proMOVIE
UNTERTITEL??? hier noch was überlegen xxxxx
Die Empirische Kulturwissenschaft in Tübingen wurde im Jahr 2021 50 Jahre alt und was wäre sie wohl ohne die zahlreichen Promovierenden und ihre wissenschaftlichen Beiträge in all den Jahren – unvorstellbar! Keine Frage, dass die Promovierenden des LUIläumsjahrs einen Beitrag leisten wollten – neben Kinderbetreuung, Fulltime-Brotjobs, Bewerbungs-, Lehr- und allen anderen Verpflichtungen (achja – die Dissertation schreiben!), die das Leben in dieser auch mal längeren Phase so zu bieten hat. Das Ergebnis ist ein (nicht nur wissenschaftliches) Geschenk von Herzen, das einen augenzwinkernden Eindruck des LUI-Promovierendenlebens, der familiären Stimmung und der „Kohorte 2021“ hinterlässt.
Während die anderen Geburtstagsgeschenke auch zurückschauen, planten die Promovierenden, einen Film zu machen, der zeigt, wie es ist (2021) in der EKW zu promovieren – quasi ein Making of: EKW-Promotion, inklusive damals gültiger Maskenpflicht. Wie sollten aber all die verschiedenen Lebens- und Schreibsituationen, Promotionsthemen und Vorgehensweisen unter einen filmischen Hut gebracht werden? Wo sind gemeinsame Nenner, wenn nicht zuvorderst in der ekw-infizierten Überzeugung, dass es den gemeinsamen Nenner nicht gibt, der so einfach zu benennen und zu zeigen wäre?
Zahlreiche konspirative Sitzungen, Ideen und Überlegungen zeigten vor allem eins: Einen Film zu machen, ist ein bisschen, wie eine Dissertation zu schreiben.1 Denn auch hier müssen Ideen und Formulierungen gedreht und gewendet, verworfen und festgezurrt werden; anfänglicher Größenwahn muss pragmatisch heruntergedimmt werden und mann muss gelegentlich nochmal von vorne anfangen.
Damit ist eine Promotion am LUI formell erstmal kaum von einer Promotion in Freiburg, in einem Graduiertenkolleg oder in der Betriebswirtschaftslehre zu unterscheiden. Promovieren ist – egal wo - wohl genau diese Prozesshaftigkeit, die der Film auch zeigen will. Die fertigen Dissertationen stehen, als wissenschaftliche Werke, am Ende ohnehin blankpoliert für sich und im Clubraum des Instituts zur Einsicht parat. Das ‘proMOVIE’ war eine Chance mehr zu wagen: Wo im Promotionsalltag die Lust nach Wortspielen und Selbstironie mit der Handbremse versehen ist, konnte sie hier gelöst und gezeigt werden, dass es hinter den Kulissen einer Dissertationsschrift mitunter chaotisch, dann wieder voller Überzeugung, Ver(w)irrung, Zielstrebigkeit und Stilfertigkeit vonstattengeht. In diesem Auf und Ab, dem konstanten work in progress, werden nicht alle angefangenen Dissertationsprojekte auch zu Ende gebracht, erhalten nie ihren finalisierenden Untertitel, weisen Lücken und Platzhalter auf, sind aber auch in ihrer Unvollständigkeit ein Beitrag zum Institutsleben der vergangenen 50 Jahre, der nicht übersehen werden sollte.
Heißt Promovieren am LUI das Unsichtbare sichtbar machen? Den Blick hinter Kulissen eröffnen? Auf (extrem) hohem Niveau Selbstverständliches zu entselbstverständlichen, Komplexität zu entfalten, ohne zu verkomplizieren? Es gibt darauf mindestens so viele Antworten, wie Arbeitstitel für laufende Dissertationen. Die Antwort der Promovierenden ist ein Imagefilm, der keiner ist, der mit zahlreichen Meta-Verweisen zum Nachdenken anregen und vielleicht auch ein bisschen von der gelegentlichen Verwirrung des Promovierens (mit nachfolgender Erkenntnis) spürbar machen soll. Vor allem aber soll er Vergnügen bereiten und zeigen, dass Promovieren am LUI auch bedeutet, das Institutsleben mitzugestalten und gegebenenfalls gegen den Strich zu filmen.
Ein Geschenk der Mitglieder der DoktorandInnengruppe des Ludwig-Uhland-Instituts im Jahr 2021.
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1 Und einen wesentlichen Unterschied fanden sie dann doch. Jede Dissertation fordert letztlich den Alleingang – wenn auch unterstützt durch Rückmeldungen in DoktorandInnenkolloquien, Betreuungsgesprächen, Tagungen usf. Am Schreibtisch sitzt doch jeder für sich, mit seinen eigenen gelb markierten Leerstellen, mit seinen eigenen Rückenschmerzen. Dieser Film jedoch war durch und durch ein Gemeinschaftsprojekt; für die hervorzuhebenden Beteiligten (Helen Ahner, Lukas Fehr, Alex Renz, Tim Schaffarczik, Franziska Veit; unterstützt auch von Meltem Peranic, Katerina Filippidou und Felix Masarovic) waren die Drehtage eine Herausforderung, eine Ablenkung vom Promotionsalltag, ein großer Spaß. Das zeigt wiederum, was Promovieren am LUI auch ist: Mit besonderen Menschen in Kontakt kommen, sich in besonderen Räumen aufzuhalten und eine besondere Gemeinschaft und Unterstützung zu finden.
Herzlicher Dank gilt:
Margrit Stickel
Bernd Eck - VHS Inzigkofen
Reinhard Johler
Dekanat der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen
Zimmertheater Tübingen
Leitbild.media: Nadja Dornis, Franzi Wagner, Benjamin Dornis
Tübinger Vereinigung für Volkskunde
Produktion: leitbild.media