Rezeption und Transformation epideiktischer Rhetorik zwischen Italien und Altem Reich
Im Forschungsprojekt steht die amplificatio in Rezeptions- und Transformationsprozessen über zwei Sprachgrenzen hinweg im Fokus. Ziel ist es, den noch unzureichend untersuchten Einfluss italienischer Theorien auf die deutsche Rhetorik und Poetik im 17. und frühen 18. Jahrhundert herauszuarbeiten. Die zu analysierenden Textformen wie Reden, Gedichte und Briefe rücken in den Bereich einer ,anderen‘ Ästhetik, wenn ihre Formen-Herkunft und Kontext-Adaption näher ausgeleuchtet werden. Hierunter fallen z.B. die Gedichte der ‚Zweiten Schlesischen Dichterschule‘ und besonders jene von Christian Hoffmann v. Hoffmannswaldau. Von den Zeitgenossen als ‚schlesischer Marin‘ gefeiert, stellt sich die Frage, inwiefern Giambattista Marino als dessen lyrisches Modell gedient haben könnte. In der Zusammenschau der beiden Kulturräume sollen die rhetorischen Gemeinsamkeiten und Unterschiede bezüglich der eingesetzten Steigerungs-Verfahren festgehalten werden. In enger Verbindung dazu stehen die aus Italien stammenden Theorien zur Argutia (Autologie), die sich vom rhetorischen Klassizismus lösten und eine neue Formensprache darstellten. Wie und wo wurden diese Theorien im deutschsprachigen Raum rezipiert? Daran hängt auch die Frage, wie dieser Prozess bewerkstelligt wurde, mussten sich die Argutia-Theorien doch ganz konkret mit älteren Diskurstraditionen und mit anderen kulturellen und religiösen Kontexten auseinandersetzen (Heterologie). Rezeption und Transformation von Steigerungs- und Intensivierungsverfahren – beide zusammengenommen – werden somit projektspezifisch als ästhetische Reflexionsfigur aufgefasst. Methodisch kommen neuere Ansätze aus der Linguistik, vor allem die historische Frame-Semantik, zum Einsatz, die das rhetorische Analysewerkzeug erweitern und systematisieren sollen.