsstrukturkonzepte. Darauf führte ihn der Weg wieder nach Norden mit der Annahme eines Rufes der Universität Osnabrück auf die Professur für Regionalplanung. Von 1987 bis zu seinem Wechsel nach Tübingen lehrte Dieter Eberle in Osnabrück sowie dem benachbarten Vechta in den Studiengängen Regionalwissenschaften und Geographie.
In seiner Tübinger Zeit führte Dieter Eberle seine Arbeiten zu Bewertungsmethoden fort (unter anderem im Zusammenhang mit den Planungen für den Standort der Neuen Messe bei Stuttgart) und wirkte entscheidend an der methodischen Weiterentwicklung der sogenannten Plan-Umweltverträglichkeitsprüfung mit, die in einem exemplarischen Praxistest im Auftrag des Umweltbundesamtes in verschiedenen Regionen der BRD erprobt wurde. Hervorzuheben sind ferner Großprojekte wie „Mobilist“ im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie die Ausarbeitung und Herausgabe des Deutsch-Schweizerischen Handbuches der Planungsbegriffe. Eberle war aktives Mitglied der Akademie für Raumforschung und Landesplanung sowie der Landesarbeitsgemeinschaft in Baden-Württemberg.
Seit 1995 hat Professor Eberle eine ganze Generation von Diplom-Geographen durch seine Lehrveranstaltungen der Angewandten Geographie entscheidend geprägt. Zahlreiche Diplom- und Doktorarbeiten sowie mehrere Habilitationen entstanden unter seiner Betreuung.
Wir gedenken eines geschätzten Kollegen, der nicht nur durch sein fachliches Wirken, sondern auch durch seine ruhige und ausgeglichene Art im Institut eine schmerzvolle Lücke hinterlassen wird.