Institute of Medieval History

Hilfsmittel für das Auffinden von Editionen

Es gibt eine Fülle an Hilfsmitteln, die einem die Suche nach einer gültigen wissenschaftlichen Edition erleichtern. Viele dieser Hilfsmittel bieten auch ausführliche Informationen über Autor und Werk, sodass sie nicht nur zum Auffinden von Editionen dienen, sondern auch für die Interpretationsarbeit mit den Quellen unerlässlich sind.

Wattenbach: Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter

Wie so viele der zu verwendenden Hilfsmittel ist der „Wattenbach“ kein Werk aus einem Guss, sondern vielmehr über viele Jahrzehnte historisch gewachsen und sogar noch im Erscheinen begriffen. Daher ist auch der Aufbau dieses Werkes nicht einheitlich und auch nicht ganz leicht nachzuvollziehen. Das Gesamtwerk wird zwar als „Wattenbach“ bezeichnet, da Wilhelm Wattenbach Ende des 19. Jahrhunderts einen zweibändigen Überblick über „Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter“ begründete, doch existieren inzwischen Neuauflagen durch andere Bearbeiter.

Der „Wattenbach“ bietet eine chronologische Übersicht über die historiographischen Quellen. Wenn man einen Überblick über die Quellenlage für eine bestimmte Zeit gewinnen möchte, so ist der „Wattenbach“ der ideale Einstieg. Mit Hilfe der Register kann man aber auch nach einem bestimmten mittelalterlichen Autor suchen und dann Informationen über Leben und Werk erhalten.

Tusculum-Lexikon, griech. und lat. Autoren des Altertums und des Mittelalters, 3. Aufl. 1982

Knappes, handliches Lexikon im Taschenbuchformat, nach Autoren alphabetisch geordnet. Pro Autor ein kurzer Absatz über Lebensdaten und Werk. Darunter eine Liste mit den Editionen.

Lexikon des Mittelalters

Das allgemeine Nachschlagewerk zum Mittelalter. Es ist nahezu undenkbar, sich mit einem Thema aus dem Bereich der mittelalterlichen Geschichte zu befassen, ohne auch einen Blick ins Lexikon des Mittelalters zu werfen. Für Angehörige der Universität Tübingen steht das Lexikon auch innerhalb des Uni-Netzes zur Verfügung. Der Vorteil dieses Lexikons besteht darin, dass es in relativ kurzer Zeit komplett fertiggestellt wurde, sodass man in den meisten Fällen den aktuellen Forschungsstand geboten bekommt. Am Ende der Einträge findet man auch Literaturangaben und Hinweise auf Quelleneditionen.

Medioevo Latino

Der Medioevo Latino ist eine jährlich erscheinende umfassende Bibliographie zur mittelalterlichen Geschichte. Im Tutorium findet sich eine Einführung in die Benutzung. Über die UB Tübingen besteht für Angehörige der Universität Tübingen Zugriff auf das Angebot Mirabile, das auch eine Medioevo Latino-Datenbank enthält.

Jahresberichte des DA

Die wichtigste Quellensammlung zur mittelalterlichen Geschichte wird von den Monumenta Germaniae Historica (MGH) herausgegeben (vgl. den Überblick über Quellensammlungen im Tutorium). Die MGH veröffentlichen auch eine wissenschaftliche Zeitschrift (Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters, abgekürzt: DA). Am Anfang eines jeden Bandes berichtet der Präsident der MGH über die im vergangenen Jahr geleistete Arbeit. In diesem Bericht werden auch erschienene und noch in Bearbeitung befindliche Editionen genannt. Der jeweils aktuelle Jahresbericht wird auf der Seite der MGH angeboten.

Verfasserlexikon (Die deutsche Literatur des Mittelalters)

Dieses Lexikon ist 1978–2008 in der zweiten Auflage erschienen und bietet somit einen einigermaßen aktuellen Überblick über die Forschungslage.

Potthast

August Potthast, Bibliotheca Historica Medii Aevi. Wegweiser durch die Geschichtswerke des europäischen Mittelalters bis 1500 (2. verb. u. verm. Aufl. 1896), 2 Bde.

Ein Quellenfindbuch (Repertorium), das einen alphabetisch geordneten Überblick über die Quellen bietet. Dabei werden Entstehungszeit und Inhalt knapp angegeben und die Ausgaben genannt. Aufgrund seines Alters ist der „Potthast“ nur in Ausnahmefällen zu verwenden.

Repertorium fontium und Repertorium „Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters“

Repertorium fontium historiae medii aevi primum ab Augusto Potthast digestum, nunc cura collegii historicorum e pluribus nationibus emendatum et auctum.

Wie der vollständige lateinische Titel sagt, handelt es sich hierbei um eine Neubearbeitung des „Potthast“ und ersetzt diesen. Das „Repertorium fontium“ ist inzwischen komplett erschienen. Im Gegensatz zum „Potthast“ ist das Werk auf Latein verfasst. Es existiert eine Art Online-Inhaltsverzeichnis, mit dem nach den enthaltenen Lemmata gesucht werden kann: Repertorium fontium historiae medii aevi. Lemmario. Auf der Seite der Bayerischen Akademie der Wissenschaft werden das Projekt und der Aufbau der Einzelartikel erklärt.

★ Große Bedeutung für die Erforschung des „deutschen“ Mittelalters und die Quellenarbeit im Studium hat das Unternehmen „Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters“. Bei diesem Online-Repertorium handelt es sich um eine Fortsetzung und Erweiterung des Repertorium Fontium – berücksichtigt werden jedoch nur die Quellen, die zwischen der Mitte des 8. und dem beginnenden 16. Jahrhundert „auf dem Gebiet des mittelalterlichen fränkischen und deutschen Reiches entstanden sind oder die deutsche mittelalterliche Geschichte betreffen“ (Zitat aus der Beschreibung des Projekts).

Neuerscheinungen der Quellensammlungen

Die Herausgeber der großen Quellensammlungen aktualisieren in regelmäßigen Abständen die Listen mit ihren Veröffentlichungen, z. B. die MGH, CSEL, Corpus Christianorum, Sources Chrétiennes.

Neuere Sekundärliteratur

Natürlich hilft auch ein Blick in neuere Sekundärliteratur – hier sollte mit der neuesten kritischen Edition gearbeitet worden sein.

Bibliothekskataloge

Kritische Editionen können auch über die Bibliothekskataloge gefunden werden (z. B. den OPAC der UB Tübingen oder den MGH OPAC).

Das sollte genügen, um aktuelle Quelleneditionen zu finden. Weiter geht's mit einigen praktischen Anwendungsbeispielen.

© by Larissa Veronesi und Clemens Radl
Update 2006 by Valeria Lilie und Benjamin Reimold
Update 2006–2020 by Annette Grabowsky