Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2012: Alumni Tübingen

Physik als Grundlage für den Beruf: Interview mit dem Alumnus Dr. Dieter Kurz

Im vergangenen Sommersemester hielt Alumnus Dr. Dieter Kurz im Rahmen des Physikalischen Kolloquiums der Universität Tübingen die Kepler-Vorlesung zum Thema „Wie die Elektronik auf die Optik kam“. Kurz studierte von 1969 bis 1974 Physik an der Universität Tübingen. Im Anschluss promovierte er von 1974 bis 1979 in Angewandter Physik bei Prof. Dr. Gottfried Möllenstedt und Prof. Dr. Rumold Speidel. Seit 1979 ist Dieter Kurz bei der Carl Zeiss AG tätig. Nach verantwortlichen Positionen in der Entwicklung und Forschung, in Marketing und Vertrieb sowie im Vorstand ist er heute Vorsitzender in den Aufsichtsräten der Aktiengesellschaften Carl Zeiss und SCHOTT sowie Vorsitzender des Stiftungsrates der Carl-Zeiss-Stiftung. Im Interview mit Johannes Baral für „Uni Tübingen Aktuell“ berichtet Kurz von seiner Studienzeit in Tübingen und hat auch einige Ratschläge für die heutigen Studierenden für Studium und Berufswahl parat.

Sie waren kürzlich zu einem Vortrag im Rahmen des Physikalischen Kolloquiums an der Universität Tübingen zu Gast. Was hat es für Sie bedeutet, an Ihre Alma Mater zurückzukommen?

Es war eine sehr schöne Veranstaltung, und sie hatte für mich einen besonderen Reiz, da mein Vortrag im selben Hörsaal stattgefunden hat, in dem ich meine Doktorarbeit verteidigt habe.

Warum haben Sie sich damals für ein Studium an der Universität Tübingen entschieden?

Die Wahl des Studienorts lag nahe: Meine Familie stammt aus Tübingen. Physik war mein Wunschfach – und dafür war Tübingen auch eine gute Wahl. Ich hatte mich schon in der Schule für Mathematik und Physik begeistert. Während des Studiums fand ich das Themenangebot in Optik, Elektronik und Elektronenoptik am Institut für Angewandte Physik sehr spannend. Daher bin ich auch gerne in Tübingen geblieben.

Hatten Sie ein besonderes Interessensgebiet während des Studiums?

Sie können das aus dem Thema der Diplomarbeit ablesen. Da ging es um „Elektronenresist“, ein Material, das sich unter Elektronenbeschuss verändert und bei der Herstellung von elektronischen Schaltkreisen eine wichtige Rolle spielt. Ich habe auch gerne die Gelegenheit genutzt, beim Aufbau eines Praktikums für Halbleiterthemen bei Professor Speidel mitzuarbeiten. Die Halbleitertechnik fand ich sehr spannend. Sie ist auch während meines gesamten Berufswegs ein Schwerpunkt gewesen. Bei Zeiss habe ich damit erfolgreich Karriere gemacht.

In welchen Bereichen hat Ihnen Ihr Studium bei der beruflichen Laufbahn besonders geholfen?

Wenn man in einem Technologieunternehmen arbeitet, ist eine gute Grundausbildung in Physik, vor allem bei den Themen, die bis zum Vordiplom gefordert werden, eine große Hilfe. Für mich war konkret die Vertiefung in der Optik und Elektronenoptik, bei Dünnen Schichten und auf anderen Gebieten der Angewandten Physik wichtig. Vor allem aber ist aus meiner Sicht etwas Grundsätzliches entscheidend: Man lernt im Physikstudium zu lernen, man muss in der Lage sein, sich in kurzer Zeit in komplexe Themen einzuarbeiten und mit den neuen Erkenntnissen neue Entscheidungen zu treffen.

Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Studienzeit in Tübingen?

Die Zeit in Tübingen habe ich in ausgezeichneter Erinnerung. Tübingen war als Universitätsstadt überschaubar und es war sehr angenehm, dort als Student und Doktorand zu leben. 1969 und die Jahre danach waren Jahre großen gesellschaftlichen Umbruchs und auch im eher beschaulichen Tübingen war einiges davon zu spüren. In der Studentenschaft gab es Diskussionen nicht nur über gesellschaftliche Fragestellungen, auch die heute so präsenten Umweltthemen waren damals schon in der Diskussion. Dazu hat Tübingen ein breites Angebot an Kultur und ein wunderschönes Umfeld für Ausflüge am Wochenende.

Was würden Sie den heutigen Studierenden für Studium und Beruf raten?

Die heutigen Berufsbilder in der Industrie verlangen eine ausgezeichnete akademische Ausbildung mit gutem Abschluss. Dabei kommt es vor allem darauf an, dass man gelernt hat, sich schnell in neue, schwierige Fragestellungen einzuarbeiten. Das Wissen, das man vom Studium mitbringt, spielt nur in den ersten Jahren eine Rolle. Danach stehen andere, manchmal sehr komplexe Themen im Vordergrund. Zusätzlich sind gute Sprachkenntnisse und erste internationale Erfahrungen, beispielsweise über Auslandssemester, sehr hilfreich. Die Fächerwahl ist eine Frage der persönlichen Neigungen und Fähigkeiten. Sie spielt natürlich eine Rolle beim späteren Lebensweg und beruflichen Erfolg. Wichtig ist aber, dass man sich in seinem gewählten Beruf wohlfühlt, denn nur so kann man mit seinem gewählten Studium erfolgreich sein.