Institute of Prehistory, Early History and Medieval Archaeology

Eine hochmittelalterliche Kirchenstelle bei Brilon-Rösenbeck (Hochsauerlandkreis/ NRW)

Die zweite Kampagne

Diese Entdeckung einer vollständig erhaltenen Körperbestattung im westlichen Bereich des Gebäudes und eine von Dr. H.G. Jansen im weiteren Umfeld der Kirche durchgeführten Geoprospektion gaben den Anlass dazu, eine weitere Grabungskampagne anzusetzen, um die Fragen nach weiteren Bestattungen und der Struktur des Umfeldes zu klären.

Bereits im Sommer 2003 wurde im Rahmen einer Lehrgrabung auf einem Getreidefeld unterhalb der Burgruine Altenfels bei Brilon-Rösenbeck (Hochsauerlandkreis/NRW) der Grundriss eines Gebäudes mit rechteckigem Anraum im Osten freigelegt. Bei weiteren Untersuchungen im Gebäudeinneren traf man am Ende der Grabungskampagne doch noch auf die erhoffte Innenbestattung, wodurch die bisherige Interpretation des Grundrisses als Kirche bestätigt wurde.

Die Grabung im Sommer 2004 wurde wie bereits im Vorjahr in Kooperation mit dem Amt für Bodendenkmalpflege des Westfälischen Museums für Archäologie in Münster als eine fünfwöchige Lehrgrabung, diesmal unter der örtlichen Leitung von S. Herzig, durchgeführt. An der Lehrgrabung nahmen insgesamt fünf Studenten, aufgeteilt auf zwei Blöcke à zwei Wochen teil. In dieser Zeit wurde ihnen eine Einführung in die praktischen archäologischen Ausgrabungs- und Dokumentationstechniken vermittelt. So lernten sie das Anlegen und Putzen von Flächen und Profilen, sowie deren fotografische, zeichnerische und schriftliche Dokumentation.

Nachdem im letzten Jahr der Grundriss der Kirche vollständig freigelegt wurde, konzentrierte man sich in diesem Jahr auf das Kircheninnere. Hier wurde zuerst die bereits 2003 aufgedeckte halbkreisförmige Schicht aus Kalkbruchsteinen entfernt, unter der eine sehr kompakte Mörtelschicht in fast den gleichen Ausdehnungen zum Vorschein kam. Neben diesen Befunden wurden unterhalb der Mörtelschicht mehrere Gruben und zwei vermutliche Feuerstellen freigelegt sowie eine größere Konzentration von Holzkohle im östlichen Bereich des Langhauses und im Chor festgestellt.

Leider war es nicht möglich, die im Umfeld der Kirche prospektierten Anomalien zu untersuchen, da infolge der feuchten Witterung das Getreidefeld bis zum Ende der Grabung nicht abgeerntet werden konnte. Lediglich im Bereich eines potentiellen Brunnens wurden mehrere Bohrsondagen durchgeführt, die den geophysikalischen Befund jedoch nicht eindeutig bestätigten. Aufgrund der Grabungsergebnisse im Kircheninneren können drei der Gruben als Pfostengruben angesprochen werden. Darüber hinaus stellt eine im westlichen Bereich des Langhauses liegende Grube vermutlich den ersten Versuch dar, das Kopfnischengrab in der Längsachse der Kirche anzulegen. Weitere Innenbestattungen wurden nicht festgestellt, ebenso konnten weder Reste eines Fußbodens noch eines Laufhorizontes nachgewiesen werden. Jedoch war es möglich, die Kalksteinkonzentration aufgrund der als Innenputz identifizierten Mörtelschicht als Mauerversturz anzusprechen.

Eine mittlerweile an dem Skelett durchgeführte 14C-Datierung erbrachte einen Sterbezeitraum des Bestatteten spätestens zwischen 1141 und 1152. Damit ist als sicher anzunehmen, dass die Kirche spätestens vor der Mitte des 12. Jahrhunderts fertig gestellt war. Die Datierung des Fundmaterials legt ferner den Abbruch des Gebäudes im letzten Viertel desselben Jahrhunderts nahe. Auch nach dieser Grabung bleiben genug offene Fragen zur Funktion und Bedeutung dieser Kirche unterhalb der Burg Altenfels. Zurzeit findet die Aufarbeitung der Grabungsergebnisse im Rahmen einer Magisterarbeit an der Abteilung Archäologie des Mittelalters statt.

Für die großzügige finanzielle, materielle und ideelle Unterstützung ist wiederum der LWL-Archäologie für Westfalen, der Stadt Brilon, Herrn Dr. H.G. Jansen sowie seinem Cousin August Jansen herzlich zu danken. Ebenso gilt mein persönlicher Dank Frau Prof. Dr. B. Scholkmann und Herrn Dr. R. Schreg am Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters für ihre Betreuung sowie den Lehrgrabungsteilnehmerinnen und GrabungshelferInnen für ihren Einsatz!

Sonja Herzig

Literaturhinweis

O. Goldstein, Der Tote im Kirchbau. Archäologie in Deutschland 6/2004, 46.