Ästhetik und Funktion römischer Wirtschaftsbauten in den Nordwestprovinzen
Aufbauend auf den Ergebnissen der ersten Förderphase soll gefragt werden, ob und in welcher Weise die in Italien und Griechenland beobachtete Ästhetisierung von Wirtschaftsräumen in den römischen Nordwestprovinzen aufgenommen und verändert wird. Unter der römischen Herrschaft ab caesarischer, vor allem ab augusteischer Zeit, werden im heutigen Deutschland, Frankreich, in der Schweiz und den Niederlanden zahlreiche Kastelle und Städte errichtet. Die neu erbauten Gebäude orientieren sich an Vorlagen aus dem Mittelmeerraum, kopieren diese aber nur selten. Vielmehr werden die Gebäude den eigenen sozialen, funktionalen und künstlerischen Bedürfnissen angepasst. In den neu gegründeten Siedlungen entstehen u. a. diverse Wirtschaftsbauten, wie beispielsweise Forum mit Basilika und Tabernae, Macella und Horrea. Sie zeigen stellenweise aufwendig gestaltete Fußböden, bemalte oder stuckierte Wände und Decken, reich verzierte Bauornamentik sowie Inschriften und Statuen. Es ist zu vermuten, dass sie eine eigene spezifische Ästhetik aufweisen, die beispielsweise durch divergierende Materialen und Farben zu greifen ist. Diese eigene Ästhetik setzt sich von funktional anderen Gebäuden der gleichen Stadt ab, unterscheidet sich aber auch durch Baumaterial, Bautradition und Motive von vergleichbaren Bauten anderer Regionen. Das Forschungsprojekt untersucht somit die Wirtschaftsgebäude der Nordwestprovinzen auf ihre zugrundeliegende, eigene Ästhetik und ihre Transfer- und Transformationsprozesse sowie die zugehörigen Akteure*innen und Handlungskontexte.