Mandy Hütter (33), Juniorprofessorin für Sozial – und Wirtschaftspsychologie an der Universität Tübingen, hat den Heinz Maier-Leibnitz-Preis erhalten. Bundesforschungsministerin Johanna Wanka überreichte die wichtigste Auszeichnung für wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland am 4. Mai 2017 in Berlin. Die Preisträger werden von einem Ausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ausgewählt. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert.
Mandy Hütter sei eine vielversprechende junge Wissenschaftlerpersönlichkeit, die bereits ein sehr eigenständiges Profil entwickelt habe und von der die Forschung noch viel erwarten könne, sagte die Ministerin in ihrer Laudatio.
Das Arbeitsgebiet der Psychologin bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Sozialpsychologie und Kognitiver Psychologie, sie beschäftigt sich mit den Fragen: Wie erwerben wir Einstellungen? Wann entwickeln sich aus diesen generalisierte Einstellungen wie Vorurteile oder Phobien? Wie beeinflussen unsere Einstellungen unser Verhalten? Welche Faktoren beeinflussen unsere moralischen Urteile? Und wie können wir die „Weisheit der Vielen“ für uns und im Rahmen demokratischer Prozesse nutzen?
Mandy Hütter wurde nach dem Studium der Psychologie in Tübingen und in Amherst, Massachusetts, USA, im Jahr 2010 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg promoviert. Seit 2015 leitet sie die Emmy Noether-Nachwuchsgruppe „The Role of the Ecology in Evaluative Conditioning“ an der Universität Tübingen. Sie wurde bereits mit 29 Jahren zur Juniorprofessorin ernannt und hat sich in sehr kurzer Zeit ein internationales wissenschaftliches Netzwerk geschaffen – sie kooperiert mit Kolleginnen und Kollegen aus Belgien, Israel, den Niederlanden und den USA.
Dieses Forschungsgebiet sei von hoher praktischer und gesellschaftlicher Relevanz, sagte die Ministerin. „Es hilft, besser verstehen zu können, wie sich Einstellungen durch soziale Kontexte verändern beziehungsweise durch soziale Bewertungen konditioniert werden können. Es beschreibt dabei die soziale Genese der Bewertung zunächst neutraler Objekte, kann aber auch Strategien aufzeigen, wie man gezielt auf solche Einstellungssyndrome einwirken kann. Die gesellschaftlichen Diskussionen um Stereotypen und Vorurteile, aber auch Identitätspolitik und Exklusionserfahrungen zeigen, wie wichtig und aktuell das Thema ist.“
Seit 1977 wird der Heinz Maier-Leibnitz-Preis jährlich an hervorragende junge Forscherinnen und Forscher verliehen: als Anerkennung und Ansporn, ihre wissenschaftliche Laufbahn geradlinig fortzusetzen. Benannt ist er nach dem Atomphysiker und früheren DFG-Präsidenten Heinz Maier-Leibnitz, in dessen Amtszeit (1973–1979) er erstmals vergeben wurde.
Antje Karbe