Bisher forschten die Wissenschaftler des CIN (Werner Reichardt Centrums für Integrative Neurowissenschaften) an vielen Standorten über ganz Tübingen verteilt, seit Mai sind sie nun im FIN auf dem Schnarrenberg versammelt. Hinter der Abkürzung verbirgt sich das „Forschungsgebäude für Integrative Neurowissenschaften“, ein moderner Bau mit 4000 Quadratmetern Labor- und Büroflächen. 150 Mitarbeiter arbeiten hier, die Mitglieder der 17 Arbeitsgruppen (fünf Professoren und 12 Nachwuchsgruppenleiter) kommen aus der Biologie, Medizin, Physik, Informatik und den Geisteswissenschaften. Auch Arbeitsgruppen des benachbarten Hertie-Instituts für klinische Hirnforschung (HIH) sowie das Schlaflabor von Professor Jan Born sind im neuen FIN untergebracht. Für die Finanzierung hatte der Bund zehn Millionen Euro zur Verfügung gestellt, das Land Baden-Württemberg beteiligte sich mit vier Millionen, das Cluster CIN selbst mit sechs Millionen Euro.
In unmittelbarer Nachbarschaft ist bereits das nächste Forschungsgebäude geplant: Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) wird sich hier ansiedeln und zusammen mit FIN und HIH den Tübinger „Neurowissenschaftlichen Campus“ bilden. Ein „Campus der kurzen Wege“, freute sich der Sprecher des Exzellenzclusters, Professor Dr. Hans-Peter Thier, bei der offiziellen Einweihung des FIN. Die hohe Dichte von leistungsfähigen, neurowissenschaftlichen Arbeitsgruppen biete viele Chancen für Kontakte und interdisziplinäre Kooperationen.
Zu dem Festakt am 15. Mai waren auch die Witwe des Namensgebers Werner Reichardt und Vertreter der Politik gekommen. Der neurowissenschaftliche Campus werde in Europa herausragend sein, sagte der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer und sprach von einem „Freudentag für die Stadt Tübingen“. Die Neurowissenschaften in Tübingen hätten nicht nur eine lange Tradition, sagte die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer, „sie nehmen weltweit einen Spitzenplatz ein.“ Sie ermutigte Universität und CIN aber auch, sich in die Debatte mit Tierschützern aktiv einzubringen.
Mit seinem Festvortrag „Blinde wieder sehend machen - geht das?“ stellte Professor Dr. Eberhart Zrenner, stellvertretender CIN-Sprecher, einen Aspekt der neurowissenschaftlichen Forschung am CIN vor.
Das Festprogramm hatte am 14. Mai mit einem zweitägigen neurowissenschaftlichen Symposium unter dem Titel „New Perspectives in Integrative Neuroscience“ begonnen. Am 16. Mai war dann die Öffentlichkeit eingeladen, sich ein Bild des neuen FIN zu machen. Geboten waren Laborführungen, Vorträge und eine Kunstausstellung der Geschwister-Scholl-Schule zum Thema „Kunst und Gehirn“. Außerdem maßen sich sechs CIN-Wissenschaftler beim „Science Slam“ ‒ ihre wissenschaftlichen Vorträge wurden am Ende vom Publikum benotet.
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Antje Karbe