The Open Sewers Collective ist das Ergebnis zweier zusammenlebender Schriftsteller*innen, die die Pandemie eingesperrt mit ihren Büchern verbrachten. Das Kollektiv besteht aus Marz Sappler und Mirek Heißenbüttel (Student*innen des SLT), die mit dieser Literaturzeitschrift einen Raum schaffen wollen, der sich an alle richtet, die sich beteiligen wollen, nicht nur an diejenigen, die sich an vorgegebene Stile, Themen und Meinungen halten; einen inklusiven Raum für Kommunikation, Unterstützung und gemeinschaftliche kreative Prozesse.
The Open Sewers Collective ist eine halbjährlich erscheinende Sammlung ausgewählter Texte.
Presse:
Schwäbisches Tagblatt / 06.07.2023 / Auszug
Tübinger Studierende veröffentlichen eigene Literaturzeitschrift
Die Tübinger Studierenden Marz Sappler und Mirek Heißenbüttel geben eine Literaturzeitschrift heraus.
Von Peter Ertle
Der Name beweist Selbstironie, das Bild der nun vorliegenden zweiten Ausgabe ist frech: Der Gully eines Beckens. Der Name: „The Open Sewers Collective“. Open Sewers heißt so viel wie offene Kanalisation. Heißt das „Wir nehmen alles“? [...] Marz Sappler und Mirek Heißenbüttel nehmen nicht alles. Weil sie gar nicht alles gut finden. Und weil es viel zu viel wäre. 500 Einsendungen hatten sie diesmal, sagt Marz Sappler. Aber die Offenheit, dass alle mitmachen können, dass jedes Genre willkommen ist, dass keine Ausrichtung da ist: Die ist gewollt.
Sappler und Heißenbüttel, beide Anfang zwanzig, studieren unter anderem Literatur an der hiesigen Uni, wohnen außerdem in der gleichen WG. Und kamen eines Tages auf die Idee, eine Literaturzeitschrift zu gründen [...]
10 Euro kostet die 120-seitige Zeitschrift. Der Studierendenrat der Universität fördert. Die Herausgeber haften in Form einer GbR und machen alles selber, vom Lektorat bis zum Vertrieb – sie haben einen Onlineshop eingerichtet. Hatten sie denn vorher Ahnung von diesen Dingen? „Nein, learning by doing“, meint Sappler. Und wie viel Zeit frisst die Arbeit daran? „Eigentlich alle, neben dem Studium“, sagt Heißenbüttel, „jedes Wochenende“, fügt Sappler hinzu, „und vor dem Schlafengehen, wir wohnen ja zusammen.“[...]
Von manchen Anfangsillusionen mussten sie sich verabschieden. „Auf unserer Homepage stand, wir würden allen eine Rückmeldung geben, aber das schaffen wir nicht.“ Was sie immer noch aufrecht halten: Alle bekommen ein Belegexemplar. Das ist ganz schön viel Postweg, da sie auch Einsendungen aus Amerika und anderen europäischen Ländern haben. In Zeiten des Internets, bei der gut vernetzten internationalen Literaturszene ist das so. Auch das Heft spiegelt das wider. Manche Texte sind englisch. auch diverse europäische Sprachen kommen vor, man findet kyrillische und arabische Schriftzeichen – dann natürlich mit Übersetzung. Da muss man erst mal jemand finden, der das kann, und vor allem bei Lyrik stellt sich die Frage, inwieweit sie adäquat übersetzbar ist. Auch in dem Punkt ist Marz Sappler nicht sicher: ob sie es mit den Erfahrungen von heute noch mal so weit öffnen würden. [...]
Und wer schreibt so, wer schickt Texte? „Wir hatten auch schon einen emeritierten Professor“, erzählen sie, das ginge quer durch die Gesellschaft, aber, natürlich: in erster Linie junge, Literaturinteressierte Menschen. Die noch nicht besonders hervorgetreten sind in der Literaturszene. Aus Leipzig und Hildesheim sind immer besonders viele dabei [...]
Über die Biographien der Autoren und Autorinnen findet man in der Zeitschrift übrigens nichts, dort sollen die Texte sprechen.