Uni-Tübingen

Das Literarische WG-Casting

Die Literatur‐WG, präsentiert von dem studentischen Verein Querfeldein, ist eine Gruppe junger Tübinger Studierender unterschiedlicher Fachrichtungen, die seit 2021 das literarische WG‐Casting organisiert. Einmal im Semester laden sie Debütautor*innen zu einem WG‐Casting ein. Den Kandidat*innen werden auf der Bühne dann die klassischen WG‐Casting‐Fragen gestellt sowie Fragen zu ihren Debütroman. Ziel der Veranstaltung ist es die Autor*innen als Person besser kennenzulernen. Die Idee zu diesem Format wurde gemeinsam mit Carolin Callies in einem Kurs am SLT vorbereitet und konnte durch die Unterstützung des Stuttgarter Literaturhauses realisiert werden. Inzwischen hat sich die Reihe etabliert und erfährt Unterstützung durch die Stadt Tübingen.


Presse:

Kupferblau / 20.05.23 / Auszug
Literarisches WG-Casting im Café Haag
Von Sinem Tuncer

Lieber Bad putzen oder Küche aufräumen? Bist du eher Frühaufsteher*in oder Langschläfer*in? Und was hältst du von Putzplänen? Fragen, die wohl alle WG-suchenden über kurz oder lang auf der Suche nach einem neuen Heim gestellt bekommen. Das Ziel: Sich selbst verkaufen und dabei möglichst authentisch bleiben. Vor eben dieser Herausforderung standen auch Kathrin Werner und Tatjana Scheel am Donnerstag, 19.Mai, im Café Haag. Unter dem Motto „Erzähl mal was von dir“ fand das literarische WG-Casting statt.

Das Café Haag begrüßt seine Gäst*innen mit bekannt wohliger Atmosphäre. Auf der Bühne stehen drei Sessel – zwei rechts und einer links – in ihrer Mitte ein Couchtisch umgeben von diversen Büchern. Die Leinwand im Hintergrund zeichnet das Bild einer klassischen Studi-Küche ab. Pünktlich um 20:00Uhr gehen die Scheinwerfer an und die beiden Moderator*innen des Abends, Caro und Alex, begrüßen die Anwesenden. Von Anfang an stehen die beiden in ihren Rollen: Als Teil der Literatur-WG begeben sie sich heute auf die Suche nach einer neuen Mitbewohnerin.

Mäuse und Erdbeer-Margarita

Die erste Kandidatin wird angekündigt – und zwar nicht in klassischen Floskeln, sondern mit ihrem WG-Vorstellungstext. Kathrin Werner, Autorin und Redakteurin bei der SZ, betritt die Bühne. Das Casting startet mit den klassischen Fragen wie „Wie bist du auf uns aufmerksam geworden?“ und „Lieber Küchengespräche oder Schreibtischarbeit?“ Da sie in ihrem Vorstellungstext von ihren werten aber ungewollten Mitbewohnern den Mäusen erzählt hatte, wird natürlich auch darauf eingegangen. Die drei sind sich einig: Mäuse braucht man nun wirklich nicht in der WG. Daraufhin leiten die beiden Moderator*innen galant über zur Literatur. „Wer würde in deine ideale Literar*innen WG mit einziehen dürfen?“, eine Frage, die die langjährige New Yorkerin ins Grübeln bringt. Außer Astrid Lindgren fällt ihr spontan niemand ein – nur Thomas Mann und Kafka werden von Vornherein ausgeschlossen. Nach ein paar weiteren Fragen, wenden sie sich Kathrins Debütroman „Niu“ zu – ein Roman über New York und die große Sprachlosigkeit, über das Sich-Selbst-Finden und Loslassen. Einen ersten Einblick in den Roman erhält das Publikum, als Kathrin darum gebeten wird, ihre Lieblingsseite vorzulesen. [...]

Nach der Pause wird der Vorstellungstext der zweiten WG-Kandidatin vorgelesen und damit Tatjana Scheel auf die Bühne gebeten. Sie ist eigentlich Drehbuchautorin, konnte sich mit ihrem Debütroman „Vielleicht habe ich dich nur erfunden“ aber den Platz beim WG-Casting schnappen. Auch ihr werden zunächst ganz klassische Fragen gestellt wie „Wie sieht ein idealer Tag für dich aus?“ und „Was ist für dich sehr, sehr gute Musik?“ Thematisch von Anfang an präsent: Ihre Leidenschaft für die Mediation. Relativ zügig leiten Alex und Caro zu den literarischen Fragen über. Im Gegensatz zu Kathrin, darf Tatjana die Frage beantworten, mit welchen Literar*innen sie gar nicht zusammenleben wollen würde. Auch sie geriet bei der Frage ins Grübeln und verrät uns letztlich keine konkreten Namen.

Auch Tatjana gewährt dem Publikum mit einer kurzen Lesung Einblicke in ihren Roman. In den darauffolgenden Fragen beschäftigen sie sich mit dem Inhalt ihres Buches. Über Stichworte wie Vertrauen, Identität und Heteronormativität entsteht ein angeregtes Gespräch, das vor Augen führt, dass die Wahrnehmung der Leser*innen und die Intention der Autorin auch auseinandergehen können und dass es daher umso interessanter für beide Seiten ist, in den gemeinsamen Austausch zu kommen.

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