Institute of Political Science

Infrastrukturen der Globalisierung.

Strategien der EU im globalen Wettbewerb um wirtschaftliche Expansion und geoökonomische Kontrolle.

Infrastrukturen sind als materielle Grundlage der Globalisierung technisch anfällig und politisch umkämpft. Die technische Anfälligkeit wird besonders in Krisen wie der globalen Finanzkrise oder der COVID-19-Pandemie deutlich, in denen transnationale Kapitalströme und Wertschöpfungsketten zusammenbrechen. Die politischen Konflikte um Infrastrukturen zeigen sich vor allem im gegenwärtigen Wettbewerb der neuen Triade-Konkurrenz zwischen den USA, China und der EU. Hier werden Infrastrukturen für die Realisierung geoökonomischer und geopolitischer Ziele genutzt. Beispiele sind unter anderem großangelegte Initiativen wie die ,Neue Seidenstraße‘ (China) oder ,Global Gateway‘ (EU). In verschiedenen Disziplinen wie der Geschichtswissenschaft, Regionalwissenschaft und der Geographie, werden die Infrastrukturen im Rahmen eines ,infrastructural turn’ zunehmend stärker in den Fokus gerückt. Das Forschungsprojekt trägt zu dieser Debatte bei, indem es die Rolle und den Einfluss der EU im globalen Wettbewerb um Infrastrukturen untersucht. Ausgangspunkt ist dabei die Beobachtung, dass die EU ihre Infrastrukturpolitik neu definiert, indem sie den Blick stärker nach außen richtet und auf die Kontrolle globalisierungsrelevanter Infrastrukturen abzielt.

Um diesen Reorientierungsprozess näher zu untersuchen und herauszufinden, warum sich die geoökonomische Wettbewerbssituation in verschiedenen Infrastrukturfeldern in divergierende Strategien übersetzt, wird eine breite Analyse der Infrastrukturpolitik der EU durchgeführt. Diese Analyse ist aufgegliedert in Fallstudien in drei zentralen Infrastrukturfeldern: Transport, Erneuerbare Energien und Datenkommunikation. Wie die Politik im jeweiligen Feld ausgestaltet ist, wird besonders in Hinblick auf drei Einflussfaktoren untersucht: erstens den spezifischen geoökonomischen Wettbewerbsdruck; zweitens die konkurrierenden Gestaltungslogiken der beteiligten Akteure; und drittens die EU-interne Konstellation der nationalen Interessen. Die Ergebnisse der Fallstudien werden anschließend strukturiert verglichen.

Das Projekt will einen Beitrag zur Internationalen Politischen Ökonomie leisten, indem es die veränderte, geoökonomisch und geopolitisch ‚aufgeladene' Operationsweise von Infrastrukturen im Globalisierungsprozess erforscht und die besondere Rolle der EU im infrastrukturpolitischen Wettbewerb beleuchtet.

Aktuelles

Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW), 26 September 2024, Göttingen.

Team

 

 

Veröffentlichungen & Vorträge

Veröffentlichungen
Abels, Joscha; Bieling, Hans-Jürgen (2024): Drivers and limits of the 
geoeconomic turn in EU infrastructure policy. Politics and Governance 
12, DOI: https://doi.org/10.17645/pag.8127

 

Vorträge
Joscha Abels (2024): "Making ‘strategic autonomy’ rhyme with ‘fiscal 
austerity’? Unresolved conflicts of (geo)economic ideas in EU 
infrastructure policy". 14th Annual Conference of the European 
Political Science Association (EPSA), 6 July 2024, Cologne

Joscha Abels, Hans-Jürgen Bieling, Jan Ruck (2024): "Rethinking EU 
infrastructure policy in a context of polycrisis". 29. 
Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Vereinigung für 
Politikwissenschaft (DVPW), 26 September 2024, Göttingen.

Joscha Abels, Hans-Jürgen Bieling, Riccarda Flemmer (2024): 
Organisation of 2 Panels on "Global crisis dynamics and infrastructure 
policy". 29. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Vereinigung für 
Politikwissenschaft (DVPW), 26 September 2024, Göttingen.

Kontakt

 Universität Tübingen

Forschungsprojekt "Infrastrukturen der Globalisierung. Strategien der EU im globalen Wettbewerb um wirtschaftliche Expansion und geoökonomische Kontrolle"

Melanchthonstraße 36
72074 Tübingen
Germany

 +49 7071 - 29 75907

Projektleitung:
Joscha Abels, Hans-Jürgen Bieling,

Projektmitarbeitende:
Joscha Abels, Jan Ruck

Förderung

Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG),
1.4.2024  -  31.3.2027