Uni-Tübingen

Selbstverständnis - Beschreibung eines Ortes

Das Studio Literatur und Theater versteht sich als ein Ort der Neugier, der kunstbasierten Forschung und literarischen Probebohrungen. Wir wollen zum selbstbestimmten und zugleich gemeinsamen Denken, Schreiben und Lesen einladen. 

Widersprüche, sogenannte Fehler, das Scheitern und die Zweifel am eigenen Schaffen sind notwendige Voraussetzungen, wenn nicht Bedingungen des eigenen Schreibens. Wir suchen Wege, damit umzugehen, die Fehler produktiv zu machen, die Zweifel auszuloten und Widersprüche auszuhalten. Wir üben uns in Ambiguitätstoleranz, in einem beweglichen, wilden Denken, das ergebnisoffen und zweckfrei ist.

Das Studio ist ein Ort der Teilhabe, des Dialogs, des Miteinanders. Ein lebendiger Lehr- und Lernraum, der auf die aktive Mitgestaltung seitens der Student*innen angewiesen ist. Das Studio unterstützt explizit studentische Initiativen und ist offen für die Wünsche und Bedürfnisse der Student*innen.

Das Studio bietet Freiraum für den kreativen Ausdruck, die Erprobung literarischer Strategien und kühner Experimente. Zugleich trainieren wir das Handwerk, führen Zwiesprache mit den alten und jungen Meister*innen, suchen einen Platz im Traditionsgeflecht für das eigene Sprechen, suchen die eigene Sprache. 

Wir bleiben wach. Wir hinterfragen stetig. Wir setzen uns mit dem sogenannten Kanon – mit etablierten literarischen Positionen und Schreibweisen – kritisch auseinander.

Es ist ein Ort kritischer Praxis in einer vertrauensvollen Atmosphäre. Kritik wird wertschätzend erfahren, wird erlernt, wird erarbeitet, wird konstruktiv formuliert, reformuliert, zurückgenommen oder gestärkt. Widersprechende Positionen schließen sich nicht aus, sie werden ausgehalten in ihrer Unentschiedenheit bzw. Unentscheidbarkeit. Wir üben uns im dialektischen Denken, üben uns in der Differenz, unser Raum ist dazwischen.

Unsere Kritik richtet sich immer auf und an den Text. Unsere Fragen lauten: Was ist das für ein Text? Was will der Text? Wie arbeitet der Text? Wie funktioniert seine Sprache? Unser Credo lautet: Kritik am Text ist niemals Kritik an der Person.  "Kritik ist Liebe", schrieb Senthuran Varatharajah.

Das Studio Literatur und Theater ist ein inklusiver, diskriminierungs- und gewaltfreier Ort und verpflichtet sich zu interkultureller und intersektionaler Sensibilität. Wir sprechen uns explizit gegen jede Form von Diskriminierung aus und setzen uns aktiv mit internalisierten Diskriminierungsmustern auseinander.

Das Studio Literatur und Theater ist dem Leitbild Lehre der Uni Tübingen verpflichtet.