Institute of Prehistory, Early History and Medieval Archaeology

Tübinger Schriften zur Ur- und Frühgeschichtlichen Archäologie

Hrsg. M. K. H. Eggert; Schriftleitung: U. Veit

Schon im alten Institut für Vor- und Frühgeschichte der Universität Tübingen (heute Abteilung für Jüngere Urgeschichte und Frühgeschichte) bestand der Wunsch nach einem eigenen Publikationsorgan. In Anknüpfung an die 1954 von Wolfgang Kimmig herausgegebene Festschrift für Peter Goessler - sie trug den Untertitel Tübinger Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte - entschloss sich daher mein Amtsvorgänger, Franz Fischer, zur Gründung einer entsprechend benannten Reihe. Leider fand der 1987 als Festschrift für ihn veröffentlichte erste Band (unter Berücksichtigung der Goessler-Festschrift offiziell als Band 2 gezählt) keine Fortsetzung. Wenn hier erneut der Versuch unternommen wird, im Rahmen der Abteilung eine Reihe herauszugeben, so geschieht dies in der Hoffnung, dass ihr mehr Erfolg beschieden sein möge. Die neue Reihe ist weder regional noch inhaltlich festgelegt. Wenngleich sie insbesondere die zügige und preiswerte Veröffentlichung von Dissertationen und anderen akademischen Prüfungsschriften ermöglichen soll, so steht sie doch darüber hinaus allen Arbeiten, die die Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie bereichern, offen. Dies gilt gerade auch für solche Studien, die sich mit den theoretisch-methodologischen Aspekten der Disziplin und damit zugleich auch mit ihrem wissenschaftlichen Umfeld befassen.

Die von Holger Sinogowitz gestaltete Vignette der Reihe nimmt Motive des unteren Tores von Schloss Hohentübingen auf. Die fratzenhafte Maske wacht zentral über der Durchfahrt des zu Beginn des 17. Jahrhunderts entstandenen Portals. Die apotropäische Kraft dieses Genius loci möge sich auch auf das Vignettenbild übertragen und das hier begonnene Vorhaben gedeihen lassen.

Die Vignettenmaske erlaubt mancherlei Assoziationen. Den Schriftleiter und Verfasser des hier vorliegenden ersten Bandes dieser Reihe, Ulrich Veit, lässt sie an Francisco Goyas bekannte Radierung Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer von 1797 denken. Sie zeigt einen Mann - Goya selbst - in einer gespenstischen Szenerie. An einem Tische hingesunken, sein Gesicht in den Armen verbergend, wendet er sich verzweifelt von einer Phalanx aus Vögeln, Fledermäusen und anderem Getier ab, die ihn aus der Tiefe des Raumes bedrängt. "Die Phantasie, verlassen von der Vernunft, erzeugt unmögliche Ungeheuer: vereint mit ihr ist sie die Mutter der Künste und Ursprung der Wunder" - so Goyas Kommentar.

Ich schließe mich U. Veit an, wenn er meint, dass Goyas Aussage über die Künste und Wunder nicht weniger für die Wissenschaft und damit auch für die Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie gelte. Die Wissenschaftstheorie lehrt uns, dass der "Kontext der Entdeckung" von der Phantasie und der "Kontext der Bestätigung" von der Vernunft lebt. In diesem Sinne hoffen wir beide, in dieser Reihe möglichst viele Arbeiten vorlegen zu können, in denen Imagination und Intellekt eine glückliche Verbindung eingegangen sind.

Die Tübinger Schriften werden vom Waxmann-Verlag (Münster - Berlin - New York u.a.) verlegerisch betreut und sind über den Buchhandel oder den Verlag

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Bisher sind folgende Bände erschienen: