Uni-Tübingen

Teilprojekt G07: Mediale Reflexionen. Bedrohungskommunikation und die US-amerikanische Ordnung nach den Anschlägen vom 11. September 2001

Abstract

Teilprojekt G07 befasst sich mit den durch die Anschläge vom 11. September 2001 ausgelösten Formen von Bedrohungskommunikation. Untersucht werden hier insbesondere die Rolle der Medien für die Diagnose des vermeintlichen oder tatsächlichen Bedrohungsszenarios im Kontext des „War on Terror“. Im Zentrum des Teilprojekts stehen dabei die in politisch-rechtlichen, künstlerisch-ästhetischen und öffentlich-journalistischen Diskursen zu beobachtenden Formen der medialen Reflexion über das nationale und kulturelle Selbstverständnis der USA sowie über die sich daraus ergebenden Möglichkeiten des re-ordering.

Projektteam

Projektleitung:

Prof. Dr. Klaus Sachs-Hombach

Prof. Dr. Georg Schild

Dr. Jan-Noël Thon

Mitarbeiter/innen:

Lukas Wilde

David Scheu

Vanessa Ossa

Hilfskräfte:

N.N.

Fachgebiete und Arbeitsrichtung

Medienwissenschaft - Zeitgeschichte

Projektbeschreibung

Die Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon am 11. September 2001 erschütterten amerikanische Ordnungsvorstellungen nachhaltig. Entsprechend lösten sie komplexe Formen von Bedrohungskommunikation aus, die einen Höhepunkt in Präsident George W. Bushs Ausrufung des „War on Terror“ erfuhren. So erhielten die Anschläge auch ihre enorme symbolische Aufladung, die „9/11“ als wirkmächtiges Label der kulturellen Selbstvergewisserung einer sich als bedroht empfindenden Supermacht etablierten. Den Gegenstand des Teilprojektes bildet, ausgehend von diesem exemplarischen Fall, die Rolle der Medien für die kommunikative Konstruktion von Bedrohung. In diesem Rahmen soll das Teilprojekt insbesondere die Frage beantworten, welche spezifischen Funktionen unterschiedliche Medien für die kollektive Wahrnehmung der Anschläge vom 11. September als Bedrohung der etablierten Ordnung und für die sich an diese Bedrohungsdiagnose anschließenden Reflexionen über das amerikanische Selbstverständnis und über die damit zusammenhängenden Möglichkeiten des re-ordering erfüllt haben.

Die moderne Bedrohungskommunikation ist dabei in besonderer Weise an den Einsatz von technischen Medien gebunden. Der Einfluss, den Medien für die Dynamik von Bedrohungskommunikationen besitzen, wird sich voraussichtlich noch vergrößern, weil technische Medien – auf Grund ihrer Tendenz zur Intensivierung der zeitlichen, räumlichen, funktionalen und modalen Bezugspunkte – das Wechselspiel von Diagnose- und Reflexionsprozessen in Bedrohungskommunikationen entscheidend prägen. Diesem besonderen Einfluss der Medien wird das Teilprojekt Rechnung tragen, indem es die wichtigsten medialen Formen und Funktionen vergleichend untersucht. Hierzu werden drei eng miteinander korrespondierende, medien- und geschichtswissenschaftlich ausgerichtete Teiluntersuchungen die medienspezifische Realisierung des Zusammenhangs von Diagnose und Reflexion im Kontext der durch die Anschläge vom 11. September ausgelösten Dynamik der Bedrohungskommunikation analysieren. Diese Analysen verstehen die konkreten politischen, rechtlichen, sozialen und kulturellen Folgen, die sich mit den Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon eingestellt haben, zugleich exemplarisch als das Ergebnis einer zunehmend professionalisierten und strategisch ausgerichteten Bedrohungskommunikation, deren Multimodalität und Vernetzung nicht zuletzt auch neue Formen der politischen Instrumentalisierung ermöglicht.

In zwei historisch bzw. medienhistorisch ausgerichteten Teiluntersuchungen wird vor allem die Materialbasis für das Teilprojekt erschlossen:

Teiluntersuchung 1

Hier geht es in TU1 um die detaillierte geschichtswissenschaftliche Analyse der politisch-rechtlichen Diskurse um die Anschläge vom 11. September und des „War on Terror“, die nicht zuletzt rhetorisch den Boden für die Errichtung eines Gefängnisses auf Guantanamo, gezielte Drohnenangriffe auf Verdächtige und die bis heute anhaltende, flächendeckende elektronische Ausspähung von US-Amerikanern und Nicht-US-Amerikanern bereitet haben.

