Der norwegische Schriftsteller Karl Ove Knausgård und die deutsches Schriftstellerin Judith Schalansky waren von 1.-6. Dezember an der Universität Tübingen zu Gast.
Karl Ove Knausgård, 1968 in Oslo geboren, gilt als einer der einflussreichsten norwegischen Schriftsteller seiner Generation. Seit dem Studium der Kunstgeschichte und Literatur an der Universität Bergen verfasste er zahlreiche Romane und Essays. Sein preisgekröntes Debüt Ute av verden erschien 1998. In Deutschland wurde sein zweiter Roman unter dem Titel Alles hat seine Zeit (2007) publiziert.
International große Aufmerksamkeit erregte Knausgårds sechs Bände umfassender autobiografischer Romanzyklus Min Kamp, der in Norwegen 2009 bis 2011 erschien und vielfach ausgezeichnet wurde. In dem Romanprojekt, dessen erster Band 2011 in Deutschland unter dem Titel Sterben erschien, widmet Knausgård sich verschiedenen Etappen seines Lebens: Sterben behandelt das schwierige Verhältnis zu seinem Vater. In Lieben (2012) setzt er sich mit seiner Familie und der Beziehung zu seiner Frau auseinander. Auch in den weiteren Bänden der Reihe geht er die wichtigen Stationen seiner Biografie ab. In Träumen etwa (2015) befasst sich Knausgård mit seiner Zeit in Bergen. Liebschaften, die erste Ehe und der Wunsch nach schriftstellerischem Erfolg sind prägende Motive des Romans. Mit Kämpfen (2017), dem letzten Teil des Zyklus, kommt das „gigantische Projekt der Selbsterforschung und Selbstenthüllung an sein unüberbietbares Ende“ (Ulrich Greiner, Die Zeit). Das Buch setzt kurz vor dem Erscheinen des ersten Bandes ein und befasst sich mit den Reaktionen der Familie auf die radikal offene Erzählweise Knausgårds und deren Auswirkungen auf die darauffolgenden Bände: Dies „ist es, was Kämpfen so interessant macht: die Auseinandersetzung mit dem eigenen Werk“, so Mathias Hannemann (FAZ).
Auf Min Kamp folgte 2015 und 2016 die Jahreszeiten-Tetralogie, die Knausgård als „persönliche Enzyklopädie von Dingen aus meinem näheren Umfeld“ beschreibt. In Så mye lengsel på så liten flate (2017), auf Deutsch 2019 erschienen unter dem Titel So viel Sehnsucht auf so kleiner Fläche, nähert er sich auf persönliche Weise den Bildern Edvard Munchs. Sein zuletzt erschienener Roman Fuglene under himmelen (2019) erzählt die Geschichte dreier Generationen von Frauen.
In seine literarischen Texte flicht Knausgård immer wieder auch essayistische Passagen ein: Er ist, so Jutta Heitzmann (WDR), „ein konsequent realistischer Erzähler – seine Reflexionen dagegen sind von brodelnder Klugheit, die eine fast hypnotische Kraft entwickeln.“ In dem 2016 erschienenen Essayband Das Amerika der Seele (Sjelens Amerika, 2013) schreibt er: „In ein und derselben Bewegung entfernt die Kunst uns von der Welt und führt uns näher zu ihr heran, zu dieser himmelumspannenden und sich langsam bewegenden Materie, aus der auch unsere Träume sind.“
Knausgårds Werke wurden in 30 Sprachen übersetzt und mit dem Kritikerprisen, dem Brageprisen, dem Welt-Literaturpreis, dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur sowie dem Nordischen Preis der Schwedischen Akademie ausgezeichnet.
Lesung am Sonntag, 1. Dezember 2019, 12.00 Uhr, Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall.
Vorlesungen von Karl Ove Knausgård an der Universität Tübingen
Montag, 2. Dezember, 20 Uhr c.t., Audimax (Neue Aula, Geschwister Scholl Platz, 72074 Tübingen)
Dienstag, 3. Dezember, 18 Uhr c.t., Audimax
Die Vorlesungen werden in englischer Sprache gehalten und in Auszügen übersetzt.
Judith Schalansky, 1980 in Greifswald geboren, ist Schriftstellerin, Herausgeberin und preisgekrönte Buchgestalterin. Schalansky studierte Kommunikationsdesign an der Fachhochschule Potsdam und Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin. Danach lehrte sie typografische Grundlagen an der Fachhochschule Potsdam. Als erste Publikation erschien 2006 ihr typografisches Kompendium Fraktur mon Amour.
