Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 5/2015: Alumni Tübingen

Die Französischen Filmtage als Initialzündung

Interview mit SWR-Landessenderdirektorin Stefanie Schneider

Stefanie Schneider (geb. 1961) ist seit dem 1. April 2014 SWR-Landessenderdirektorin Baden-Württemberg. Die gebürtige Sindelfingerin studierte bis 1988 Romanistik und Germanistik an der Universität Tübingen. Beim Südwestrundfunk, der damals noch Südwestfunk hieß, fing sie 1991 als Mitarbeiterin des SWF1 im Landesstudio Tübingen an. 2005 wurde die Romanistin Programmmanagerin beim SWR4 Baden-Württemberg, 2007 dann Programmchefin des gesamten Hörfunklandesprogramms. Von August 2011 bis August 2013 leitete Schneider die strategische Unternehmensentwicklung. Danach war sie erneut Programmchefin des Landesprogramms. Schneider engagiert sich seit vielen Jahren privat für die Französischen Filmtage in Tübingen. Mareike Manzke hat für Uni Tübingen aktuell mit ihr gesprochen.

Welche Aufgaben haben Sie als SWR-Landessenderdirektorin Baden-Württemberg?

Ich bin verantwortlich für die beiden Hörfunkprogramme SWR1 und SWR4 sowie für die Sendungen im SWR Fernsehen, die speziell für Baden-Württemberg gemacht werden. Beispielsweise gehören die Landesschau, die Landesschau aktuell, die Sendung „Zur Sache! Baden-Württemberg“ oder „Expedition in die Heimat“ und die „Treffpunkt Baden-Württemberg“-Sendungen zu meinen Aufgabengebieten. Meine Arbeit umfasst auch die Onlineangebote all dieser Programme. Und ganz wichtig sind für die Landessenderdirektion des SWR auch die Regionalstudios im Land, neben Tübingen gibt es noch sechs weitere Regionalstudios und 15 Regionalbüros, in denen die Inhalte vor Ort geschöpft werden.

Wie sieht der Rundfunk der Zukunft aus?

Der Rundfunk der Zukunft ist multimedial organisiert. Das bedeutet, wir werden weiterhin die Aufgabe haben, die für die Menschen in Baden-Württemberg relevanten Inhalte in allen Facetten darzustellen. Wir werden diese Inhalte aber nicht mehr ausschließlich in Hörfunk und Fernsehen, also linear ausstrahlen, sondern sie auch auf allen anderen Ausspielwegen im Netz, in sozialen Netzwerken und Plattformen verbreiten. Wir gehen mit unseren Inhalten dahin, wo die Menschen unterwegs sind und sorgen dafür, dass alles, was wir produzieren, zeitunabhängig genutzt werden kann.

Was macht Ihrer Meinung nach den Südwesten aus?

Der Südwesten ist für mich Heimat, eine Region mit selbstbewussten Landsmannschaften, vielen Dialekten, prima Essen und gutem Wein. Eine Region, in der es mehr Weltmarktführer gibt als sonst irgendwo in Deutschland. Der Südwesten ist reich, auch an Kultur, und viel weltoffener als früher. Und das sollte auch in Krisenzeiten so bleiben.

Hatten Sie schon während Ihres Studiums in Tübingen vor, in die Medienbranche zu gehen?

Ich wollte immer Journalistin werden, aber ich hatte nicht genügend Phantasie und schon gar nicht genügend Selbstbewusstsein, um mir meine heutige Position vorstellen zu können. Zum Glück hat mir mein Studium damals so viele Freiräume gegeben, in denen ich mich auch außerhalb der Universität ausprobieren konnte. Das hat mir wirklich geholfen. Ich habe in einer Studententheatergruppe gespielt, gedolmetscht, Filme untertitelt und vor allem die Französischen Filmtage mitaufgebaut.

Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Studienzeit?

Ich erinnere mich daran, dass ich mich am Anfang sehr klein und einfältig gefühlt habe im Wissenschaftsbetrieb. Mein Studienjahr in Frankreich hat mir dann einen regelrechten Kick gegeben. Danach war ich in der Lage, die vielfältigen Möglichkeiten, die mir mein Studium in Tübingen geboten hat, wirklich zu nutzen. So viel Zeit mich auszuprobieren hatte ich seitdem nie wieder.

Sie engagieren sich seit fast 30 Jahren für die Französischen Filmtage in Tübingen und haben sie sogar über zehn Jahre geleitet. Weshalb liegt Ihnen das Projekt so am Herzen?

Die Französischen Filmtage waren für mich persönlich eine Art Initialzündung. Im Rahmen des Festivals und seiner bewegten Geschichte habe ich sehr viel entdeckt und gelernt, davon profitiere ich bis heute. Und außerdem ist es einfach eine tolle Veranstaltung ohne die Tübingen kulturell ärmer wäre.