Gefördert durch die Fritz Thyssen Stiftung
Laufzeit: 2004-2006
Projektleiter: Prof. Dr. Klaus Ridder
Noch im 14. Jahrhundert wird die in französischer Sprache geschriebene fiktive Reisebeschreibung des Jean de Mandeville insgesamt dreimal ins Deutsche übersetzt. Während der Text des Südtirolers Michel Velser und auch der des unbekannten niederländischen Übersetzers ediert vorliegen, steht eine kritische Ausgabe der Übersetzung Ottos von Diemeringen noch aus. Der Text ist in 44 Handschriften und sieben Druckauflagen bis zur Reformation überliefert. Es lassen sich sechs redaktionelle Bearbeitungen erkennen, die eine breitere Wirkung erzielten. Die wirkungsintensivste Fortentwicklung eines Redaktionstextes ist die Frühdruckfassung. Die kritische Edition kann die gravierenden Veränderungen des frühen Übersetzungstextes in dieser Fassung jedoch nicht mehr sichtbar machen; ein Faksimile schien daher hier die adäquate Editionsform zu sein (Jean de Mandeville, Reisen. Reprint der Erstdrucke
Hg. v. Ernst Bremer u. Klaus Ridder, Hildesheim 1991). Um einen Eindruck von der reichen Illustrierung der Übersetzung und von dem Zusammenspiel von Text und Illustration in der späten handschriftlichen Überlieferung zu geben, wurde zudem eine repräsentative Handschrift in Form einer Farbmikrofiche-Edition zugänglich gemacht (Jean de Mandeville, Reisebeschreibung
Wien ÖNB, Cod. 2838, München 1992). Die entstehende kritische Edition wird dem Benutzer einen übersetzungsnahen Text bieten. Sie stellt in zwei kritischen Apparaten aus der Sicht einer Leithandschrift die Ausprägungen der frühen zu Einfluß gelangten Überlieferung dar. Ein weiterer Anmerkungsapparat macht auf Mißverständnisse in der Übersetzung aufmerksam; hier finden sich ferner Quellennachweise und Kommentare (etwa zu außergewöhnlicher Sprachgebung).