Ihr literarisches Debüt Blau steht dir nicht (2008) erzählt von einer Kindheit an der Ostseeküste der DDR. 2009 wurde ihr selbstgestaltetes Buch Atlas der abgelegenen Inseln mit dem ersten Preis der Stiftung Buchkunst als „schönstes deutsches Buch des Jahres“ ausgezeichnet. Darin befasst sie sich mit in jeder Hinsicht schwer erreichbaren Orten, die sie in einer durch geographisches, ethnographisches und historisches Wissen angereicherten Prosa schildert. Ihre jeweils einer Insel gewidmeten, von Illustrationen begleiteten Erzählungen handeln von seltenen Dingen aller Art und zeigen ein „wunderbares Gespür für Abseitiges, Verschollenes und Untergegangenes“ (Rainer Moritz, MDR Kultur). Der Atlas wurde ein internationaler Bestseller. Auch ihr 2011 publizierter ‚Bildungsroman‘ Der Hals der Giraffe, von Alexander Camman (Die Zeit) als „psychologisches und sprachliches Meisterwerk“ bezeichnet, wurde mit dem ersten Preis der Stiftung Buchkunst bedacht.
Schalanskys Schreiben ist geprägt von intensiver Recherche, der Verdichtung von Wissen und dem unsentimentalen Anschreiben gegen das Vergessen. Ihrem aktuellen, im Suhrkamp-Verlag erschienenen Buch Verzeichnis einiger Verluste wurde in Deutschland bereits vor Erscheinen der Wilhelm-Raabe-Preis zugesprochen; die Begründung der Jury würdigt Schalansky als „eine Grenzgängerin zwischen Natur und Poesie, zwischen Wissenswelten und Phantasiereichen, zwischen Zählen und Erzählen. Und sie hält das Trägermedium Buch mit den transportierten Inhalten in engstem Kontakt. Ästhetischer Wille und ein untrügliches Formbewusstsein erzeugen Kongruenzen, wo es nur geht.“ Die Texte erstellen ein erzählerisches Verzeichnis von Dingen und dem ihnen eigenen Wissen, das im Lauf der Weltgeschichte verloren gegangen ist. Diesem Thema nähert sich Schalansky nicht nur mittels vielfältiger Erzählformen, sondern auch über ihre Figuren, die gegen die Vergänglichkeit ankämpfen. Andreas Platthaus (FAZ) beschreibt das Buch als „eine Erzählungssammlung unter einem großen Thema: dem des Verlusts. Was wir dabei jedoch gewinnen, ist Literatur, wie man sie nur selten findet.“
Seit 2013 ist Judith Schalansky Herausgeberin der im Matthes & Seitz-Verlag erscheinenden, viel beachteten Buchreihe Naturkunden. Mit ihren bibliophilen, grafisch und typografisch anspruchsvoll selbstgestalteten Büchern erhielt sie schnell internationale Aufmerksamkeit. Ihre Werke, die in 20 Sprachen übersetzt wurden, wurden neben dem Wilhelm-Raabe-Literaturpreis auch mit dem Preis der Literaturhäuser, dem Hölderlin-Förderpreis und dem Irmtraud-Morgner-Literaturpreis ausgezeichnet.
„Ich habe immer geträumt von dem einen Buch, in dem alles steht, was man wissen muss. Genau solche Bücher will ich schreiben, so maßlos und vergeblich das auch ist. Gerade heute, da einem das Smartphone jederzeit alles sagen kann, braucht man das, kuratiertes Wissen.“ (Judith Schalansky)
Veranstaltungen von Judith Schalansky an der Universität Tübingen
Mittwoch, 4. Dezember, 20 Uhr c.t., Alte Aula (Münzgasse 30, 72070 Tübingen)
Donnerstag, 5. Dezember, 20 Uhr c.t., Alte Aula
Schreibworkshop mit Judith Schalansky
Donnerstag, 5. Dezember und Freitag, 6. Dezember: Workshop für Studierende mit Judith Schalansky
Lesung von Karl Ove Knausgård am Sonntag, 1. Dezember 2019, 12.00 Uhr, Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall.
Vorlesungen von Karl Ove Knausgård und Judith Schalansky an der Universität Tübingen
Montag, 2. Dezember: Vorlesung von Karl Ove Knausgård (Audimax, 20.00 Uhr)
Dienstag, 3. Dezember: Vorlesung von Karl Ove Knausgård (Audimax, 18.00 Uhr)
Mittwoch, 4. Dezember: Vorlesung von Judith Schalansky (Alte Aula, 20.00 Uhr)
Donnerstag, 5. Dezember: Vorlesung von Judith Schalansky (Alte Aula, 20.00 Uhr)
Die Veranstaltungen in Tübingen fanden um 20.00 Uhr bzw. 18.00 Uhr im Audimax (Neue Aula, Geschwister Scholl Platz, 72074 Tübingen) und in der Alten Aula (Münzgasse 30, 72070 Tübingen) der Universität Tübingen statt.
Schreibworkshop mit Judith Schalansky
Donnerstag, 5. Dezember und Freitag, 6. Dezember: Workshop für Studierende mit Judith Schalansky.
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