Zur Person
Michael Lackner ist Lehrstuhlinhaber für Sinologie und Direktor des Internationalen Kollegs für Geisteswissenschaftliche Forschung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Seine Forschungsschwerpunkte sind Geistesgeschichte Chinas, besonders der Songzeit, die Jesuitenmission, die Entstehung der modernen chinesischen Wissenschaftssprache sowie traditionelle Techniken der Zukunftsvorhersage, zu denen er zahlreiche Publikationen vorgelegt hat. Lackner hat zuvor in Genf und Göttingen gelehrt und Forschungsaufenthalte u.a. am Wissenschaftskolleg zu Berlin, dem Institute for Advanced Studies Princeton, der Kansai-Universität in Osaka, der Fudan-Universität Shanghai und der Academia Sinica in Taipei absolviert.
Zum Vortrag
Der Wunsch, Tendenzen der Zukunft zu kennen und sie damit besser “bewältigen” (Stefan Maul) zu können, ist eine anthropologische Konstante. Im chinesischen Sprachraum sind durch Orakel erzeugte Vorhersagen seit den sog. “Orakelknochen” ab dem 14. bis 13. Jahrhundert v.u.Z. belegt, und eine Vielzahl später entwickelter mantischer Techniken hat sich bis zum heutigen Tag erhalten. Der Vortrag soll einer Vorstellung der geläufigsten auf Kalkulation beruhenden “Künste” (chin. shushu 術數) gelten, zur Sprache werden jedoch auch durch Inspiration gewonnene prophetische Vorhersagen (z.B. das sog. „spirit writing“ fuluan, fuji 扶鸞/扶乩) kommen. Auch die Frage, wie man auf eine Vorhersage reagieren kann, ist im Zusammenhang mit chinesischen Vorstellungen vom Schicksal von großem Belang. Ein Blick auf die Beurteilung dieser Praktiken durch die chinesische Elite (mit ausgewählten Beispielen) wird das Bild ergänzen, und auch ihr derzeitiger Status in verschiedenen Orten der chinesischen Welt soll kurz beleuchtet werden.