Zur Erforschung von Alternativmethoden zu Tierversuchen in der medizinischen Forschung fördert das Land Baden-Württemberg den Aufbau eines wissenschaftlichen Zentrums. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) stellt der Universität Tübingen dafür eine W3-Professorenstelle zur Verfügung und unterstützt den Aufbau eines Zentrums für Tierversuchsalternativen in Tübingen ab 2020 mit 130.000 Euro pro Jahr für zunächst fünf Jahre.
„Baden-Württemberg trägt als wichtiger Standort der biomedizinischen Forschung eine besondere Verantwortung für die Reduzierung von Tierversuchen und für den Tierschutz bei Versuchstieren“, betont Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. „Ohne Frage sind Tierversuche in vielen Bereichen unverzichtbar. Es gibt aber immer mehr valide und vielversprechende wissenschaftliche Ansätze, mit denen Tierversuche ohne Schaden für die Qualität der Forschung ersetzt werden können. Wir wollen diese Ansätze unterstützen und ihre dauerhafte Etablierung in der baden-württembergischen Forschungslandschaft nach Kräften fördern.“
Aufbauend auf einer neuen Brückenprofessur zwischen der medizinischen Fakultät Tübingen und dem Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Institut an der Universität Tübingen (NMI Reutlingen) entsteht in Tübingen ein „3R-Center für In-vitro-Modelle und Tierversuchsalternativen“, in dem Alternativmethoden zu Tierversuchen entwickelt und für die biomedizinische Forschung in ganz Baden-Württemberg angeboten werden sollen.
„3R“ steht für die Leitlinie „Replacement, Reduction, Refinement“, nach der die Wissenschaftler nach Ersatz von Tierversuchen durch tierversuchsfreie Verfahren ebenso forschen, wie nach Möglichkeiten der Reduzierung der Zahl der Versuche und nach Versuchsabläufen, in denen die Leiden der Versuchstiere gemindert werden.
Das 3R-Center soll als landesweites Querschnitts-Center universitären Grundlagenforscherinnen und Grundlagenforschern einen niederschwelligen Zugang zu neuartigen In-vitro-Modellen ermöglichen. Geplant sind außerdem fachspezifische Trainings- und Weiterbildungsmaßnahmen sowie ein Informationsangebot für die interessierte Öffentlichkeit.
Maximilian von Platen