Promotionsverbund "Die andere Ästhetik"

Fokussierung der Dissertationen

Der Promotionsverbund möchte in ausgewählten Feldern die disziplinäre und historische Tragfähigkeit des Ansatzes erschließen. Um den Untersuchungsgegenstand und das Textkorpus einzugrenzen, konzentrieren sich die Dissertationen des Promotionsverbundes zunächst auf einen bestimmten Ausschnitt innerhalb des zeitlichen wie ästhetischen Feldes.

Ansatz Vormoderne

Die Fokussierung auf die Vormoderne ergibt sich aus dem kritischen ,Gegenschnitt’, den das Master-Narrativ ästhetischer Theorie gerade im Zeitraum vor 1800 erfahren kann. Impulse für eine Neudimensionierung des Feldes ästhetischer Reflexion sind daher von hier aus in besonderem Maß zu erwarten. Methodisch günstig wirkt sich zudem aus, dass viele der Texte ihr ästhetisches Potential nur aus sich heraus diskutieren können, da eine normative Theorie und Begrifflichkeit nicht existiert oder keine Geltung hat.

Ansatz Bildlichkeit

Aus der Fülle der Reflexionsfiguren konzentrieren sich die Dissertationen – auf der Basis der Textwissenschaften – vorrangig auf die Grundkategorie der ,Bildlichkeit’. ,Bildlichkeit’ in Texten fassen wir als Reflexionsinseln, die es ermöglichen, spezifische Valeurs der eigenen ästhetischen Performanz besonders prägnant zu beschreiben. Ästhetische Reflexionsfiguren, die Texte in Bilder verwandeln oder Bilder evozieren, begegnen seit Homer. Dies betrifft den Bereich der poetischen Bildlichkeit einerseits (Personifikationen, Metaphern, Allegorien der Kunst), aber auch konkrete Bildelemente auf der Ebene der Semantik (Artefakte, Ekphrasis) oder Reflexionen an den Grenzen von Sprache (Text) und Bild. Die ästhetischen Reflexionsfiguren in diesem Sektor setzen sich somit mit der Grundannahme auseinander, dass Dichtung ihr ästhetisches Potential bevorzugt in ,bildlichen’ Topoi, Metaphern und Vergleichen reflektiert. Art, Qualität und Funktionsweise dieser ,bildlichen’ Topoi, Metaphern und Relationen der Kunst sind in unterschiedlichen Kontexten zu bestimmen.

Zusammenführung Dissertationsprojekte

Beide Ansätze werden in der Arbeit an den Dissertationsthemen zusammengeführt. An der heuristischen Kategorie der Bildlichkeit sollen unterschiedliche Reflexionsfiguren paradigmatisch im Hinblick auf ihre historisch wie kulturell differenten oder vergleichbaren Darstellungsformen und Funktionsweisen im zeitlichen Feld der Vormoderne untersucht werden. Erst durch die differenzierende Kontextualisierung der ästhetischen Reflexionsfiguren und ihrer Funktionen sowie durch vergleichende historische Analysen kann die spezifische Relation der einzelnen Reflexionsfiguren zwischen ästhetischer Varianz und Konstanz sichtbar werden. Das Spektrum der Themen soll einen historischen Bogen von der Antike über das Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit schlagen.