Teiluntersuchung 2

TU2 fokussiert demgegenüber auf die medienhistorische Aufarbeitung der relevanten künstlerisch-ästhetischen Diskurse, die sich nach den Anschlägen vom 11. September etwa in fiktionalen bzw. fiktionalisierenden Formen wie Comics, Spielfilmen, Fernsehserien oder Computerspielen finden und die als Ort intensivierter Reflexion über die eigene Ordnung und deren Identität verstanden werden können, an dem unter Verwendung höchst unterschiedlicher rhetorischer Strategien gerade auch die Schattenseiten des „War on Terror“ beleuchtet werden.

Teiluntersuchung 3

Die dritte Teiluntersuchung (TU3) ist integrativer und systematischer Natur. Sie wird sich in einem ersten Schritt der Analyse der öffentlich-journalistischen Diskurse zuwenden. Hierbei geht sie der Frage nach, welche Akteursgruppen mit welchen Absichten in welchen Medien und unter Einsatz welcher rhetorischen Strategien die Möglichkeit des re-ordering der als bedroht erscheinenden Ordnung kommunikativ verhandelt haben. Mit Bezug darauf und auf die in TU1 und TU2 zu erarbeitenden Analysen angrenzender Diskursfelder wird sich TU3 in einem zweiten Schritt um die Entwicklung von allgemeinen Kategorien bemühen, mit denen die Funktionen und das wechselseitige Zusammenwirken unterschiedlicher Strategien im Kontext einer intensiv mediatisierten Bedrohungskommunikation angemessen beschrieben werden können. Diese systematische Klärung dient der wechselseitigen Vernetzung der Teiluntersuchungen und soll als Diskursmodell von Bedrohungskommunikation SFB-übergreifend nutzbar gemacht werden.

 

Projektbezogene Vorträge und Publikationen

Folgen

Tagungen, Workshops, Konferenzen

Folgen

Projektweite Aktivitäten:

  • 20./21. September 2018: Internationale Abschluss-Konferenz des Teilprojekts G07: „Medial Reflections: Threat Communication and the US-American Order after 9/11“, Universität Tübingen (organisiert von Ossa, Scheu und Wilde)
  • 13. Dezember 2017: Workshop „Ordnungen und Rahmungen in visueller Satire: Cartoons, Karikaturen und Einbild-Witze als medialer Reflexionsraum“ gemeinsam mit Forschergruppe „Journalliteratur. Formatbedingungen, visuelles Design, Rezeptionskulturen“ (FOR 2288) (Ruhr-Universität Bochum), Universität Tübingen (organisiert von Wilde)
  • 14. Juli 2017:Workshop „Premediation, Terrorism, Affect. A Conversation with Richard Grusin and Michael C. Frank“, Universität Tübingen (organisiert von Ossa, Scheu und Wilde).
  • 12. Juni 2017: Gastvortrag von Richard Grusin (Wisconsin–Milwaukee), „Counter-Mediation“, Universität Tübingen.
  • Aufenthalt von Richard Grusin als Gastwissenschaftler im Juni und Juli 2017.
  • 21./22. April 2017: Workshop „Trump und das Fernsehen“ in Zusammenarbeit mit der AG „Fernsehgeschichte/ television studies“ der Gesellschaft für Medienwissenschaft, Universität Tübingen (organisiert von Ulrich).
  • 15. Dezember 2016: Gastvortrag von Michael Frank (Göttingen), „Antizipationen des nächsten Anschlags: Terrorszenarien zwischen Sicherheitsdiskurs und Fiktion“, Universität Tübingen (organisiert von Ulrich).
  • 17. November 2016/ 15. Januar 2016: Kolloquiumsbegleitende Workshops mit Andreas Ziemann (Januar), Stefan Haas (November), Universität Tübingen (organisiert von Ulrich mit Katharina Motyl von TP G06).
  • 12./13. Oktober 2016: Workshop „Mediality of Emotions and Politics” mit Susan Matt (Weber State University) und Simon Teune (TU Berlin) mit internen Projektvorstellungen, Universität Tübingen (organisiert in Kooperation mit TP F06).
  • SoSe 2016: Ringvorlesung „Narrating 9/11: Media and the ‚War on Terror‘“, Universität Tübingen (organisiert von Ulrich und Thon, mit Beiträgen von TU 1, TU 2 und TU 3).
  • 14. Dezember 2015: Workshop und Gastvortrag mit Janne Seppänen, Tampere, „Uncanny Threats“ zur Visuellen Bedrohungskommunikation, Universität Tübingen (organisiert von Ulrich mit TP G06).

