Die Wiederaufnahme der Arbeiten und Forschungen am Fundplatzkomplex im Rahmen der Dissertation von V. Palmowski führte unter Berücksichtigung von Vorarbeiten, durchgeführt von T. Schade, zu neuen Impulsen und Fragestellungen im Hinblick auf den ländlichen Raum im Umfeld von Haithabu/Schleswig:
Wie sah die wikingerzeitliche Siedlungslandschaft in Schwansen aus? Wie dicht war Schwansen erschlossen – und ab wann?
Sind die bekannten Siedlungen von Kosel Ausnahmen oder nur die Spitze des Eisbergs?
Wie sind ‚fremde‘ Elemente in den wikingerzeitlichen Siedlungen zu erklären (z.B. slawische Keramik)? Sind diese Elemente überhaupt ‚fremd‘?
Wie interagierten Menschen und Umwelt in der Wikingerzeit? Wie prägten die Menschen die Landschaft? Wie nutzen sie diese?
Wie war die Interaktion zwischen (proto-)urbanem Raum und ländlichem Raum? Waren die ländlichen Siedlungen reine ‚Zulieferer‘ oder waren sie eigenständige Akteure?
Was ist eine ‚typische‘ wikingerzeitliche Siedlung? Was gibt es für Referenzen und wie lässt sich die Quellenbasis kosten- und zeiteffizient erhöhen?
In Vorbereitung für ein Forschungsprojekt konnten auf Basis von intensiven Recherchearbeiten in Kooperation mit dem ALSH (Schleswig) und den Ergebnissen eines ehrenamtlich tätigen Metalldetektorgängers der Detektorgruppe des ALSH neue, für das Forschungsvorhaben relevante Flächen eingegrenzt werden.
Durch ein Projekt der Abteilung für Archäologie des Mittelalters (Tübingen) sowie des SFB 1070 RessourcenKulturen konnte vom 09.–12. März 2020 an einem dieser siedlungsverdächtigen Plätze, dicht an der Schlei gelegen, eine großflächige geophysikalische Prospektion in Kooperation mit dem NIhK (Wilhelmshaven) durchgeführt werden. Dabei wurden ca. 15 ha Ackerfläche prospektiert. Die Ergebnisse der Geomagnetik lassen darauf schließen, dass es sich um einen Landeplatz oder ein Siedlungsareal handelt, auf dem sich mutmaßliche Grubenhäuser und viele weitere anthropogene Strukturen abzeichnen.
Nach Ausweis der Oberflächenfunde handelt es sich sehr wahrscheinlich um ein diachron genutztes Areal. Die als Grubenhäuser angesprochenen Strukturen deuten auch auf eine Nutzung im Frühmittelalter hin.
Einzelne dieser Anomalien zu beproben, ihre Ansprache zu klären, sie zu datieren, und eine räumliche sowie zeitliche Dynamik zu erfassen, sind weitere Ziele des Vorhabens. Das Projekt zielte allerdings nicht nur darauf ab, Ergebnisse zu generieren, sondern diese auch in Raum und Zeit zu kontextualisieren und der Bevölkerung vor Ort zu vermitteln. Schon früh wurde daher die Gemeinde in die Kommunikation miteinbezogen und interessierte Bürger und Bürgerinnen in einem Abendvortrag über vergangene Forschungen und Ergebnisse sowie neue Fragestellungen und archäologische Methoden, Probleme und Tätigkeiten informiert.