Uni-Tübingen

27. Hausacher LeseLenz

 

Das renommierte Literaturfestival “Hausacher LeseLenz” fand dieses Jahr zum 27. Mal unter dem Motto “Die Würde der Freiheit” statt. Zu Gast war die Sprache Rumänisch. Und wir waren dabei.

Am 13. Juli präsenterten wir zum ersten Mal das Format: "Schreib mal drüber nach" auf der Werkstattbühne des LeseLenz. Denn genau das machen Studierende aus dem SLT (Studio Literatur und Theater) der Uni Tübingen seit über 30 Jahren. Sie schreiben drüber nach. Als Inspiration für diese Veranstaltung dienten uns folgende Zeilen des rumänischen Dichters Franz Hodjak (kuratiert von Alexandru Bulucz): “Immer erinnert etwas an etwas. Vielleicht ist das eine endlose Folge, die man aus Verlegenheit Ewigkeit nennt.”

Was hat es mit diesen Zeilen auf sich? Sind sie unser Mantra? Schreiben wir an ihnen weiter? Betten wir sie in einen Text ein? Ignorieren wir sie einfach? Was würden Sie machen?

Diese Zeilen bildeten die Grundlage für die Texte der Studierenden. Dabei war es ihnen vollkommen freigestellt, wie Sie diese Zeilen verwenden. Nina Lenz, Tamara Schneider, Julian Seeger präsentierten ihre Texte im Rahmen der Veranstaltung. Da Carolin Volz krankheitsbedingt nicht anreisen konnte, sind Marz Sappler und Mirek Heißenbüttel kurzfristig mit einem poetischen Dialog eingesprungen.

Während des Festivals gab es eine Writers' Corner. Hier konnten die Gäste, wann immer sie die Kreativität packte, mit- und weiterschreiben und ihre Zeilen in eine Text-Urne werfen. Zu Beginn der Veranstaltung fragten wir nach einer*m Freiwilligen aus dem Publikum, der*ie aus den Textbeiträgen einen neuen, gemeinsamen Text verfassen sollte. Susanne Fritz meldete sich und erstellte in kürzester Zeit eine beeindruckende Collage aus über 50 Beiträgen. Aus diesem poetischen Kollektivgedicht ist – in Form einer Drucksache – eine bleibende Erinnerung an unsere erste Veranstaltung beim LeseLenz 2024 entstanden. 

Moderiert wurde die Veranstaltung von Holly Geiß und Alexander Schwab.

Wir danken José Oliver für sein Zutrauen und seine Unterstützung, Susanne Fritz für ihre poetische Courage und dem Hausacher Publikum für die Aufgeschlossenheit. 


Presse


Auszug aus Baden Online / Offenburger Tagblatt:

"Die Studierenden der Universität Tübingen hätten im vergangenen Jahr nach einer möglichen Beteiligung am Leselenz gefragt, erklärte Festival-Leiter José Oliver am Samstag in der Hausacher Stadthalle. Und weil sie die kommende Generation der Schreibenden und Moderierenden seien, habe er gerne zugesagt. Mit der „Leselenz-Werkstattbühne“ wurde ein neues und spannendes Format beim Leselenz angeboten. Mit der ersten „Writers Corner“ („Schreib-Ecke“) im Foyer der Hausacher Stadthalle sei etwas Besonderes angeboten worden. Dort waren die Besucher nämlich eingeladen, einen Satz, ein Wort oder einen Gedanken zu spenden. Auf diese Weise kam eine größere Zahl an ausgefüllten Karten zusammen, die im Laufe der einstündigen Werkstattbühne zu einem Publikumstext zusammengesetzt wurden. Texte erarbeitet Die Moderation der Veranstaltung oblag Franziska Holly Geiß und Alexander Schwab vom Studio für Literatur und Theater (SLT). „Wir wollen zeigen, was am SLT passiert und wie wir dort arbeiten“, erklärte Alexander Schwab.

Julian Seeger las „Die weite der Welt – eine Fortsetzungserzählung“ und zeigte darin die Relativität von Raum und der Bedeutung des Alltäglichen auf. Im Gespräch mit den Moderatoren erklärte er seine Herangehensweise als längeren Prozess, an dessen Beginn die Überlegung gestanden hatte, wie man mit den eigenen Erinnerungen umgehe. Ganz anders dagegen Nina Lenz, in deren Text „Konturen“ beispielsweise die Stunden im Flur fallen oder die Ordnungen von Wohnungen im Traum durcheinanderfallen. „Wenn man die Erinnerungen immer wieder dreht, bleiben sie glatt“, las sie, und „wir müssen irgendwo bleiben. Einmal auf der Welt, müssen wir bleiben.“ Auf die Frage des Moderatorenteams, wie sie mit dem Zitat umgegangen sei, erklärte die Studentin: „Einen Teil des Textes gab es schon.“ Für Marz Sappler und Mirek Hasenbüttel war es ein spontaner Auftritt, weil Carolin Volz krankheitsbedingt ausfiel. Ihre Lesung war mehr als eine unterhaltsame Bereicherung und ließ für eindeutige Bilder im Kopf reichlich Raum. Für Tamara Schneider stand als letzte Leserin fest: „Alltag ist Ewigkeit in Schleifen und wird in der Zeit zersetzt.“ Die Auftragsarbeit sei spannend gewesen und habe einen anderen Prozess benötigt als das freie Schreiben aus innerem Antrieb, erklärte sie im anschließenden Gespräch.

Susanne Fritz hatte sich zu Beginn der Veranstaltung für die Zusammensetzung des Publikumstextes gemeldet. Sie war im vergangenen Jahr selbst Teil des Leselenzes. „Es war aufregend, ich kann’s nicht anders sagen“, erklärte sie auf Nachfrage der Moderatoren. „Es sind so wunderbare Worte und Sätze – ich habe versucht, eine Reihenfolge herzustellen.“ Und so begann der von ihr kreierte Publikumstext: „… so stolperten ihre Gedanken durch die Nacht“