Vanessa Ossa:

  • 5. Dezember 2018: „The Sleeper agent as Floating signifier of Cultural Fears“, Gastvortrag im Modul „Researching Culture, Film and Media“ des Department of Culture Film and Media, University of Nottingham
  • 29. November 2018: „Staatliche Überwachung in der Fernsehserie NCIS: Los Angeles“, Gastvortrag in der Vorlesungsreihe „Medienkonvergenz“, Universität Tübingen
  • 20. September 2018: „Enemy Within: The Sleeper in Post-9/11 Threat Communication“, Vortrag auf der Abschlusskonferenz des Teilprojekts G07 des SFB 923: „Medial Reflections: Threat Communication and the US-American Order after 9/11“, Universität Tübingen
  • 28. Juni 2018: „Reassuring Knowledge and the Thrill of the Unknown“; Vortrag mit Lukas R.A. Wilde auf der Konferenz des SFB 923: „What Do We Still Know? Knowing and Forgetting in Times of Threat“, Universität Tübingen
  • 21. April 2018: „Characters ‚In-Between‘: The Sleeper Agent as Hybrid Character“; Vortrag auf der Jahrestagung der International Society for the Study of Narrative in Montreal.
  • 2. März 2018: „When Howard meets Wade: Mashup Characters from Deadpool the Duck and Spider-Boy to Smaug-and Otterlock“; Vortrag auf der Winter School: „De/Recontextualizing Characters: Media Convergence and Pre-/Meta-Narrative Character Circulation“, Universität Tübingen.
  • 11. Dezember 2017: „Schlafende Bedrohung: Der Schläfer als Diskursfigur nach 9/11“; Gastvortrag in der Vorlesungsreihe „Medienkonvergenz“, Universität Tübingen
  • 17. November 2017: „The Sleeper Agent as Focal Point in Post-9/11 Pop-Culture “; Gastvortrag im Modul „Researching Culture, Film and Media“ des Department of Culture Film and Media, University of Nottingham
  • 2. Oktober 2017: „Hiding in Plain Sight: The Secret Identity as Blessing and Curse in Popular Narratives after 9/11“; Gastvortrag am Project Narrative, Ohio State University in Columbus, Ohio.
  • Forschungsaufenthalt in Columbus, Ohio und New York, New York von August bis Oktober 2017.
  • 01. Juli 2017: „Diskursive Überschneidungen zwischen Fakt und Fiktion nach 9/11“; Vortrag auf dem Workshops „Fakt/Fiktion: Referentielle Multimodalität in der digitalen Medienkultur", Universität Tübingen.
  • 24. März 2017: „Unreliable Character Identities Across Media: The Sleeper Agent as Character Type“; Vortrag auf der Jahrestagung der International Society for the Study of Narrative in Lexington, Kentucky.
  • 13. Oktober 2016: „Sleeping Threats – The Sleeper Character in Fictional Post-9/11 Threat Communication: Unsettlement Through Unknown Identities“; Vortrag auf dem „Mediality of Emotions and Politics”, Universität Tübingen.

David Scheu:

  • Forschungsaufenthalt in New York und Washington im Frühjahr 2017.
  • „Dealing with 9/11“; virtuelle Ausstellung: “Threatened Orders. Threat – Coping – Change”, (www.threatened-orders.com)
  • 21. September 2018: „The War on Terror as Identity Narrative“; Vortrag auf der Abschlusskonferenz des Teilprojekts G07 des SFB 923: „Medial Reflections: Threat Communication and the US-American Order after 9/11“, Universität Tübingen
  • 13. Oktober 2016: „Emotions and Political Identity since September 11“; Vortrag mit Georg Schild während des Workshops „Mediality and Politics of Emotions“, Universität Tübingen
  • 12. Mai 2016: „Threat Communication in the Bush Administration‘s Political Discourse since 9/11“; Vortrag mit Georg Schild im Rahmen der Vorlesungsreihe „Narrating 9/11: Media and the ‚War on Terror‘“, Universität Tübingen

Anne Ulrich:

