Religionsphilosophie im Spätwerk Hegels und Schellings Vernunfttheologische, epistemologische und sinntheoretische Dimensionen (DFG-Projekt)
Mitglieder der Forschungsgruppe
Prof. Dr. Friedrich Hermanni, PD Dr. Burkhard Nonnenmacher, apl. Prof. Dr. Friedrike Schick
Laufzeit
Oktober 2017 bis zunächst Dezember 2024
Zusammenfassung
Das Projekt dient der Bestimmung und argumentativen Würdigung von Identität und Differenz zwischen Hegels und Schellings reifen Religionsphilosophien. Dass diese Aufgabe noch nicht annähernd gelöst ist, zeigt sich nicht nur an der vergleichsweise kleinen Anzahl spezifischer Studien zum Thema, sondern auch an der Gegenläufigkeit ihrer Lösungsvorschläge. Angesichts des damit gegebenen Klärungsbedarfs entwickelt das Projekt einen in der bisherigen Forschung noch nicht verfolgten Ansatz: Hegels und Schellings Grundkonzeptionen von Religionsphilosophie sollen systematisch rekonstruiert werden im Ausgang von ihrer jeweiligen Auseinandersetzung a) mit der „rationalen Theologie“ und Kants Kritik an ihr (vernunfttheologische Ebene), b) mit Positionen des unmittelbaren Wissens von Gott, die sich von diskursiver Gotteserkenntnis radikal abwenden (epistemologische Ebene), und c) mit Tendenzen zur Dezentralisierung der Wissensfrage in der Religion zugunsten moralisch-praktischer, ästhetischer oder existentieller Fokussierungen (sinntheoretische Ebene). Gedeckt wird dieser Ansatz dadurch, dass Hegel und Schelling selbst in ihren Spätwerken die je eigene religionsphilosophische Konzeption systematisch als Konklusion aus der Analyse und Kritik dieser drei vorgängigen Stellungen in der Religionsphilosophie entwickeln. Mit diesem rekonstruktiven Ansatz lässt sich zum einen der Gefahr begegnen, Hegel oder Schelling von vornherein durch die Subsumtion unter Vorgängerpositionen zu verfremden. Zum anderen ist er in hohem Maße geeignet, Klärungspotentiale zu erschließen, die Hegels und Schellings späte Religionsphilosophien – in ihrer Identität, aber auch in ihrer Differenz – für die Religionsphilosophie der Gegenwart bereithalten. Denn die gegenwärtige Religionsphilosophie agiert ihrerseits im Spannungsfeld zwischen dem Unternehmen diskursiver Gotteserkenntnis, der Verteidigung unmittelbarer Gotteserfahrung und – dezidierter als das frühe 19. Jahrhundert – non-kognitivistischer und nicht-realistischer Religionsdeutungen.