Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 1/2014: Alumni Tübingen

Universität Tübingen verzaubert

Zauberer und Alumnus David Pricking über Tricks, Mathematik und seine Studienzeit.

Münzen verschwinden, stattdessen tauchen Uhren wieder auf: David Pricking ist Deutscher Meister im Close-Up-Zaubern. Er wurde 1979 geboren und stammt aus Tuttlingen. Von 1999 an studierte er Informatik mit Nebenfach Physik an der Universität Tübingen. Eine Mathematik-Vorlesung bei Professor Frank Loose überzeugte ihn vom Fach, weshalb Pricking ein zusätzliches Studium der Mathematik aufnahm. Nach einer schweren Erkrankung wurde die Mathematik zum Hauptfach. Im Anschluss arbeitete er als Mathelehrer. Derzeit ist er in Elternzeit und freiberuflich als Zauberer tätig. Dabei tritt Pricking bei Firmenveranstaltungen, etwa bei der Daimler AG, bei Lego oder im Landtag von Baden-Württemberg auf, aber auch für private Veranstaltungen ist er buchbar. Zusätzlich hält Pricking Vorlesungen an der Fachhochschule in Villingen-Schwenningen. Auch an der Universität Tübingen ist David Pricking noch engagiert und organisiert etwa den „Tag der Mathematik“ mit.

Im Interview für Uni Tübingen aktuell spricht er mit Simona Steeger über das Zaubern, die Verbindung zu Mathematik und seine Studienzeit.

Warum haben Sie, trotz der Möglichkeit, nicht im Anschluss an Ihr Studium noch promoviert?

Der erste Grund war, dass ich kein Stipendium bekommen habe, obwohl ich mit 1,0 abgeschlossen habe. Ein weiterer Grund ist, dass ich fast ein Jahr in der Klinik lag – ich hatte Krebs – und dann denkt man auch über Sicherheit nach. Sonst hätte ich vielleicht auch ohne Stipendium promoviert, weil mir die wissenschaftliche Arbeit immer viel Spaß gemacht hat.

Sie zaubern, seit Sie 16 sind. Wie lernt man eigentlich zaubern?

Fast jeder fängt damit an, dass er einen Zauberkasten geschenkt bekommt, etwa zwischen acht und 13 Jahren. Mit 16 habe ich spät angefangen und zwar so, dass ich mir selbst einen Zaubertrick in einem Laden in Stuttgart gekauft habe. Dazu gibt es dann eine Beschreibung und sogar eine Vorführanleitung. Später stellt man fest, dass zu einem Kunststück mehr gehört als der bloße Trick. Die Unterhaltung, das was man zu einem Kunststück dazu erzählt, ist sehr wichtig. Es steckt häufig viel Arbeit darin, sich zu überlegen, wie man etwas präsentiert.

Verraten Sie uns einen Zaubertrick?

Das wäre ja kontraproduktiv – ich würde den Leuten die Illusion, dass gerade etwas Schönes passiert ist, nehmen, ich würde alles, worüber der Zuschauer während der Show gestaunt hat, kaputt machen. Das ist unbefriedigend, wie wenn man einem Kind Schokolade gibt und sie ihm kurz danach wieder wegnimmt.

Bei den deutschen Meisterschaften im Zaubern haben Sie 2014 den ersten Platz im Close-Up-Zaubern (Tischzauberei) belegt, wie geht es jetzt weiter?

Jetzt nehme ich erst einmal an weiteren Wettbewerben teil: an den Schweizer und den Österreichischen Meisterschaften, im September sind Europameisterschaften und nächstes Jahr im Juli sind Weltmeisterschaften.

Warum haben Sie sich für ein Studium an der Universität Tübingen entschieden?

Ich war schon damals Mitglied im „Magischen Zirkel“ (einer Vereinigung von Zauberkünstlern) in Stuttgart und wollte gerne in der Nähe bleiben. Deshalb hatte ich mir Stuttgart und Tübingen angeschaut und Tübingen hat mir einfach bedeutend besser gefallen. Auch wenn die Informatik etwas abseits auf dem Sand liegt und es sehr schwer war, hier ein Zimmer zu finden.

Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Studienzeit?

Vor allem die Zimmersuche ist mir sehr in Erinnerung geblieben. Man trifft ja auch immer dieselben Leute bei den Besichtigungen. Dann das Studium an sich: die ersten Vorlesungen, mit 200 Leuten in einem Raum zu sitzen. Außerdem habe ich meine Frau hier kennengelernt, auch wenn wir uns tatsächlich schon seit unserer Kindheit im selben Ort kannten. Das erste Stocherkahnrennen, das Entenrennen und vor allem das erste Mal mit dem Auto nach Tübingen zu fahren sind auch solche Dinge, die ich wohl nicht vergessen werde.

Wie lässt sich die Mathematik mit dem Zaubern verbinden?

Es gibt viele kleine Kartentricks oder geometrische Phänomene, die auf Mathematik basieren. Was ich viel mache ist etwas, das ich „Gehirnakrobatik“ nenne, zum Beispiel anhand des Geburtsdatums den Tag zu berechnen. Hier haben die Zuschauer zwar nicht das Gefühlt, dass es Zauberei ist, aber es ist dennoch faszinierend. Außerdem gibt es noch das „Magische Quadrat“. Das sind 16 Felder in einem Quadrat, in diese schreibt man Zahlen und die Summe der Diagonale, Waagrechte oder Vertikale muss immer dieselbe ergeben. Das zu erstellen, ist schwer.

Was würden Sie heutigen Studierenden für Studium und Beruf raten?

Schwierige Frage. Ich glaube das kommt sehr auf das Studium an. Der erste Tipp, würde ich sagen, ist der, dass man studieren sollte, woran man auch Spaß hat. Wenn man dann aber etwas weiter denkt, sollte man auch danach schauen, welche Berufsaussichten es später mit dem jeweiligen Fach gibt. Aber natürlich sollte man auch die Zeit nutzen, Freunde zu finden, Spaß zu haben, einfach die Zeit als Student mit vielen Gleichaltrigen zu genießen. Danach hat man vielleicht nicht mehr den denselben Freiraum.

Die Homepage von David Pricking: www.david-pricking.de