  • Online-Publikation: „Es spukt im Internet. Wie eine Metapher den Blick auf Fake News trübt." In: Science Notes. Magazin für Wissen und Gesellschaft, 2. snmag.de/kaufen/02-gefahr/
  • 27. September 2018: Teilnahme an der Podiumsdiskussion „Propaganda und Medienwissenschaft” auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM), „Industrie“, Universität Siegen.
  • 20. September 2018: „Spectralities of Threat: Mediality and Media Theory after 9/11“, Vortrag auf der Abschlusskonferenz des Teilprojekts G07 des SFB 923: „Medial Reflections: Threat Communication and the US-American Order after 9/11“, Universität Tübingen
  • 4. Juli 2017: „Medialities of Threat in the Age of Terror“, Vortrag auf der Jahrestagung der Rhetoric Society of Europa, in Norwich, UK.
  • 21./22. April 2017: Workshop „Trump und das Fernsehen“ in Zusammenarbeit mit der AG „Fernsehgeschichte/ television studies“ der Gesellschaft für Medienwissenschaft, Universität Tübingen.
  • 21. April 2016: „Journalism after 9/11: Remediation and Premediation“, Vortrag mit Klaus Sachs-Hombach im Rahmen der Ringvorlesung „Narrating 9/11: Media and the ‚War on Terror‘“, Universität Tübingen.
  • 20. März 2016: „The Mediality of Visual Threat Communication“, Vortrag (zusammen mit Katharina Motyl, TP G06) auf der Jahrestagung der American Comparative Literature Association, , University of Harvard, Cambridge, Mass.

Lukas R.A. Wilde:

  • Aufsatz: „Falling in Line: Framing 9/11 and the ‚War on Terror‘ in Editorial Cartoons“, in: Framing Comics 1900 – 2000: Comics Rahmen, Hg. Christian A. Bachmann und Johannes Schmid, Berlin (2019, in Vorbereitung).
  • 5. Dezember 2018: „9/11 in Comics, Graphic Novels and Editorial Cartoons“; Gastvortrag im Modul „Researching Culture, Film and Media“ des Department of Culture Film and Media, University of Nottingham
  • 21. September 2018: „Falling in Line: Reflecting ‚9/11‘ in the Mediality of the Drawn Image“; Vortrag auf der Abschlusskonferenz des Teilprojekts G07 des SFB 923: „Medial Reflections: Threat Communication and the US-American Order after 9/11“, Universität Tübingen
  • 28. Juni 2018: „Reassuring Knowledge and the Thrill of the Unknown“; Vortrag mit Vanessa Ossa auf der Konferenz des SFB 923: „What Do We Still Know? Knowing and Forgetting in Times of Threat“, Universität Tübingen
  • 3. Juni 2018: „9/11 im Comic, oder: Bedrohte Ordnungen der Bilder“; Vortrag in der wissenschaftlichen Vortragsreihe der Gesellschaft für Comicforschung (ComFor): „Comicjournalismus“, auf dem 18. Internationaler Comic-Salon Erlangen
  • 23. Februar 2018: „Non-Fictional Comics as Historical Reenactment: Pictorial Representations of 9/11 beyond the Index“; Vortrag auf der internationalen Tagung der AG Comicforschung der GfM in Kooperation mit dem Gießener International Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC): „Graphic Realities: Comics as Documentary, History, and Journalism“, Universität Gießen
  • 13. Dezember 2017: „Einführung: Ordnungen und Rahmungen in visueller Satire: Cartoons, Karikaturen und Einbild-Witze als medialer Reflexionsraum“ sowie „Bildereignisse und Bildordnungen: Fotografische vs. gezeichnete Bilder vom 11. September 2001“; Vorträge auf dem Workshop des SFB 923 „Bedrohte Ordnungen“ und der Forschergruppe „Journalliteratur. Formatbedingungen, visuelles Design, Rezeptionskulturen“ (FOR 2288) (Ruhr-Universität Bochum), Universität Tübingen
  • 27. November 2017: „Grenzen des Abbildbaren: Fotografische vs. gezeichnete Bilder vom 11. September 2001“; Gastvortrag in der Vorlesungsreihe „Medienkonvergenz“, Universität Tübingen
  • 17. November 2017: „Framing 9/11 in the Mediality of the Drawn Image“; Gastvortrag im Modul „Researching Culture, Film and Media“ des Department of Culture Film and Media, University of Nottingham